2. Handball-Bundesliga
Personalnotstand beim ESV: Rumpfkader reist nach Harrislee

20.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:52 Uhr
Gerd Winkler

Franziska Peter (l.) und ihre Teamkolleginnen rechnen sich trotz der personellen Schwächung Chancen aus. Foto: Eibner

Wenn jetzt das in diesem Umfang noch nie dagewesene Szenario trotz allem noch ein gutes Ende nimmt, können die Verantwortlichen der Handballfrauen des Zweitligisten ESV 1927 Regensburg (4., 37:19) dem scheidenden Erfolgstrainer Csaba Szücs getrost ein Denkmal an der Dechbettener Brücke bauen. Angesichts der desaströsen Personallage beim Auswärtsspiel an diesen Samstag um 17.30 Uhr beim TSV Nord Harrislee (9., 27:29) von einer Herkulesaufgabe zu sprechen, kommt einer Untertreibung gleich.

Mehr als eine komplette Garnitur an Feldspielerinnen macht die Reise an die Grenze zu Dänemark nicht mit. Johanna Brennauer und Sophia Peter fallen ohnehin langzeitverletzt seit Mitte März aus, vor zwei Wochen haben sich Marleen Kadenbach und Nicole Lederer ebenfalls verletzt für den Rest der Saison abgemeldet. Nun ist auch noch der rechte Flügel pulverisiert. Schon lange bekannt ist, dass die etatmäßigen Außen Nicole Schiegerl und Theresa Lettl verhindert sind. Ausgerechnet an diesem Wochenende ist Backup Carina Vetter unabkömmlich. Eine Wackelkandidatin war zwischenzeitlich Spielmacherin Anna Fuhrmann, die wegen hartnäckiger Kniebeschwerden nur das Abschlusstraining am Donnerstag mitmachte.

Verwaister rechter Flügel



Hätte auch noch Anna Fuhrmann die Segel gestrichen, wäre als Nachrückerin im Rückraum für die Startsechs nur Caroline Härtl übriggeblieben. Beim 36:24-Erfolg im Bunker über Mainz-Bretzenheim feierte die 16-jährige A-Jugendliche in der Schlussphase ihr Zweitliga-Debüt. In Harrislee kommen auf dem verwaisten rechten Flügel zwei Linkshänderinnen ebenfalls zu ihrem ersten Einsatz im Unterhaus: Der tschechische, erstliga-erfahrene April-Neuzugang Veronika Durankova (21) vom Bayernliga-Team sowie Luise Gruber (16) aus der A-Jugend. Nun zahlt es sich aus, dass das Trio seit Februar in den Trainingsbetrieb involviert war.

Welche Wirkung ein Fehlen von Trainer Csaba Szücs hätte, ist nicht messbar. Der Stratege ist bis dato zweimal krankheitsbedingt ausgefallen – jeweils gegen Harrislee. Es setzte Niederlagen, 30:33 im Februar 2022 auswärts und 25:28 vor vier Monaten im Bunker. Allerdings mischte Szücs Mitte Januar von daheim aus Erlangen mit. Absprachegemäß gab er in der Halbzeit seinem Cotrainer Bernie Goldbach per Handy Instruktionen mit auf den Weg.

„Ganz anders gefordert“



Am Freitag machte Szücs jedenfalls einen munteren Eindruck. Dass er mit gedämpfter Stimmung auf das letzte Auswärtsspiel blickt, versteht sich. „Freilich wird es nicht einfach, wichtig ist, dass bei den Mädels der Kopf richtig sortiert ist“, fordert der Coach. Seinen drei Neuankömmlingen sprach er Mut zu: „Jetzt werdet ihr mal ganz anders gefordert, das kann nur gut für eure Entwicklung sein.“

Übrigens betreten die Bunkerladies im 30. Auswärtsspiel seit dem Aufstieg Neuland: Zum ersten Mal macht sich der Tross mit dem Zug auf die Reise. In Anbetracht der Unwägbarkeiten bei der Bahn schwingt auf dem Weg, unterbrochen von der Übernachtung in Göttingen, eine Portion Abenteuercharakter mit.