Athletes for Ukraine
Nach einem Jahr: Vereinsgründer Jens Steinigen sagt „Danke“ und zieht Bilanz

06.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:23 Uhr

Vereinsgründer Jens Steinigen (56/links), hier mit seinen Mitstreitern Lisa Loch aus Berchtesgaden und Wolfgang Pichler aus Ruhpolding bei der Sportlerehrung 2022, zieht Bilanz über ein Jahr Athletes for Ukraine. −F.: Kas

Am 6. März 2022 ist in Traunstein der Verein Athletes for Ukraine gegründet worden. Genau ein Jahr danach zieht Gründer Jens Steinigen (56) kurze Bilanz und dankt allen Mitgliedern und Förderern in einer Mitteilung. „Wir möchten unser Engagement weiter ausbauen und erreichen, dass sich die gesamte Sportwelt gemeinsam engagiert, damit der Prostest gegen den russischen Angriffskrieg noch lauter wird und weiter gezielt geholfen werden kann“, schreibt der Traunsteiner Rechtsanwalt, der in Siegsdorf zu Hause ist.

Es gelte nun dafür zu sorgen, dass die Menschen der Ukraine nicht vergessen werden und dass sie auch weiter Hilfe bekommen, dass nicht aus Gewohnheit Ignoranz wird, ergänzt Steinigen, der als Biathlet 1992 mit der deutschen Staffel in Albertville Olympia-Gold geholt hat. Wörtlich heißt es in seinem Statement: „Wir fordern alle auf, auch weiterhin zu helfen, sich zu engagieren. Um diese Hilfe weiter leisten zu können, ist Athletes for Ukraine weiter auf Spenden angewiesen, die ganz gezielt dort eingesetzt werden, wo Hilfe dringend benötigt wird.“

Protest sollte überall und jederzeit sichtbar sein

Der Siegsdorfer, der im Oktober letzten Jahres mit seinem Team von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit dem Bayerischen Sportpreis in der Kategorie „Sportler mit Herz“ ausgezeichnet wurde, erklärt nochmals das Ziel, mit dem der Verein vor einem Jahr angetreten sei: „Wir wollten zunächst Profisportler, Trainer, Hobbysportler und Fans vereinen, um gemeinsam Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine und für den Frieden zu setzen.“ Der Protest sollte überall und jederzeit sichtbar sein, insbesondere bei Sportveranstaltungen. Inzwischen habe der Verein über 300 Mitglieder, darunter viele Olympiasieger und Weltmeister. „Wir zeigen über den Protest gegen den Krieg hinaus in vielen Bereichen Solidarität mit den Menschen in der Ukraine – ganz im Sinne der olympischen Bewegung, den Sport in den Dienst der Menschheit zu stellen, dadurch den Frieden zu fördern und zur Schaffung einer friedlichen und besseren Welt beizutragen“, schreibt Steinigen.

Schon kurz nach der Gründung des Vereins seien Hilfstransporte organisiert worden. Man habe Hilfsgüter in die Ukraine gebracht und Geflüchtete von der ukrainischen Grenze mit nach Deutschland in Sicherheit genommen. Inzwischen habe der Verein Hilfsgüter im Wert von mehr als einer Million Euro in die Ukraine geliefert. Kooperationspartner in der Ukraine hätten diese an Opfer des Krieges, also Flüchtlinge, Kinder, Hilfsbedürftige, alte und behinderte Menschen sowie an Krankenhäuser und Kinderheime verteilt. Dafür sei eigens ein Lkw angeschafft worden.

Aktuell bundesweite Aktion Kindersporttage

Auch im laufenden Jahr setze der Verein die humanitäre Hilfe fort und führe regelmäßig Hilfstransporte durch. Der ehemalige Leistungssportler weist auch darauf hin, dass der Verein nach wie vor gezielt Hilfsobjekte und Aktionen für geflüchtete Kinder und Familien initiiere. „Mit Unterstützung der Deutschen Vermögensberatung und der Generali wird aktuell bundesweit die Aktion Kindersporttage durchgeführt“, heißt es weiter. Geflüchtete Kinder sollten dadurch noch besser in den Vereinssport integriert werden. Deshalb rufe man nochmals alle Sportvereine hierzulande auf, sich an der Aktion zu beteiligen. Und in der Ukraine selbst würden gezielt Projekte unterstützt, um die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern.

Steinigen führt gezielt die 1977 in Chernihiv gebaute Schule „Regional Specialized Childrens and Youth School“ an. Die sei bereits in den ersten Kriegstagen im Februar 2022 von der russischen Armee angegriffen und durch Bomben völlig zerstört worden. Das gesamte Sportmaterial sei damals verbrannt worden. Steinigen: „Damit die Kinder und Jugendlichen wieder trainieren können wurden Skistöcke, Skiroller, Langlaufski und -Schuhe und ein Skidoo für vom Verein besorgt und nach Chernihiv gebracht.“

„Der Krieg ist aber noch nicht vorbei“

Abschließend stellt Steinigen fest: „Wir dürfen mit dem Protest unserer Hilfe und Unterstützung nicht nachlassen. Wir haben schon viel geschafft, der Krieg ist aber noch nicht vorbei.“ Es würden weiter Wohnhäuser und zivile Einrichtungen durch russische Raketen zerstört. Kinder, Frauen und Männer müssten sterben, würden verstümmelt, vergewaltigt und verschleppt. Und dann spricht er nochmals Klartext: „Die Ukrainer werden ihr Land nicht aufgeben. Das haben die vergangenen zwölf Monate gezeigt. Es hängt auch von unserer Unterstützung ab, wie schnell der Krieg beendet werden kann.“

− kk