Lexus
Ein Japaner lässt die Muskeln spielen

Der Lexus LC500 ist ein brachial abgestimmter Gran Turismo mit V8-Motor, 477 PS und Zehngang-Automatik

13.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr

Hingucker: Das Heck des Lexus LC500 dürfte zumindest im deutschen Straßenverkehr für Aufsehen sorgen. - Foto: Lexus

Lexus? Das sind doch die Leisetreter in der Luxusklasse, die zumindest in Europa seit Jahren erfolglos gegen Audi, BMW und Mercedes antreten. Für die meisten Modelle der vornehmen Toyota-Tochter trifft diese grob vereinfachte und sicher nicht ganz objektive Einschätzung tatsächlich zu.

Zu vernünftig, zu vorsichtig und vor allem zu verliebt in den Hybridantrieb sind die Ingenieure, als dass sie einen echten Pulsbeschleuniger auf die Räder gestellt hätten. Bis jetzt zumindest. Doch bald kommt ein Lexus, bei dem das alles anders ist: Bitterböse, bullig und brutal gezeichnet, brachial motorisiert, bretthart abgestimmt und rundherum hoffnungslos unvernünftig - wenn im Sommer zu Preisen knapp unter 100 000 Euro der neue LC500 an den Start geht, dann wirken selbst Autos wie ein Sechser-BMW oder eine zweitürige S-Klasse brav und bieder.

Das liegt zum einen am messerscharfen Design des 4,77 Meter langen Luxusgleiters, das sich seit der ersten Studie auf der Motorshow in Detroit im Januar 2012 kaum mehr geändert hat. Deshalb stiert der Gran Turismo noch immer aus zwei feurigen LED-Brennern in die Nacht. Er verschlingt seinen Vordermann durch einen hungrig aufgerissenen Kühlerschlund, fängt die Blicke mit Rückleuchten, die in unendliche Tiefen zu entschwinden scheinen. Und vor allem hat er ein Heck, das mit seiner bulligen Breite provoziert.

Aber es liegt vor allem an seinem wunderbar unvernünftigen 477-PS-Motor: Während die Japaner sonst das Hohelied des Hybridantriebs singen, kontern sie die kleinvolumigen Turbos der Konkurrenz mit einem V8-Motor von fetten fünf Litern Hubraum und geben damit den Punker im Knabenchor.

Unter 4000 Touren fast noch verhalten, muss man dem Motor nur ein wenig die Sporen geben, dann bollert und brüllt er alle anderen nieder: Wenn 540 Nm zupacken und die konkurrenzlose Zehngang-Automatik mit der Kompromisslosigkeit eines Schnellfeuergewehrs und dem Taktgefühl eines Star-Dirigenten schaltet, dann stürmt der Reis-Racer in 4,4 Sekunden von 0 auf 100 und danach so unbändig weiter, dass die Entwickler bei 270 Sachen sicherheitshalber die Reißleine ziehen.

So aggressiv das Coupé auftritt und antritt, so kuschelig geht es im Innenraum zu - zumindest wenn man den Japanern nicht den Blödsinn mit dem 2+2-Sitzer glaubt. Denn in der zweiten Reihe können selbst Kleinkinder allenfalls kauern.

So faszinierend der LC500 fährt und so gut das Auto zu Akio Toyodas Kampf gegen die automobile Langeweile seiner Konzernmarken passt, so wenig passt der LC500 zum Image von Lexus als verantwortungsbewusste Luxusmarke. Stattdessen wirkt er wie das schwarze Schaf in der Familie und macht die Japaner so verlegen, dass sie aus lauter Political Correctness doch noch einen Hybriden nachschieben. ‹ŒSP-X