Dramatischer Rückkampf
Traunsteiner Ringer verlieren gegen Nürnberg 13:15 und steigen trotzdem in die Bayernliga auf

31.12.2024 |

David Diks Auftaktsieg (rotes Trikot) legte die Grundlage für den Traunsteiner Gesamterfolg. − Foto: Wittenzellner

„Mehr Spannung geht nicht“, schüttelte ein Zuschauer in der Turnhalle am Annette-Kolb-Gymnasium den Kopf, verloren die Ringer des TV Traunstein doch ihren Heimkampf mit 13:15 gegen den extrem stark aufgestellten SC Nürnberg, der als Meister der Landesliga Nord dem TVT als Süd-Meister alles abverlangte. Am Ende entführten die Franken den Sieg mit zwei Punkten Abstand – also exakt die Differenz, die die Traunsteiner beim 18:16 in der Lebkuchenstadt vorgelegt hatten.

Wer steigt nun in die Bayernliga auf? Es dauerte fast eine knappe halbe Stunde mit detailliertem Nachrechnen, ehe der gewohnt sicher leitende Kampfrichter-Referent des Bayerischen Ringer-Verbandes Robert Reitmeir, Ligenreferent Jens Heinz sowie Verbands-Vizepräsident Reinhard Hogger den bereits jubelnden Nürnbergern und den geknickt wirkenden TVT-Sportlern das Ergebnis überbrachten: Traunstein verbuchte bei den Punktsiegen den entscheidenden Erfolg. Die Turnhalle glich einem Tollhaus, war doch ein Großteil der rund 300 Zuschauer bis zuletzt geblieben, als noch lange an der Frage gerechnet wurde, wer letztendlich den Sprung nach oben schafft. Die Traunsteiner Fans feierten ihre künftigen Bayernliga-Ringer und freuten sich über den Erfolg und den Aufstieg in die dritthöchste bayerische Klasse, in der der TVT zuletzt 2017 mitmischte. – Die Kämpfe im Einzelnen:
Bis 57 kg Greco: David Dik tat sich schwer gegen Ahad Karimzadah und lief einem Rückstand hinterher. Mit zunehmender Dauer kaufte er aber seinem Kontrahenten den Schneid ab und siegte per technischer Überlegenheit.
Bis 130 kg Freistil: Laszlo Egervari bekam mit Artur Sarkisjan einen erfolgreichen Teilnehmer der U20-WM vorgesetzt. Der Traunsteiner brachte den Tschechen zunächst an den Rande einer Schulterniederlage. Dann musste er dem Tempo des Gästeakteurs Tribut zollen und verlor 4:9.
Bis 61 kg Freistil: Eine lösbare Aufgabe bekam Manuel Kuliev mit Mark Kling vorgesetzt. Dennoch kam der Trostberger nie richtig ins Duell und fiel mehrfach auf einen Abzwicker herein, aus den es nur schwer ein Entrinnen gab. Am Ende rettete sich Kuliev über die Zeit – beim 2:8 musste er zwei einkalkulierte Punkte abgeben.
Bis 98 kg Greco: Serafym Hrymaliuk stellte sich im Stand geschickt dem Nürnberger Artur Shogenov entgegen und verteidigte seinen 3:2-Punktsieg bis zum Schluss geschickt.
Bis 66 kg Greco: Die Devise für Justin Flemmer im Mattenduell gegen Nürnbergs Erfolgssportler Andre Bordihn war klar: Nur keine maximale Wertung abgeben. Der Gästeakteur machte mit seiner ganzen Erfahrung ordentlich Druck und Punkte, ließ jedoch konditionell nach. Flemmer hingegen hielt den Druck hoch und ließ sich vom erfahrenen Mattenakteur nicht verladen. Das 1:11 war daher eher ein Punktgewinn für den TVT als ein Erfolg für die Gäste.
Bis 86 kg Freistil: Luca Zeiser machte gegen den deutlich schwereren Hamed Letaief Dampf, verletzte sich jedoch bereits nach der ersten Aktion an der Schulter. Routiniert mit dosiertem Vorwärtsgang beherrschte er seinen Kontrahenten und holte beim 12:8 mit Take-Downs und Beinschrauben zwei Punkte.
Bis 71 kg Freistil: Ilja Vorobev ging wieder klar favorisiert gegen Khasan Kerimow zu Werke. Dieser stellte sich nach seiner hohen Vorrunden-Niederlage besser auf den Traunsteiner ein, wurde beim 10:2 Vorobevs jedoch nicht wirklich gefährlich.
Bis 80 kg Greco: Der Vorwärtsdrang von Andreas Dik war von Michael Welz nicht zu stoppen. Dessen passive Ringweise wurde vom Mattenleiter Reitmeir mit zwei Verwarnungen bestraft – eine Disqualifikation lag in der Luft. Am Ende standen ein sicheres 14:0 sowie drei Wertungszähler zu Buche. Der letzte Punkt, der dem TVT vorzeitig den Gesamtsieg gesichert hätte, blieb den Traunsteinern verwehrt und sollte sich später noch rächen.
Bis 75 kg Greco: Georg Rasumny ging mit verletzungsbedingtem Trainingsrückstand gegen den technisch versierten George Udesiani auf die Matte und sah sich schnell mehreren gefährlichen Situationen ausgesetzt. Rasumny kam jedoch nach und nach besser ins Duell und holte Punkt um Punkt. Dennoch musste der zusätzlich durch eine Grippe geschwächte Weltergewichtler beim 7:22 vier Wertungspunkte abgeben.
Bis 75 kg Freistil: Nun lag’s an Andreas Rasumny, der gegen den deutlich schwereren Masih Akbari auf die Matte musste. Letzterer war im Hinkampf nach einer Disqualifikation von der Matte geflogen. Der Nürnberger nutzte seine Vorteile und schulterte den Traunsteiner zum Entsetzen der heimischen Fans. Der Gleichstand in der Gesamtaddition ließ die Nürnberger kurz jubeln, ehe die detaillierte Nachrechnung die Traunsteiner Ringerherzen höherschlagen ließ: Das erklärte Saisonziel – der Aufstieg in die Bayernliga – ist perfekt.

− awi