Verdienter Lohn für Wahl-Ruhpoldingerin
Comeback im Biathlon-Weltcup nach fast vier Jahren: Steffi Scherer startet im Einzel

15.01.2025 |

Locker, gelöst und voller Vorfreude präsentierte sich Steffi Scherer beim Damen-Training in der Chiemgau-Arena. Im Einzel darf sie dort am Donnerstag, 16. Januar, das zweite Weltcup-Rennen ihrer Karriere bestreiten. − F.: Seifert

Es ist der verdiente Lohn für bärenstarke Auftritte im IBU-Cup, der „zweiten Liga“ im Biathlon: Steffi Scherer (28) vom SC Wall darf nach fast vier Jahren am Donnerstag, 16. Januar, beim Einzelrennen der Damen in der Chiemgau-Arena ihr zweites Weltcup-Rennen ihrer Karriere bestreiten. Die Wahl-Ruhpoldingerin hat nach einer Berg- und Talfahrt in der Vergangenheit bemerkenswerte Comeback-Qualitäten bewiesen.

2016 war die Landespolizistin in den Nationalkader aufgenommen worden und hatte im Januar 2019 ihr Debüt im IBU-Cup gefeiert. In der folgenden Saison feierte sie in Obertilliach ihre ersten IBU-Cup-Siege, ließ etliche weitere Top-ten-Platzierungen folgen und gewann in Minsk EM-Silber in der Single-Mixed-Staffel gemeinsam mit Justus Strelow. Nach Platz vier in der IBU-Cup-Gesamtwertung wurde Scherer Mitte März 2020 erstmals für den Weltcup nominiert – im Sprint von Kontiolahti verpasste sie nach drei Schießfehlern als 63. die Qualifikation für die Verfolgung.

Bittere Jahre mit Krankheiten und Verletzungen

Trotzdem: Der Weg schien bereitet für weitere Höhenflüge – erst Recht nach dem EM-Titel in der Single-Mixed-Staffel 2021 in Duszniki erneut mit Justus Strelow. Doch es folgten bittere Jahre: „Ich war von Krankheiten und Verletzungen geplagt, habe im Training einiges verkehrt gemacht, und die Leistungen haben einfach hinten und vorne nicht gepasst“, sagt Scherer im Rückblick.

Sie flog aus dem DSV-Kader und kämpfte sich zwei komplette Saisons durch den Deutschlandpokal, die „dritte Biathlon-Liga“. Beide Male gewann sie die Gesamtwertung, erhielt daraufhin zur vergangenen Saison wieder einen Platz im Förderkader des DSV – und zeigte „Stehauffrauchen“-Qualitäten: Nach mehreren Top-Platzierungen im IBU-Cup und bei der EM wurde sie wieder in die B-Mannschaft des DSV berufen. Das Training mit Andi Birnbacher daheim in Ruhpolding trug weitere Früchte: Vor Weihnachten feierte die 28-Jährige im IBU-Cup in Obertilliach den Sieg im Massenstart 60 – vor einer gewissen Paula Botet, die zuletzt beim Weltcup in Oberhof für Furore sorgte.

„Quervergleiche sind meines Erachtens immer schwierig“

„Quervergleiche sind meines Erachtens immer schwierig, aber Paula hat auf alle Fälle gezeigt, dass das Niveau im IBU-Cup sehr hoch ist und wie schnell es im Biathlon auch nach oben gehen kann“, so Scherer. Nach weiteren drei Top-12-Platzierungen im jüngsten IBU-Cup am Arber macht sie sich keinen Druck für das Weltcup-Rennen am Donnerstag: „Ich habe mich erstmal extrem gefreut, als am Sonntagabend der Anruf kam, dass ich in Ruhpolding starten darf. Das ist eine große Ehre und ein Traum, der in Erfüllung geht. Jetzt will ich mich einfach gut präsentieren, auch wenn die Aufregung vor so vielen Zuschauern beim Heim-Weltcup natürlich schon groß ist.“

Beim Training am Mittwoch experimentierte Scherer am Schießstand daher mit Ohrstöpseln, war ansonsten aber wie das übrige Team locker und gelöst. „Die Vorfreude ist einfach riesengroß, es ist eine Ehre, hier mitlaufen zu dürfen.“ Die Daumen in ihrem Umfeld und bei allen deutschen Fans sind jedenfalls gedrückt, dass Scherers Höhenflug weitergeht. Die Qualifikation für den Massenstart am Sonntag? Weitere Startchancen im Weltcup in der kommenden Woche in Antholz oder gar bei den Weltmeisterschaften in der Lenzerheide? Das alles ist Zukunftsmusik, mit der sich Scherer noch überhaupt nicht beschäftigen möchte. Der Fokus liegt voll auf dem heutigen Einzel, „und da muss von der Tagesform über die Ski bis zum Schießen einfach alles passen – dann kann man weiterschauen“.