Baustelle Bayern: Angefressene Profis, schweigende Bosse und Pep sagt schwere Zeit voraus

22.09.2014 | Stand 18.09.2023, 23:06 Uhr

Angefressen: Philipp Lahm und Thomas Müller übten nach dem HSV-Spiel Kritik. − Foto: dpa

Die Offensive des FC Bayern hat den Stress-Test in dieser Saison noch nicht bestanden. Das 0:0 beim leidenschaftlich kämpfenden Hamburger SV legte das Problem des Rekordmeisters offen: Vor dem gegnerischen Tor läuft die Bayern-Maschinerie trotz bekannter Dominanz nicht rund. Der Titelverteidiger hat mit acht Punkten und fünf erzielten Toren den schlechtesten Saisonstart in der Fußball-Bundesliga seit vier Jahren hingelegt.

"Da gibt es keine Ausreden, es muss einfach mehr von uns kommen", schimpfte Abwehrspieler Jerome Boateng. "Wir haben die erste Halbzeit im Tiefschlaf verbracht und nicht die Spannung auf den Platz bekommen, die man in einem Bundesligaspiel braucht", fauchte Thomas Müller. In beiden bisherigen Auswärtspartien kam das Team von Pep Guardiola nicht über Unentschieden hinaus. "Wir müssen mehr, mehr arbeiten", lautete die Schlussfolgerung des wortkargen Coaches.

Auf die Rotation – am Samstag hatten Xabi Alonso, Robert Lewandowski, Mario Götze und Mehdi Benatia zunächst auf der Bank Platz genommen – wird der Trainer wegen der Dauerbelastung nicht verzichten wollen. Angefressen waren Sportvorstand Matthias Sammer und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, die durch die Stadionvorhalle eilten und jeglichen Kommentar verweigerten. Von Gelassenheit keine Spur.

Selbst 73,7 Prozent Ballbesitz müssen nicht zwangsläufig zu Toren führen. "Wir hatten Probleme im Aufbauspiel und sind zu selten in die torgefährliche Zone gekommen", analysierte Torhüter Manuel Neuer, der in der Schlussphase vor einem Platzverweis stand, nachdem er weit außerhalb des Strafraumes den Ball mit der Hand abgewehrt hatte. Für Philipp Lahm sind die Vollstrecker im Team gefordert. "Es ist nicht so, dass wir zu wenig Torchancen haben. Wir haben genug. Nur machen wir die nicht rein", meinte der Ex-Nationalspieler. Dem neuen Torjäger Lewandowski, der bislang erst einmal getroffen hat, sei das Manko aber nicht anzulasten. "Das liegt nicht an den Stürmern", beteuerte Lahm.

Das schwere Champions-League-Spiel gegen Manchester City drei Tage zuvor, das erst durch einen Boateng-Sonntagsschuss in letzter Minute entschieden wurde, steckte dem Team noch in den Gliedern. Laut Guardiola wird es den FC Bayern aufgrund der englischen Wochen und der Verletztenmisere (Schweinsteiger, Badstuber, Martinez, Thiago, Ribery) wohl noch eine Weile auf Sparflamme geben. "Bis Dezember wird es schwer", meinte der Coach.

− dpa/red