Aufstiegsrunde 3. Liga
Mintrachings Handball-Erfolg ist auch im Kindergarten Thema

28.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:56 Uhr

Sorgte gegen Schwabmünchen für die Entscheidung: Mintrachings Melanie Wohlmann Foto: Brüssel

Von Gerd Winkler

Regensburg. Sich der Pflichtaufgabe entledigt, die Schützenhilfe kommt hinzu – plötzlich herrscht in Handball-Regensburg ein Szenario mit zwei Drittliga-Anwärtern ganz oben in der Tabelle. In der Aufstiegsrunde der Männer gelang der SG Regensburg ein 30:28-Heimsieg über Allach, derweil stolperte das jetzt punktgleiche Günzburg mit 25:28 in München.

Analog verhielt es sich in den Playoffs der Frauen: Die SG Mintraching/Neutraubling schlug an der Schmidgasse Schwabmünchen 24:23, Stadeln zog in Zirndorf mit 27:28 den Kürzeren.

Der 30:28-Erfolg (15:16) der Männer der SG Regensburg war das Produkt von Schwerstarbeit. Die Schiedsrichter ließen die lange Leine walten, Allachs Spieler sahen sich berufen, grenzwertig zur Sache zu gehen. Der ohnehin mit Schmerzen ins Spiel gegangene Kreisläufer Tim Vasold quittierte eine gebrochene Nase.

Großer Aufwand lohnt

Ohne Spielmacher Steffan Meyer und Stammtorhüter Lars Goebel (beide krank) lagen die Adler nach dem fünften Treffer von Konstantin Singwald 9:5 (13.) in Front. Nun änderten die Gäste das Abwehrsystem von 6:0 auf 5:1. Ab sofort musste Regensburg großen Aufwand für einen Abschluss betreiben und lag zur Pause mit 15:16 im Rückstand.

Nach dem Wechsel legten die Adler ein 23:20 (43.) vor, gerieten bei 24:25 (42.) erneut ins Hintertreffen. Entscheidend waren ein 2:0 gewonnenes Überzahlspiel zum 29:27 (58.) sowie ein parierter Strafwurf (59.) von Daniel Hertel.

Unterdessen wurde in Mintraching dank des 24:23 (13:13) über Schwabmünchen Vereinsgeschichte geschrieben. Nach dem achten Sieg im neunten Spiel seit dem 26. November haben die SG-Frauen sensationell die Spitze übernommen. Vor dem Saisonstart ging es darum, die nervenaufreibende Abstiegsrunde irgendwie zu vermeiden – und nun dieser Erfolg! Erkundigt man sich nach dem Grund, heißt es bei Verantwortlichen und Leistungsträgern wortwörtlich: „Wir können jetzt ohne Druck aufspielen.“ Für Schlüsselspielerin Carina Marhöfer ist die Tabellenführung „ein megageiles Gefühl“. Wenn die Halle proppenvoll sei, das Spiel gewonnen wird, laufe es ihr eiskalt den Rücken runter. „Ganz Mintraching ist im Handball-Fieber. Sogar im Kindergarten werde ich darauf angesprochen, wann unser nächstes Heimspiel ist“, sagt die 33-Jährige.

Die Ballverteilerin spielte für sechs Jahre bis 2014 für den ESV 1927 in der dritten Liga. „Das mit dem Heimatverein zu schaffen, wäre ein Traum.“ Das Erfolgsrezept sei, dass mit dem Einzug in die Playoffs das Selbstvertrauen deutlich zugenommen habe: „Nicht nur die Leistungsträger übernehmen Verantwortung, jetzt trauen sich die anderen viel mehr zu.“ Marhöfer stellt jedoch klar: „Es kann noch so viel in dieser engen Runde passieren, schau dir die Ergebnisse an.“

Moment zum Genießen

Wenn es nach ihrer Schwester Melli Wohlmann geht, „kann das gerne so weitergehen. Ich genieße im Moment, die Tabelle anzusehen.“ Der Abwehreinser fügt entschlossen an: „Ich will nicht über den Aufstieg reden, sonst machen wir uns selbst großen Druck.“ Die 30-Jährige macht den Höhenflug daran fest, dass die Spielerinnen nicht nur auf ihren angestammten Positionen spielen: „Wir sind jetzt für den Gegner viel schwer ausrechenbar.“

Gegen den Südstaffel-Meister Schwabmünchen lag Mintraching 19:22 (48.) zurück, eine mit 2:0 gewonnene Überzahl zum 21:22 (50.) sowie ein von Ali Singer gehaltener Siebenmeter (53.) läuteten die Wende ein. Mellis Wohlmanns Tor zum 24:22 (59.25) bedeutete die Entscheidung.

Am Samstag steigt im Regensburger Bunker das Derby gegen den ESV 1927 II. Der Zweitliga-Unterbau ging mit dem „wirklich letzten Aufgebot“ (Trainer Daniel Kessler) beim bisherigen Schlusslicht HT München 18:32 unter.