Der 15-Jährige hat große Ziele
„Bei einem Sturz mach ich einfach die Augen zu“: Josef Manke aus Bad Reichenhall ist Downhill-Radsport-Athlet

06.12.2024 | Stand 06.12.2024, 17:07 Uhr |
Hans-Joachim Bittner

In durchaus gefährlicher Mission unterwegs: Radsportler Josef Manke bei einem Rennen in Steinach, Thüringen. − Foto: privat

Er hat seinen Sport gefunden. Schon vor sechs Jahren, da war er neun: Josef Manke aus Bad Reichenhall macht Downhill. Mit einem Trail-Mountainbike.

Das heißt: Von einem Berggipfel so schnell wie möglich auf zwei nichtmotorisierten Rädern ins Tal rauschen. Technisch höchst anspruchsvoll über Stock, Stein, Wurzeln, auf unebenen, meist Waldboden-Wegen inklusive Holzbrücken und Sprüngen. Das erfordert eine enorme Geschicklichkeit, höchste Konzentration und reichlich Kondition, obwohl es „nur“ bergab geht und selten mal in einen Gegenanstieg: „Im Ziel sind wir alle völlig ausgepumpt, es ist extrem anstrengend“, erzählt der 15-Jährige im Gespräch mit der Heimatzeitung. Sein „Arbeitsgerät“ ist ein Downhill-Bike mit Doppelbrücken-Gabel. Die Reifen ohne Schläuche – das sogenannte Tubeless-System – werden mit Dichtmilch gefüllt und nicht auf maximale Härte „aufgepumpt“.

Über einen Freund zum Radsport gekommen

Über Max Reichel, einen Freund seines ebenfalls sehr sportlichen Vaters Hartmut, kam Josef Manke zum Radsport. Am Samerberg begann alles, mit einem ganz normalen Fahrrad. „Das hat mir sofort so viel Spaß gemacht, da konnte ich nicht mehr damit aufhören.“ Davor spielte er beim TSV Bad Reichenhall Fußball, spürte aber, dass im runden Leder nicht seine sportliche Zukunft liegt. Beim Radfahren gefällt ihm das Adrenalin, welches der Downhill-Sport mit sich bringt. Genauso wie die hundertprozentige Konzentration, die er mitbringen muss: „Weil sonst einfach brutale Dinge passieren können.“ Das Coole für ihn ist, dass „man immer viel zu tun hat“ und sich ständig auf neue Untergründe einstellen muss. Mensch und Material sind starken Belastungen ausgesetzt, darum geht meist einiges kaputt. Im Grunde muss das Rad nach jedem Wochenende irgendwo repariert werden, meist die Felgen, die Bremsen oder die Lenkergriffe. Das machen Vater und Sohn Manke in Eigenregie. „Im Rennen kann ich halt nicht zurückstecken und keine Rücksicht auf das Material nehmen – sonst habe ich keine Chance.“

Im Rahmen des Österreich-Cups gewann Manke am Schöckl bei Graz schon mal ein Rennen: „Das war ein Gefühl, nicht zu beschreiben.“ Bei der offenen Österreichischen Meisterschaft 2023 war er Viertbester seiner Klasse, wurde als Deutscher aber nicht gewertet. Im Nachbarland ist sein Sport „verbreiteter“ als bei uns: „Leider“, sagt er, denn „freilich wäre es schön, mehr Rennen in Deutschland zu haben.“ Daheim muss er oft allein nahe des Thumsees oder am Fuße des Lattengebirges trainieren, mit dem Team geht‘s schon mal zur Vorbereitung nach Maribor in Slowenien: „Das ist natürlich richtig cool“, schwärmt er. Nach einem langen Winter fällt der erste Startschuss meist in den Osterferien, die Vorbereitung wird bei San Remo (Italien) bestritten. Um sich fit zu halten und vor allem den Rücken zu stärken, trainiert Manke auch dreimal wöchentlich bei den Ringern des AC Bad Reichenhall, vielleicht demnächst sogar im Wettkampfmodus auf der Matte. In diesem Jahr startete Manke erstmals im Europacup. Unter anderem in Frankreich und in der Schweiz, U17-Kategorie, gegen international starke Konkurrenz. Die Besten seines Sports sind Franzosen: Der fünffache Weltmeister Loïc Bruni oder WM-Medaillengewinner Amaury Pierron, zwei Vorbilder Josefs. „Die machen schon einen geilen Scheiß“, haut er sein Empfinden offen raus. „Was die machen, ist einfach nicht normal. Keine Ahnung, was die essen“, lacht er. Exakt dieses Niveau möchte der Kurstädter irgendwann erreichen, weil sie von ihrem Sport leben können – „das wär natürlich was“, bekommt er leuchtende Augen. Darum schaut er genau hin, wenn er die Möglichkeit hat, diesen Spitzensportlern bei Wettkämpfen zu begegnen und sie live zu sehen. In Frankreich herrscht eindeutig die beste Stimmung, weil richtig viele Fans an die Strecken kommen und teils mit Kettensägen einen Höllenlärm veranstalten. In Deutschland ist Lois Eller ein Topmann, den Manke „richtig cool“ findet.


Mehr zu Josef Manke lesen Sie in der Samstagsausgabe vom 7. Dezember im Reichenhaller Tagblatt.