Die ehemaligen Tennis-Stars und Eheleute Steffi Graf und Andre Agassi tun es, ebenso Millionen US-Amerikaner – sie spielen mit großer Begeisterung des hierzulande noch wenig bekannte Pickleball. Zwei Neumarkter wollen Mix aus Tennis, Badminton und Tischtennis in der Region etablieren.
Der US-Trendsport hat seinen Ursprung bereits im Jahr 1965, als Joel Pritchard und Bill Bell die Urform des Spiel bei einem privaten Match kurzerhand erfanden. Die Rückschlag-Sportart ist seither in Übersee längst etabliert und erfreut sich einer wachsenden Fangemeinde. Zu dieser zählen seit dem Vorjahr auch die Neumarkter Moritz Mümmler (29 Jahre) und René Zeltner (27). Auf einer gemeinsamen Reise kamen sie in Indianapolis erstmals mit Pickleball in Berührung – und waren auf Anhieb angefixt.
Selbst in die Hand genommen
Zurück in der Heimat musste das Duo allerdings feststellen, dass es hierzulande kaum ein Angebot für Pickleball gibt. „Also sind wir auf die Idee gekommen, einfach selbst etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Zeltner und sein Partner Moritz Mümmler ergänzt: „Wir haben überlegt, ob wir das Ganze über eine Vereinsstruktur und entsprechende Fördergelder umsetzen. Aber das hat uns zu lange gedauert. Wir haben jetzt einfach mal gesagt: ,Wir machen das‘.“
Sehen Sie im Video: US-Trendsport in der Oberpfalz – ein Besuch auf Neumarkts erster Pickleball-Anlage
Und die beiden selbstständigen Jungunternehmer haben ihren Worten Taten folgen lassen. Sie haben ihre eigene Marke Piba Sports gegründet, unter deren Dach das Duo ab 1. Juni Pickleball auf der eigenen Sportanlage anbieten will. Weiterhin planen beide, in absehbarer Zeit den ersten Pickleball-Verein Neumarkts ins Leben zu rufen. Auf einem Gelände am Dreiangelweg 2a in Neumarkt, das in Besitz der Familie Mümmler ist, hat das rührige Duo schon einmal drei professionelle Pickleball-Felder anlegen lassen.
In Profi-Plätze investiert
„Den mittleren Bereich eines vernünftigen Kleinwagens haben wir für die Plätze finanziell in die Hand genommen“, verrät Mümmler. Errichtet hat die Plätze, welche dieselben Maße wie Badminton-Felder haben, die Firma Rebound Ace aus Laaber bei Regensburg. Das Unternehmen baut seit Jahrzehnten im Bereich Tennis Plätze – unter anderem für ATP-Turniere oder für Boris Becker oder Martina Hingis zur Privatnutzung.
In Neumarkt sind es nun drei nagelneue, professionelle Pickleball-Spielfelder geworden, der Rest des von einem Maschendrahtzaun umrahmten Freiluft-Geländes versprüht hingegen einen komfortfreien, arg provisorischen Charme. Das werde sich nach und nach ändern, versichert das Duo, dem momentan aber vor allem eines wichtig ist – dass Pickleball gespielt werden kann.
Kein Volley in der „Küche“ erlaubt
Zwei große Unterschiede des Sports im Vergleich zum Tennis fallen gleich ins Auge: Beim Pickleball darf der Aufschlag nur unterhalb der Hüfte ausgeführt werden. Zudem gibt es auf beiden Seiten des Feldes einen farblich gekennzeichneten Bereich am Netz, die sogenannte „Kitchen“ (Küche), in dem es untersagt ist den Ball volley, also direkt aus der Luft zu spielen. Punkte pro Satz werden bis elf gespielt wie beim Tischtennis, allerdings kann nur der Aufschläger punkten. Neben Einzel gibt es Doppel und Mixed im Pickleball.
Seit Wochen sind Mümmler und Zeltner auf fleißiger Werbetour in Neumarkt und Umgebung. Das Duo hat seinen Sport bereits an einem Dutzend heimischen Schulen vorgestellt und die Schüler ausprobieren lassen, wirbt fleißig auf. Instagram oder Youtube für Pickleball.
Deutscher Pickleball Bund erfährt Zuwachs
Damit liegen die Neumarkter laut Andreas Kopkau, Vorsitzender des 2017 in Gelsenkirchen gegründeten Deutschen Pickleball Bundes, in einem bundesweiten Trend. „Im letzten halben Jahr ist eine Flut von neuen Pickleball-Vereinen hinzugekommen. Allein in den vergangenen fünf Monaten sind 40 neue Vereine ins Leben gerufen worden“, sagt Kopkau. Insgesamt gebe es momentan in Deutschland rund 108 Vereine, in denen Pickleball angeboten wird – Tendenz weiter steigend.
René Zeltner und Moritz Mümmler freut diese Entwicklung, zu der sie in der Oberpfalz ihren aktiven Beitrag leisten wollen, damit mehr Menschen sich für Pickleball begeistern – so wie es Steffi Graf und André Agassi bereits schon tun.