Bei jedem Leistungssportler, egal in welcher Sportart, steht vor jedem Wettkampf die gleiche Frage an: Was sind meine Trainingsleistungen gegenüber der Konkurrenz wirklich Wert? So erging es auch der Pemflinger Triathletin Viktoria Fürst, die am Sonntag bei der deutschen Meisterschaft auf der Mitteldistanz in Glücksburg im Rahmen des Ostseeman an den Start ging.
Denn auch für die 29-Jährige gilt wie für alle anderen: Läufe allein in der Regentalaue, Schwimmen im Satzdorfer Weiher oder Radfahren auf dem Regentalradweg sind nicht mit einem Wettkampf und der Konkurrenzsituation zu vergleichen. Am Ende zeigte sie aber, wie gut die Vorbereitung war, als sie als Zeitplatzierte nach vier Stunden 41 Minuten und 54 Minuten ins Ziel kam, ehe am Abend die Ernüchterung folgte und sie disqualifiziert wurde.
Persönliche Bestzeit erreicht
Fürst hatte sich über Monate hinweg akribisch auf den Wettkampf vorbereitet. Zu ihren Vorbereitungen sagt sie selbst: „Ich habe zwar die Aufregung gespürt, doch ich habe mich auch am Sonntagmorgen sehr gut gefühlt." Und das Ziel für Viktoria Fürst war klar: Es sollte am Ende die persönliche Bestleistung auf der Mitteldistanz werden. Als es dann zum Start ging, kamen in der Sportlerin noch einmal die Gedanken aus den harten Trainingsmonaten hoch: ,,Auf dem Weg zum Start ging für mich einfach ein Traum in Erfüllung. Ich hatte die Chance, mich mit den besten Triathleten aus Deutschland messen zu dürfen."
Schon am Schwimmstart beim Ostseeman in Glücksburg war Fürst beeindruckt, neben der aktuell besten Triathletin in Deutschland auf der Mitteldistanz, Jenny Jendryschik (TriTeam Hamburg), zu stehen. Jendryschik, die als Titelverteidigerin an den Start ging, gewann schließlich auch das Rennen mit einer famosen Endzeit von vier Stunden 21 Minuten und 55 Sekunden.
Fürst: „Ich hab versucht, schnell zu beginnen, um dem Geschlage auf den ersten 500 Metern weitestgehend aus dem Weg zu gehen." Die Pemflingerin schwamm eine solide Zeit von 33 Minuten und 12 Sekunden, bevor sie in ihre Paradedisziplin, das Radfahren, wechselte.
Der Wechsel klappte problemlos und so fand Viktoria Fürst schnell ihren Tritt. Doch nach circa zehn Minuten begann es zu regnen, was auf dem kurvigen Rundkurs nicht gerade förderlich war. In einer Kurve wäre es dann auch beinahe zu Sturz gekommen, sodass sie auf den weiteren Kilometern das Risiko nicht mehr bis zum Allerletzten ausreizte. Trotzdem schaffte sie es, auf der welligen Strecke ihr geplantes Tempo zu halten. „Ich bin schlussendlich 210 Watt im Durchschnitt gefahren, damit bin ich hoch zufrieden", so Fürst. Beim Wettkampf in Jesolo im Mai hatte sie es „nur“ auf 200 Watt gebracht. So holte sie Konkurrentin um Konkurrentin ein und arbeitete sich auf den zweiten Platz nach vorne. Für die 90 Kilometer Radstrecke benötigte sie schlussendlich zwei Stunden, 27 Minuten und 38 Sekunden.
Dann wartete noch die dritte Disziplin, der 21,1 Kilometer Lauf. „Ich habe mich nach wie vor gut gefühlt, auch von den Beinen her", beschreibt die Pemflingerin ihre Gefühlslage. So ging sie als zweite Frau mit einer Zeit von 4 Minuten und 20 Sekunden pro Kilometer das erste Drittel der Strecke an. Doch mit zunehmender Distanz spürte Fürst die Anstrengungen.
Auch Ehemann Michael, der mit an der Strecke stand, fieberte mit und versorgte seine Frau ständig mit den aktuellen Zwischenzeiten. Bei Lauf-Kilometer 19 informierte er sie, dass ihr Vorsprung auf die Verfolger noch bei drei Minuten lag, was ihr zusätzlichen Antrieb gab, das Tempo bis ins Ziel zu halten.
Ihre mentale Stärke und der Wille, den zweiten Platz zu verteidigen, prägten die letzten Kilometer. Am Ende des Rennens erreichte Fürst das Ziel mit einer Gesamtzeit von vier Stunden, 41 Minuten und 54 Sekunden, was die erhoffte persönliche Bestzeit bedeutete.
Doch später am Abend, kurz vor der geplanten Siegerehrung, folgte eine ernüchternde Nachricht: Fürst wurde Stunden nach dem Rennen aufgrund einer Beschwerde einer anderen Athletin disqualifiziert. Der Grund dafür war laut der Deutschen Triathlon Union (DTU) eine Hilfeleistung nach einem Sturz während des Laufes.
Verhängnis: „Händereichen"
Ein „Händereichen" durch eine Helferin kurz vor dem Zieleinlauf wurde als Verstoß gegen das Reglement gewertet, obwohl Fürst ihrer Aussage nach, die Hilfe nicht aktiv angefordert hatte. Diese Entscheidung führte zu ihrer Streichung aus der offiziellen Wertung.
Trotz dieser Enttäuschung bleibt Fürst stolz auf ihre Leistung: „Ich hab mich so lange durch das Rennen gekämpft, die letzten Meter hätte ich auch ohne Hilfe geschafft." Vor allem, da der Vorsprung immer noch fast 2 Minuten auf die nächsten Läufer betrug. So kam Viktoria Fürst mit ihrer persönlichen Bestzeit von vier Stunden 41 Minuten und 54 Sekunden ins Ziel.
Und auch wenn die Pemflingerin in der Ergebnisliste der deutschen Meisterschaft nicht mehr auftaucht, sagt sie über sich selbst: „Ich habe bewiesen, dass ich mithalten kann." Bleibt die Pemflingerin in Zukunft verletzungsfrei, dann dürfte es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die erste Topplatzierung offiziell Bestand haben dürfte.
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