"An der Motivation fehlt es nicht": Greilinger ist zurück in Deggendorf – und hat lange nicht genug

31.08.2019 | Stand 18.09.2023, 22:06 Uhr

Zurück im Trikot des Jugendklubs: Thomas Greilinger spielt in der kommenden Saison wieder für den Deggendorfer SC. −Foto: Rappel

Thomas Greilinger ist zurück beim Deggendorfer SC. Der Lokalheld trifft am Sonntag (17 Uhr) erstmals seit seinem Abschied auf seinen Ex-Klub ERC Ingolstadt. Die Panther-Legende empfängt mit dem DSC seinen langjährigen Klub zum Testspiel – und rechnet sich wenig Chancen aus. Wir haben vorab ausführlich mit ihm gesprochen.

Herr Greilinger, was ist das für ein Gefühl, am Sonntag gegen Ihren Ex-Klub ERC Ingolstadt anzutreten?
Thomas Greilinger: Mit Sicherheit wird das ganz lustig, mit den meisten habe ich ja letztes Jahr noch zusammengespielt. Ich habe gehört, dass ein Haufen Leute aus Ingolstadt kommen. Das wird bestimmt eine schöne Sache. Sportlich gesehen werden wir da aber nicht so viele Chancen haben, befürchte ich. Wir spielen gegen eine um zwei Klassen höhere Mannschaft. Alles andere, als dass das ziemlich deutlich für Ingolstadt ausgehen wird, würde mich sehr überraschen. Für Ingolstadt wird das wahrscheinlich nicht so einen großen Stellenwert haben. Da wird die Spannung auch nicht so hoch sein.

Werden Sie jubeln, wenn Sie ein Tor gegen Ingolstadt schießen?
Greilinger: Ja logisch! Man freut sich doch, wenn man ein Tor schießt. Das können sie mit Sicherheit verkraften.

Sie kehrten im Sommer zu Ihren Wurzeln nach Deggendorf zurück. War das ein Gefühl von Nach-Hause-Kommen?
Greilinger: Ja, mit Sicherheit. Ich war ja immer wieder da. Man kennt alles, man ist hier aufgewachsen. Das ist schon so, wie wenn man wieder nach Hause kommt. Ich habe auch viele Leute wiedergetroffen, die ich vielleicht seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Das war schon schön.

"Natürlich habe ich gehofft, dass sie die Klasse halten."

Der Deggendorfer SC kehrt nach einer Saison in der DEL2 wieder in die Oberliga zurück. Hat Sie der Abstieg geärgert?
Greilinger: Natürlich habe ich gehofft, dass sie die Klasse halten. Sie haben es bis zum letzten Spiel versucht, haben es aber leider nicht geschafft. Das wäre natürlich für Deggendorf gut gewesen. Aber darüber geärgert habe ich mich eigentlich nicht. Ich konnte ja keinen Einfluss darauf nehmen. Als ich damals in Deggendorf zugesagt habe, waren sie Tabellenletzter. Also konnte man damit rechnen, dass sie eventuell eine Liga tiefer spielen. Ist es schwierig, sich zu motivieren, wenn das Niveau nicht mehr so hoch ist?
Greilinger: Nein, das ist nicht schwierig, denn mir macht es nach wie vor Spaß. Logisch ist es ein bisschen anders als in der DEL und in Ingolstadt. Es ist klar, dass die Oberliga zwei Klassen tiefer ist und das Niveau nicht so hoch ist wie in der DEL. Du hast eine Halbprofimannschaft, von der die Hälfte arbeiten muss. Die Trainings sind auch nicht so intensiv. Trainiert wird abends. Das ist schon ein Unterschied. Aber an der Motivation fehlt es nicht.

Fiel Ihnen die Umstellung schwer?
Greilinger: Jein. Es ist halt einfach alles noch nicht so professionell wie bei DEL-Klubs, das muss man ganz ehrlich sagen. Aber das kann man hier auch nicht erwarten. Es arbeiten hier viele ehrenamtlich, es wird auch nicht so viel Geld in den Nachwuchs investiert wie in Ingolstadt. Dass das dann natürlich in Ingolstadt alles professioneller ist und dass Ingolstadt bessere Voraussetzungen für den Nachwuchs hat, ist verständlich. Aber wir sind auf einem guten Weg, es geht schon voran.

