Weiter geht’s in Östersund
„Da spielen die Emotionen schon verrückt“: Wie der Eisenärzter Sossau Rang 3 mit der DSV-Staffel erlebt hat

07.12.2023 | Stand 08.12.2023, 9:27 Uhr |

Jubel bei der deutschen Langlauf-Staffel der Herren: Friedrich Moch (von links), Albert Kuchler, Janosch Brugger und der Eisenärzter Anian Sossau landeten beim Weltcup in Gällivare auf Platz 3. − Foto: imago images

Mit dem ersten Podestplatz für eine deutsche Langlauf-Staffel der Herren seit Februar 2011 hat der DSV am Sonntag beim Weltcup im schwedischen Gällivare für eine Überraschung gesorgt. Einen wesentlichen Anteil daran hatte ein Oberbayer: Anian Sossau aus Eisenärzt (Gemeinde Siegsdorf) sicherte als Schlussläufer hinter den übermächtigen Norwegern und Schweden Rang 3. „Es war einfach megacool“, freut sich der 23-Jährige, der sich bereits in Östersund befindet, wo am Wochenende 9./10. Dezember die nächsten Rennen anstehen.

Dass er im Aufgebot der 4x7,5-Kilometer-Staffel steht, hat Sossau einen Tag zuvor nach seinem 43. Platz im Freistil über zehn Kilometer erfahren. „Da war ich dann schon ganz schön nervös“, erzählt er. Schließlich sei der Druck als Schlussläufer nochmal ein anderer. Selbst wenn die drei Teamkollegen davor eine gute Leistung zeigen, „kann das dann noch in die Hose gehen, wenn man selbst versagt“. Nachdem Janosch Brugger und Albert Kuchler vorgelegt hatten, übergab Deutschlands aktuell bester Langläufer Friedrich Moch nach starker Leistung auf Rang 3 an Sossau. „Tatsächlich war ich gar nicht mehr so nervös, als es für mich losging“, betont der Oberbayer. „Ich hatte sehr viel Lust aufs Rennen und habe mich gut gefühlt.“ Das Anfangstempo war hoch, „das war schon meine Obergrenze“, so der Athlet des SC Eisenärzt. Dennoch hielt er zunächst mit dem Schweden Edvin Anger und dem Norweger Jan Thomas Jenssen mit, ehe er nach dreieinhalb Kilometer abreißen lassen musste, „ich bin dann mein eigenes Tempo gelaufen“. Zu den Verfolgern hatte Sossau bis dahin bereits ein gutes Polster aufgebaut, das sich auch in der Folge nicht mehr bedrohlich verringerte. „Ungefähr einen Kilometer vor dem Ziel habe ich mich dann wieder gefangen“, sagt der Oberbayer, den Vorsprung rettete er vor den Italienern ins Ziel. „Das war schon ein überraschendes Ergebnis, ich habe damit nicht gerechnet. Ich war sprachlos und überglücklich.“

Die Freude im Team war groß, nachdem auch der Damen-Staffel mit Rang 2 ein tolles Ergebnis gelungen war. Großartig gefeiert wurde dennoch nicht, die Saison ist noch lang, deshalb sei nach den Wettkämpfen auch die Regeneration von Bedeutung, erklärt der 23-Jährige. Zahlreiche Glückwünsche ließen natürlich nicht lange auf sich warten, Sossau erhielt einige Nachrichten aus der Heimat – vor allem über WhatsApp und Instagram. Für ihn war’s übrigens nicht der erste Weltcup-Podestplatz. Bereits im Februar landete er mit der Mixed-Staffel gemeinsam mit Kuchler, Katharina Hennig und Victoria Carl ebenfalls auf dem 3. Platz. Überhaupt mache der DSV im Langlauf Fortschritte, findet der Oberbayer. Beim Blick auf die dominierenden – vor allem skandinavischen – Nationen ist das kein leichtes Unterfangen. „Wir haben ein sehr starkes Damen-Team.“ Auch Moch mischt immer wieder in der Weltklasse mit. Gute Ergebnisse würden das ganze Team pushen, so Sossau. Er selbst ist im Januar 2020 beim City-Sprint in Dresden zum ersten Mal im Weltcup an den Start gegangen. Dem Sportsoldaten wurde die Begeisterung fürs Langlaufen mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Als jüngstes von vier Kindern ist er in einer sportbegeisterten Familie in Eisenärzt direkt an der Loipe aufgewachsen, bereits mit zwei Jahren stand er auf Langlaufskiern, „ich bin da quasi reingerutscht“, erklärt er.

Hoffnung auf Top-15-Platz im Einzel

Für die Weltcup-Athleten ging’s bereits weiter nach Östersund. Dort stehen für die Damen und Herren am Samstag, 9. Dezember, die Sprints im klassischen Stil und am Sonntag, 10. Dezember, die Freistil-Einzelrennen an. Nach dem Erfolgserlebnis in Gällivare den Fokus für die nächsten Rennen zu finden, sei nicht einfach gewesen, sagt der 23-Jährige. „Da spielen die Emotionen schon verrückt. Man hat das immer wieder im Kopf, und es dauert etwas, bis man das verarbeitet hat.“ Für sich selbst hofft er – „wenn alles klappt“ – in der laufenden Saison auch im Einzel noch auf einem Top-15-Platz im Weltcup zu landen. Langfristig gesehen soll’s selbstverständlich noch weiter nach oben gehen, „das Wichtigste ist natürlich, dass man gesund und verletzungsfrei bleibt“, betont Sossau.