Comeback nach 7 Jahren Pause: Mit 42 erlebt Alexander Zitzl seinen dritten Fußballer-Frühling

08.04.2017 | Stand 18.09.2023, 22:40 Uhr

Sein Freund, der Ball: Wenn Alex Zitzl im Strafraum aufkreuzt, wird es für den Gegner des TSV Ringelai meist brandgefährlich. Der 42-Jährige ist treffsicher wie eh und je. − Foto: Escher

Eigentlich hatte er seine Fußballschuhe längst an den berühmten Nagel gehängt. Sieben Jahre ist es her, da verabschiedete sich Alex Zitzl (42) von der regionalen Fußballbühne. "Man vergisst, wie schön es ist, Mannschaftssport zu betreiben", sagt er. Anstatt mit dem runden Leder verbrachte er seine freie Zeit lieber mit der Familie im Schwimmbad, im Fitness-Studio, auf dem Fahrrad oder den Inline-Skates. Nun geht der frühere Bayernliga-Spieler wieder für seinen Heimatverein, den TSV Ringelai (Kreisklasse Mittlerer Wald), auf Torejagd. Und das mit Erfolg: Saisonübergreifend erzielte er in zwölf Spielen fünf Treffer. In der vergangenen Saison ist Zitzl maßgeblich am Klassenerhalt der Ringelaier beteiligt, auch in diesen Wochen ist die Mannschaft mit ihm drauf und dran, die Liga zu halten. Mit 23 Punkten liegen die Ohetaler auf Platz 8. "Einzig die Achillessehne macht mir noch ein wenig zu schaffen", sagt der gelernte Wirtschaftsfachwirt.

Wenn sich Alex Zitzl im Strafraum bewegt, scheint es so, als wäre er nie weg gewesen: Er stoppt sich den Ball, stellt seinen Körper dazwischen, strahlt Ruhe aus. Für die Gegner des TSV wird es meistens brandgefährlich. Leichtfüßig sprintet er im Ringelaier Ohestadion auf und ab, er schießt hart und platziert. Mit seinen 42 Jahren könnte Zitzl gut und gerne der Vater einiger seiner Mitspieler sein. Im Durchschnitt ist die Mannschaft 24 Jahre alt.

Er selber ist 22, als er zusammen mit seinem Bruder Christian das Spielertraineramt beim TSV Ringelai übernimmt. Zuvor spielt er mit dem TSV Waldkirchen in der Bezirksoberliga und dem 1. FC Passau in der Bayernliga (damals die vierthöchste Liga in Deutschland). In Ringelai mausert er sich nach und nach zur Vereinslegende. Zitzl ist ein Vollblutstürmer, in einer Saison erzielt er 37 Treffer und wird Torschützenkönig in der Liga. 2006 zieht er nach Waldkirchen um, er verabschiedet sich zum SSV Jandelsbrunn. Vier Jahre später beendet er seine Karriere.

Nun also der Rücktritt vom Rücktritt. Lange überlegt er nicht, als vor einem Jahr das Telefon klingelt und der TSV fragt, ob er aushelfen kann. Den letzten Ruck gibt ihm seine Frau Tina. "Freu’ dich doch, wenn sie dich in deinem Alter noch brauchen können", sagt sie. Und Alex Zitzl freut sich. Wieder für seinen Heimatverein aufzulaufen, sei für ihn eine "Herzensangelegenheit". Inzwischen ist er nicht nur ein vollwertiges Mannschaftsmitglied, sondern zählt zu den fittesten Spielern. Sein Geheimnis? "Ich ernähre mich gesund, treibe viel Sport und achte auf meinen Körper." Auf dem Platz geht Zitzl vorne weg, er führt die jungen Mitspieler an – und sorgt selbst für Torgefahr. "Das Kribbeln war gleich wieder da", sagt er und lacht. Er genießt seinen dritten Fußballer-Frühling. Ob er nochmal eine Saison verlängert? "Das hängt von meiner Achillessehne ab. Lust habe ich schon. Der Fußball würde mir auf jeden Fall fehlen."