Domenika Mayer, die alle nur „Meni“ nennen, war schon in der Nacht auf Dienstag nervös. Aber nicht vorzeitig, weil für die 33-jährige Oberpfälzerin aus Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg am Sonntag ab 8 Uhr ja mit dem Olympia-Marathon der Höhepunkt ihrer Laufbahn bevorsteht. „Die Nervosität kommt immer erst die Nacht davor, aber bei mir eben auch vor harten Trainingseinheiten.“
Und am Dienstag stand noch einmal so ein scharfer Tempotest auf dem Programm. 33:30 Minuten für zehn Kilometer sollten es sein, ein bisschen flotter, „also schneller als Wettkampftempo“, war’s. „Das gibt ein gutes Gefühl.“
Dass die stets strahlende Domenika Mayer in Paris bei Olympia für Deutschland eines Tages beim Marathon an der Startlinie steht, hätte die Polizeibeamtin und Mutter zweier Töchter lange selbst nicht gedacht. „Hätte mir das einer prophezeit, hätte ich es nicht geglaubt. Dem Marathon habe ich mich ja erst verweigert – und dass ich da dann auch noch so erfolgreich bin“, sagt sie mit Blick darauf, dass sie erst vor zwei Jahren auf den 42,195 Kilometern debütierte. Im folgenden Sommer wurde sie EM-Sechste und in München Team-Europameisterin. In diesem Jahr gewann Mayer in Rom EM-Silber mit dem Halbmarathon-Team und landete im Einzel auf Rang elf.
„Faszination“ vor dem TV
Zuletzt beherrschte die Vorfreude die Gefühle vor dem Fernseher, bevor am Mittwoch der Flug nach Frankreich anstand. „Das ist eine ganz große Faszination. Jeder lebt und verkörpert seinen Sport und ist mit voller Leidenschaft dabei, um da sein zu können“, schildert Mayer ihre Beobachtungen.
Im Marathon-Starterfeld sieht die Läuferin der LG Telis Finanz Regensburg Mayer sowieso mehr Zusammenhalt als auf der Bahn. „Ich freue mich auf bekannte Gesichter aus anderen Nationen. Bei uns geht es eher unterstützend zu: Das ist das Tollste. Man will das zusammen rocken.“ Welcher Platz, welche Zeit – das ist als Marathon-Prognose selten seriös zu sagen. „Ich wünsche mir, dass es leicht geht und Spaß macht“, sagt sie über den abwechslungsreichen Kurs durch die Stadt und an der Seine, der nicht aus mehreren Runden wie zuletzt bei den Europameisterschaften in Rom, aber auch München üblich war. „Ich bin gut durch die Vorbereitung gekommen und hoffe, im Rennen gute Entscheidungen zu treffen“, sagt die Frau, die es nach ihren Achillessehnenschwierigkeiten „faszinierend“ fand, wie leicht ihr das Laufen am Berg fiel, und der auch Hitze wenig ausmacht. „Ich komme gut damit klar. Es ist nur eine Frage der Anpassung: Bei uns war der Sommer bisher ja nicht so arg heiß.“
Seit Anfang August ist Domenika Mayer zuhause, absolvierte davor zwei Trainingsblöcke in der Höhe von St. Moritz und schwärmte von den Bedingungen dort, die sie sonst in dieser Form nicht hat: einen Physio vor der Nase, orthopädische Betreuung und Ähnliches. „Da schafft man jeden Tag sofort ein anderes Pensum“, weiß sie.
Betreut wird Meni Mayer, die auch mit einem Mentalcoach arbeitet, von ihrem Mann Christian – auch diesmal an der Strecke. „Wir wohnen nicht weit auseinander und werden uns auch vor dem Rennen noch mal sehen.“ Was ansonsten der Auftrag von Christian Mayer ist? „Anfeuern, gute Laune verbreiten, am besten an der Strecke immer da sein – auch wenn das nicht geht“, lacht Domenika Mayer. „Er soll das Zuhause von zuhause mitbringen.“
Organisation der Getränke
Im Vorfeld wird an den Tagen vor dem größten Rennen der Karriere von Domenika Mayer noch allerhand Organisatorisches durchgesprochen. Etwa, wie die Flüssigkeitszufuhr geregelt wird, bei der jeder Läufer und jede Läuferin ja auf seine eigene Mischung in der Trinkflasche schwört. „Wir kriegen das wohl nicht immer von derselben Person, sondern von acht verschiedenen Leuten“, berichtete Domenika Mayer von den Orga-Plänen vor ihrer Abreise nach Paris. Wenn die 33-Jährige am Sonntag das Ziel dann erreicht hat, steht mit der Schlussfeier abends ab 21 Uhr ein weiterer Höhepunkt an. „Darauf freuen wir uns schon“, sagt Mayer. „Das ist auch besser als die Eröffnungsfeier, wo ich mir sofort Sorgen gemacht hätte, dass ich krank werde, wenn es mich so angeregnet hätte.“
Wie es nach Olympia weitergeht, das weiß sie noch nicht so genau. Schluss mit Laufen soll aber nicht sein: „Wir wollen eigentlich nächstes Jahr nach Asien“, spricht sie von der WM ab Mitte September 2025 in Tokio als Ziel. Genaue Pläne aber sind schwer. „Mein Leben geht immer nur bis zum Marathon“, sagt Meni Meyer. Erst einmal also bis zum Sonntag.
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