"Logisch sind die Erwartungen hier riesengroß"

Sie sind DER Star des Vereins und der gesamten Liga. Wie gehen Sie damit um?
Greilinger: Da gibt’s schon auch andere gute Spieler, so ist das auch wieder nicht. Ein paar können schon Eishockey spielen (lacht). Da war ich selbst ein bisschen überrascht im Training, das muss ich ganz ehrlich sagen. Und es gibt noch andere bekannte ehemalige DEL-Spieler wie den Gawi (Christoph Gawlik, d. Red.) oder René Röthke. Dann hast du noch zwei Ausländer, die auch nicht so schlecht sind. Also es ist nicht so, dass nur ich hier spiele, es spielen schon andere auch mit. Und man hat immer Druck, egal, in welcher Liga du spielst. Logisch sind die Erwartungen hier riesengroß, denn Deggendorf will ja den direkten Wiederaufstieg. Aber Druck hast du immer in deiner Karriere, das war in Ingolstadt nicht anders.

Bald beginnt die neue DEL-Saison. Würde es Sie doch noch mal reizen, dort anzutreten, oder haben Sie das inzwischen abgehakt?
Greilinger: Das habe ich jetzt mehr oder weniger abgehakt. Freilich verfolgt man es ein bisschen, aber im Endeffekt haben wir jetzt gerade selbst genug zu tun, dass man gar nicht so viel darüber nachdenken kann.

"Ich habe das Gefühl, dass Spieler, die in anderen Ländern ausgebildet werden, läuferisch besser sind."

Sie sind seit Mai zudem Nachwuchs-Cheftrainer in Deggendorf. Was genau sind Ihre Aufgaben als Nachwuchstrainer?
Greilinger: Ich trainiere hauptsächlich die U7-Mannschaft fest, bei der U9 bin ich mehr oder weniger Co-Trainer. Meine Aufgabe ist es, im Nachwuchs Trainer ein- und auszustellen, und ich kümmere mich um die Trainer- und Eiseinteilung. Wir haben bereits gewisse Richtlinien entworfen und ein Trainingscamp gemacht. Welche Ziele verfolgen Sie in der Ausbildung?
Greilinger: Ich bin der Meinung, dass wir in Deutschland allgemein läuferische Probleme haben. Ich habe das Gefühl, dass Spieler, die in anderen Ländern ausgebildet werden, läuferisch besser sind. Und wir haben natürlich den Riesennachteil, dass wir hier im Gegensatz zu anderen Ländern vier Monate lang kein Eis haben. Wir haben uns vorgenommen, dass wir uns hier viel auf das Schlittschuhlaufen und Stickhandling konzentrieren. Erst im Alter von 13 Jahren fangen wir mit Taktik an.

Wie bekommen Sie die Oberliga-Spiele und die Nachwuchsspiele unter einen Hut, gibt es da terminliche Überschneidungen?
Greilinger: Nein, denn die U7 hat relativ wenige Turniere. Darum kann ich ja keine ältere Mannschaft betreuen, solange ich selber spiele. Und sollte es sich wirklich mal überschneiden, springt mit Sicherheit ein anderer Trainer für mich ein.
Sie haben sich vor ein paar Wochen noch einmal zum ERC geäußert und über das fehlende Angebot der Ingolstädter nach Ihrer Karriere gesprochen. Dazu nahm auch der ERC Stellung. Fließt da böses Blut zwischen Ihnen und dem Klub?
Greilinger: Nein, gar nicht. Ich habe die Stellungnahme von Ingolstadt auch gelesen, und im Endeffekt haben sie ja das bestätigt, was ich gesagt hatte. Die Frage an mich war nur, ob ich ein Angebot von Ingolstadt als Nachwuchstrainer oder für nach meiner Karriere bekommen hätte. Und das war nicht der Fall. Das ist ja jetzt nichts Schlimmes. Ich finde das echt brutal, dass das so aufgebauscht worden ist.

Der ERC hat Ihnen einen Trainerlehrgang finanziert und Ihrem Wunsch, den Vertrag frühzeitig aufzulösen, entsprochen. Es hat viele überrascht, dass Sie dann nachgetreten haben. Würden Sie Ihre Aussagen so wieder treffen?
Greilinger: Ich habe nicht nachgetreten. Das war einfach eine Frage, und ich hab’ sie ehrlich beantwortet. Das hat nichts mit Nachtreten zu tun. Meinen ersten Trainerschein hat Deggendorf bezahlt, Ingolstadt hat mir einen Techniktrainerschein bezahlt, aber das war alles vertraglich festgelegt. Die wären da gar nicht drumrum gekommen. Und ich habe das ja alles freiwillig gemacht. Das war nicht so, dass ich da extra was bekommen habe.
Das Interview führte Julia Pickl.