"Feiertyp" und die Zahl 44: So tickt Deutschlands neuer Ski-Held Thomas Dreßen

23.01.2018 | Stand 17.09.2023, 21:53 Uhr

Augen zu und genießen: Thomas Dreßen bei der Siegerehrung in Kitzbühel. − Foto: Roland Schlager/APA/dpa

Thomas Dreßen (24) aus Mittenwald ist mit seinem Abfahrtssieg in Kitzbühel mitten hineingefahren ins ganz große Rampenlicht. Und nicht nur die deutschen Kommentatoren, sondern auch die österreichischen Kollegen flippten bei seinem wilden Ritt regelrecht aus. Aber wer ist dieser oberbayerische Bursch’, der so bodenständig und authentisch daherkommt, eigentlich? Wie tickt der neue deutsche Sportheld? Der Versuch einer Annäherung.

Die Familie: Man hört’s seinem bayerischen Dialekt nicht an, aber geboren ist Thomas Dreßen in Jülich/NRW. Mit seinen Eltern Dirk und Martina sowie dem zwei Jahre jüngeren Bruder Michael zog er noch vor Beginn der Grundschulzeit nach Mittenwald. Viel berichtet wurde übers Wochenende über den Tod von Dreßens Vater, der im Herbst 2005 beim Seilbahn-Unglück in Sölden ums Leben gekommen war. Zur Erinnerung an seinen Vater trägt Dreßen auf seinem Skihelm links und rechts die Zahl 44 für zweimal den vierten Buchstaben des Alphabets D – die Namensinitialen seines Vaters. Der Verlust des Vaters hat ihn geprägt, wie er am Wochenende indirekt einräumte. "Das ist mir durch den Kopf gegangen" sagte Dreßen nach seiner Siegfahrt, um gleich nachzuschieben: "Der Dank geht nicht nur nach oben, sondern auch zu meiner Mama. Wenn die mich nicht so unterstützt hätte und hinter mir gestanden wäre, wäre ich nicht hier." Heute lebt Dreßen mit seiner Freundin in Scharnstein am Traunsee / Oberösterreich.

Der Typ: Dass Thomas Dreßen seine Emotionen nicht in sich hineinschluckt, war schon gleich nach der Zieldurchfahrt in Kitzbühel erkennbar, als die Mikrofone viel Unverfälschtes einfangen konnten ("Ja", "ja", oafach geil"). "Ich bin schon eher ein Feiertyp und werde mit Sicherheit mit dem ein oder anderen anstoßen und darauf trinken, das gehört dazu", sagte er nach seinem Triumph. Auf alle Fälle ruht der junge deutsche Streif-Sieger in sich. Als auf dem Siegerpodest die Nationalhymne erklang, legte Dreßen den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. "Ich habe einfach probiert, die ganze Stimmung, die ganze Atmosphäre aufzusaugen und zu genießen, wenn sie die Hymne für mich spielen", sagt er. Von Abgehobenheit hält der neue Ski-Held aber nichts. Auf die Frage, ob er denn schon was von der "Unsterblichkeit" eines Streif-Siegers spüre, sagte er: "Ich fühle mich auch nichts anders als davor. Außer dass ich jetzt glücklich bin."

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