Mit Sekunden-Showdown zum Titel
4:3 nach 58 Minuten Rückstand: Reichenhaller Hockey-Herren drehen das Match

03.02.2025 |

Hockey-Meister der 1. Verbandsliga Südbayern: der TSV Bad Reichenhall mit (stehend von links) Meister-Torschütze Michi Dürk, Spielertrainer und Kapitän David Wittmann, Neuzugang Sebastian Roltsch, Ludwig Hermann, Martin Reichl, Marcel Brunner, Patrick Zeien und Goalie Patrick Schwan sowie vorn Hubert Fagerer, Danny Richter, Keeper Justus Jacobsen, Stefan Saboth, Korbinian Flaschenträger und Tom Wittmann. Maxi Ksoll fehlte beruflich bedingt. − Foto: bit

Was für ein Krimi: Spannender hätten es die Reichenhaller Hockey-Herren am vorletzten Spieltag der 1. Verbandsliga Südbayern – gleichzeitig die letzte Heimpartie – nicht machen können: Gut eine Minute vor Schluss lagen sie gegen Schwaben Augsburg noch mit 2:3 hinten, drehten das Match jedoch mit dem Siegtreffer elf Sekunden vor Schluss.

Ohne die verletzten, kranken oder beruflich verhinderten Maxi Ksoll, Marcel Brunner, Ludwig Hermann und Martin Reichl trat der TSV Bad Reichenhall personell erneut dezimiert an. Zudem mussten einige, kaum von Infekten genesen, körperlich geschwächt agieren. Dafür feierte Patrick Zeien nach Außenbandriss und Grippe sein Saisondebüt. Und Neuzugang Sebastian Roltsch wurde ins kalte Wasser geworfen: Der Hamburger lebt seit sechs Jahren in Salzburg, spielte früher unter anderem in Köln Hockey.

Gleich der erste Angriff der Fuggerstädter Gäste sitzt

Die Partie gegen den früheren „Angstgegner“ aus der Fuggerstadt begann für die Hausherren denkbar ungünstig: Gleich der erste Angriff der Gäste saß, Michael Endemann staubte nach 28 Sekunden am zweiten Pfosten ab – 0:1 (1.). Fortan stellte sich Augsburg hinten rein und ließ den TSV kommen: Doch es dauerte bis kurz vor dem ersten Viertelbreak, ehe Aktivcoach David Wittmann aus drei Metern eine Top-Chance vorfand, Schwaben-Keeper Nicolai Strassburg parierte stark (15.). In der Folge bissen sich die Gelb-Schwarzen an diesem Schlussmann weiterhin die Zähne aus, Michi Dürk konnte sich allein vor Strassburg nicht durchsetzen (17.). Kurz drauf gelang Augsburg nach einem Konter das 0:2 (19.) durch Oliver Muhm. Der mögliche Knockout blieb Reichenhall aber erspart, weil Moritz Deuble die 3:0-Chance per Siebenmeter links am TSV-Kasten vorbei vergab (27.).

Gefühlt war bei den abstiegsbedrohten Gästen weiter stets ein Mann mehr auf dem Feld, den Reichenhaller Pässen kam stets ein Schläger dazwischen. Eine Dreifach-Möglichkeit durch Fagerer und zweimal Wittmann vereitelte erneut Strassburg (29.). Doch mit dem Halbzeitgong verkürzte der TSV: Die erste Ecke der Partie brachte Danny Richter auf David Wittmann, Weiterleitung zu Hubert Fagerer, der noch den herauseilanden Strassburg umkurvte – 1:2 (30.). Ein Kullerball des Torschützen kurz nach Widerbeginn rollte an den Pfosten (33.), es blieb wie verhext. Sieben Minuten drauf saß der dritte Augsburger Torschuss: Hannes Martin netzte aus spitzem Winkel via Innenpfosten ein – 1:3 (40.).

Keeper Justus Jacobsen erstmal runtergenommen

Nach wie vor spielte nur Reichenhall, ab Minute 45 wurden auch die zunächst ungewohnt stillen Zuschauer lauter – rund 100 waren zum Meisterspiel gekommen. Für einen sechsten Feldspieler nahm der TSV seinen Keeper Justus Jacobsen erstmal runter. Doch das Tor blieb lange wie vernagelt. Als drei Augsburger für ihren geschlagenen Goalie auf der Linie retteten (47.), kam die Befürchtung auf, dass an diesem Tag nichts mehr klappen will. Doch dann verkürzte Wittmann aus einem Meter doch auf 2:3 (52.), um die Kugel kurz drauf aus der Distanz an den Pfosten zu zimmern (54.). Als den Gastgebern die Zeit davonlief, klappte wie eine Woche zuvor plötzlich alles: Wittmann auf Fagerer, Drehschuss – 3:3 (59.). Jacobsen ging zurück ins Tor, ein Remis reichte dem TSV schließlich zur Meisterschaft. Doch seine Vorderleute wollten den Dreier. Erst recht, als Hannes Martin eine Zeitstrafe bekam und Reichenhall die letzte halbe Minute in Überzahl agieren durfte. Prompt holte der sonst so treffsichere, jedoch ebenfalls angeschlagene Michi Dürk nach einem sagenhaften und typischen Fagerer-Lochpass elf Sekunden vor Schluss akrobatisch und sehenswert zum 4:3-Siegtreffer aus. Ehe der ganz große Jubel ausbrechen durfte, musste noch ein letzter Augsburger Angriff wegverteidigt werden, dann war’s geschafft. Ein Sonderlob ging an Abwehrspieler Tom Wittmann, der eine sagenhafte Vorstellung ablieferte und vor allem in drei entscheidenden Momenten, als der Reichenhaller Kasten leer stand, kurz vor der Torlinie rettete beziehungsweise zwei anstürmende Schwaben mit letztem Einsatz fair stoppte.

In der Relegation gegen den HC Schweinfurt

Nach diesem fünften Sieg im fünften und letzten Heimspiel war Platz 1 endgültig fixiert. Verfolger Münchner SC III konnte den Reichenhallern in seinem Abendspiel gegen den HLC RW München II (0:0) somit ohnehin nichts mehr anhaben. Der TSV kann nun das letzte Liga-Match beim ESV München (3.) am kommenden Samstag (8. Februar) etwas gelassener angehen und Kräfte schonen, damit alle gesund und fit in die Relegation gegen Nord-Meister HC Schweinfurt gehen können: 15./16. Februar auswärts, 22. Februar daheim – die Aufstiegsentscheidung fällt also wie 2024 auf jeden Fall in der Sporthalle an der Münchner Allee.

− bit