Ein echter Goldjunge: Leichtathlet Simon Nüß hat bei den deutschen Meisterschaften der Jugend U16 in Koblenz mit der Goldmedaille geglänzt. Der Berchtesgadener ist zweifelsohne eines der größten Mittelstrecken-Talente des Landkreises.
Zum Laufen kam er über seinen Vater Martin: Dabei wurde er auf die ein oder andere Veranstaltung mitgenommen, und der junge Sportler absolvierte erstaunlich erfolgreiche Rennen. Vor drei Jahren wurde er bei seinem ersten Titelgewinn auf der 800-Meter-Strecke der Jugend M12 als Oberbayern-Meister für den LC Chiemgau-Steigenberger gesichtet und in den E-Bezirkskader berufen. Auch im Jahr 2022 wiederholte er seinen Oberbayern-Titel über 800 Meter in der Jugend M13. Sein riesiges Talent wurde bei den Landestrainern in München schnell erkannt. Zum Jahresende vollzog er schließlich den Vereinswechsel zum Großclub LG Stadtwerke München und damit zum Leistungssport.
Zuerst bei LG Festina Rupertiwinkel erkundigt
So fern ab von einem heimischen Verein wollte er eigentlich gar nicht sein, denn zuerst hatte er sich bei der LG Festina Rupertiwinkel erkundigt. Doch hier wurde in erster Linie der Sprint und nicht die Mittelstrecke gefördert. „Für die Schnelligkeit wäre es gut gewesen, allerdings für die Mittelstrecke eben zu wenig“, weiß der zielstrebige Athlet. Bereits in der vergangenen Saison machte der Berchtesgadener Gymnasiast einen großen Leistungssprung, wurde erstmals Bayerischer Meister auf seiner Paradestrecke und schob sich überlegen an die Spitze der deutschen Jahresbestenliste der Jugend M14. Dabei erreichte er das Maximum des Erfolgs – zumal es für diese Altersklasse nach wie vor keine nationalen Titelkämpfe gibt.
Heuer blieb der 14-Jährige ebenfalls ungeschlagen. Die Saison startete er sehr ruhig, absolvierte wenige Wettbewerbe und trainierte dafür umso mehr. „Wettkämpfe kosten viel mehr Kraft als Training. Von daher haben wir das alles stark zurückgeschraubt“, erzählt der Sportler. „Das hat sich im Zuge meiner Leistungen nun ausgezahlt.“ Bayerischer Meister wurde er über 800 und 300 Meter. Mit seiner Saisonbestzeit (1:58,98 Minuten) wurde er auch Süddeutscher Meister und schob sich überlegen an die Spitze der deutschen Jahresbestenliste vor Philipp Veit (LG Rhein-Wied/2:00,81 Minuten).
„Ziel war, eine Medaille mit nach Hause zu nehmen“
Damit machte er sich auf den Weg nach Koblenz – zu seinem ersten Start bei einer Deutschen Meisterschaft. „Ich hatte nur die 800-Meter-Strecke ins Auge gefasst, weil ich in Deutschland über 300 Meter zu langsam bin“, so Nüß. „Das Ziel war, dass ich auf jeden Fall eine Medaille mit nach Hause nehme, aber die Goldmedaille war mir natürlich schon am liebsten.“ Dabei war dem jungen Athleten klar: „Man muss dennoch immer schauen wie es wird, deshalb war ich auf alles vorbereitet und habe hier vorab meiner Trainerin vertraut, dass wir gute Programme bis zur DM absolvieren.“ Mit einem sehr guten Gewissen konnte Nüß auf diese Titelkämpfe fahren, zumal er mit vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche sowie zwei bis drei Tagen Ruhe und entspanntem Programm ideal präpariert war.
Pro Woche absolviert er knapp 20 Kilometer. Das meiste bestreitet er beim Einlaufen oder seinen Steigerungsläufen. Das Training selbst absolviert er vor allem zu Hause in Berchtesgaden mit seinem Vater Martin und jüngeren Bruder Thomas. Einmal pro Woche geht’s nach München zu Trainerin Ruth Mayer, bei der er seit Mai vergangenen Jahres trainiert. Geplant ist, dass er künftig zweimal pro Woche in den Stützpunkt in der Landeshauptstadt fährt. „Wenn ich mal nicht Sport mache, was kaum der Fall ist, verbringe ich Zeit beim Lernen oder am Handy“.
Kraftsparendes und strategisch kluges Rennen im Vorlauf
In Koblenz lief’s dann – wie erwartet – ausgezeichnet für den Nachwuchsläufer. Zunächst absolvierte er im Vorlauf ein kraftsparendes und strategisch kluges Rennen und konnte sich hier Zeit lassen (2:04,15 Minuten). Dabei belegte er den 7. Gesamtrang und qualifizierte sich fürs Finale. Dort hatte er dann mit seinen Mitstreitern keine Gnade mehr: Er legte die beste Taktik an den Tag, und mit seiner eisernen Kondition ließ er zudem keine Zweifel aufkommen, dass der Sieg über ihn gehen würde. Nach überzeugendem Endspurt wurde Nüß souverän Deutscher Meister (2:01,72 Minuten) vor Jakob Fichtner (SV Preußen Berlin/2:02,68 Minuten) und Fred Fuchß (Unterländer LG/ 2:02,81 Minuten).
Nervosität spielte auf jeden Fall ein wenig mit: „Es war die erste Deutsche Meisterschaft für mich und damit mein erster großer Wettkampf. Aber ich wusste, dass ich viel kann und mein Rennen schnell angehen kann, ebenso wie ich am Ende gute Sprinteigenschaften habe“, bilanzierte der Berchtesgadener. Diese Eigenschaften seien für sein Wohlbefinden gut gewesen, daher fuhr er auch sehr positiv nach Koblenz.
− ls
Zu den Kommentaren