Das Abenteuer geht weiter: Schaldings Gahabka überzeugt – und bleibt in Amerika

27.02.2019 | Stand 19.09.2023, 0:53 Uhr
Jonas Kraus

Adrian Gahabka (vorne) ist mit 24 der älteste Spieler seiner Mannschaft.

Das Abenteuer geht weiter: Seit einem halben Jahr spielt Adrian Gahabka (24) nun für die amerikanischen College-Mannschaft der University of Vermont – und hat dabei offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Verteidiger bestritt alle Spiele für Vermont, stieg umgehend zur Führungsfigur auf – und darf nun länger in den USA bleiben als gedacht. Gut für Gahabka, schlecht für Regionalligist SV Schalding, der frühestens 2020 wieder mit dem 24-Jährigen rechnen kann.

Dass er gleich eine so zentrale Rolle einnehmen wird, hat Gahabka nicht unbedingt überrascht. Bereits vor zwei Jahren, damals noch als Bachelor-Student, war er in den USA, schnürte damals seine Schuhe für die North Caroline State University. Der amerikanische Fußball war also keine gänzlich neue Erfahrung für ihn. Gefreut hat es den Verteidiger natürlich dennoch, dass er seinem neuen Team auf Anhieb helfen konnte. "Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt." Das liegt nicht zuletzt an der profimäßigen Betreuung, die er und sein gesamtes Team erfahren. Neben dem Cheftrainer hat das College drei Assistenten angestellt, drei Fitness-Trainer und einen Zeugwart. Im Kader stehen 30 Spieler, darunter sechs Isländer, ein Portugiese und ein Kolumbianer. Unübersichtlich? "Nein, das ist alles super professionell", sagt der Verteidiger.

An der Professionalisierung merkt man, dass der Stellenwert von "Soccer" in den USA stetig steigt. "Fußball wird immer beliebter in den USA", weiß Gahabka und fügt an: "Der Stellenwert, den Sport hier insgesamt hat, ist gigantisch." Bis zu 3000 Zuschauer pilgerten zu den Spielen seiner Mannschaft in der vergangenen Saison, die der 24-Jährige als "sehr anstrengend" beschreibt – auch wegen der aufwendigen Reisen. College-Soccer ist wie fast jeder amerikanische Sport in verschiedene "Conferences" eingeteilt, räumlich eingegrenzte Gebiete, die dafür sorgen sollen, dass die Teams nicht für ein Spiel beispielsweise von der West- an die Ostküste fliegen müssen. Die Wege in den USA sind natürlich trotzdem enorm – nicht vergleichbar mit Gahabkas letzter Station bei Schalding in der Regionalliga Bayern. "Die kürzeste Anreise waren drei Stunden mit dem Bus", erinnert er sich, "dreimal mussten wir sogar fliegen."

Stressig sei das gewesen. Zwei bis drei Spiele pro Woche, dazwischen Training und dann ist da auch noch die Uni. Missen möchte er die Erfahrung aber nicht, "das ist eine super Zeit, bei der man enorm viel mitnimmt." Gahabka betritt alle Partien, gegen Yale gelang ihm sogar ein Treffer. Nur der Teamerfolg wollte sich nicht so ganz einstellen. Zwar erreichte Vermont in seiner Conference die Playoffs, in Runde eins aber war Schluss. "Da hat uns die Erfahrung gefehlt", sagt der gebürtige Dingolfinger, der mit seinen 24 Jahren der älteste Spieler des Teams ist. "Das Potenzial wäre auf alle Fälle dagewesen, dass wir noch weiter kommen."

Deshalb freut es den Verteidiger, dass er in der kommenden Saison einen neuen Anlauf nehmen darf. Eigentlich wäre sein Stipendium ausgelaufen, dank seiner überzeugenden Abwehrarbeit aber darf er eine Saison länger bleiben und kehrt nun statt im Juni erst Ende des Jahres zurück. "Das ist eine einmalige Chance", sagt Gahabka. Da im College-Soccer Spieler zwischen 18 und 25 Jahren eingesetzt werden dürfen und in der kommenden Saison gleich acht Akteure des Teams an der oberen Altersgrenze liegen, rechnet sich der 24-Jährige einiges aus. "Alles ist möglich, auch der Sprung in die landesweiten Playoffs."

Zunächst aber steht die spielfreie Zeit an, die sogenannte Off-Season. Auf die faule Haut legen kann sich Gahabka aber nicht, Partymachen und ausschlafen, wie man es aus amerikanischen College-Filmen kennt, ist nicht drin. Um sechs Uhr klingelt der Wecker, um acht beginnt die erste Trainingseinheit. Danach geht es noch für eine Stunde in den Kraftraum. Am Nachmittag steht dann der akademische Teil seines USA-Aufenthalts im Vordergrund. "Auch hier ist es eine Top-Uni", sagt Gahabka. "Es sind meist sehr kleine Kurse, in denen man richtig viel lernt." Nur eines sei nicht immer so optimal, gibt der BWL-Master-Student lachend zu: "Es herrscht fast immer Anwesenheitspflicht."

Bevor im August die neue Saison startet, nimmt Gahabka im Mai und Juni aller Voraussicht nach an der Summer League teil, einem Wettbewerb für hoffnungsvolle Talente und Spieler von amerikanischen Profi-Teams, die im Liga-Wettbewerb nicht wie erhofft zum Zug kommen. Dort wimmelt es nur so von Scouts. Gahabka geht zwar nicht davon aus, dass es für ihn in den USA zum Fußballprofi reicht, von vorneherein verbauen will er sich diese Chance aber auch nicht.

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