Erstmal schnuppern in den USA
Meilen statt Kilometer: Marathonläuferin Miriam Dattke wagt einen großen Einschnitt

10.02.2024 | Stand 10.02.2024, 10:00 Uhr |

In Frankfurt machte Miriam Dattke zuletzt ungekannte Marathon-Erfahrungen und geht jetzt neue Wege. Foto: Imago/Beautiful Sports

Ins Ausland wollte Miriam Dattke „schon seit Jahren“. Dass es jetzt so weit ist, treibt der 25-jährigen Läuferin der LG Telis Finanz aus Regensburg „ob so vieler schöner Momente“ im Trainersystem mit Kurt Ring und Doris Scheck Tränen in die Augen.

Die Einzel-Vierte und Team-Europameisterin im Marathon von München 2022 legt in Sachen Veränderung vor allem auf eine Feststellung wert: „Mit den Ergebnissen zuletzt hat das rein gar nichts zu tun.“

Nachdem Miriam Dattke zum geplanten Höhepunkt in Berlin im Herbst krank hatte passen müssen, klappte das Ersatzprogramm nicht. „In Frankfurt lief es relativ lange gut. Die Erfahrung, dass es mir dann von jetzt auf gleich hundsmiserabel ging, kannte ich bisher aber nicht.“ Das Regensburger Aushängeschild wollte im luxuriösen Rahmen („In dem Hotel, in dem ich war, kostet die Nacht 930 Euro. So etwas werde ich nie wieder bekommen“) in Dubai den letzten Olympia-Strohhalm für Paris ergreifen – trotz einer Corona-Erkrankung im Frankfurter Nachgang. „Aber ich war von Anfang an leer“, erklärt Dattke, die vorzeitig ausstieg.

Fortschritte gemacht

Und dennoch: „Mit 19 habe ich mich über weniger wichtige Rennen noch mehr geärgert“, sagt sie. „Ich hätte früher den Kopf länger in den Sand gesteckt.“ Diesmal listete Dattke – auch in Zusammenarbeit mit einer Psychologin – für sich schon nach ein paar Tagen auf, wie sie würde weitermachen wollen. Und so ploppte auch die Auslandsoption wieder auf. „Im Dezember haben wir uns schon mal einen Standort in den USA angeguckt“, sagt Dattke auch mit Blick auf Freund Kevin, der seinerseits gute Arbeitsoptionen hat.

Spruchreif und konkret, wohin es für das Paar samt Hund Ende des Jahres hingehen wird, ist allerdings noch nichts. Das zweieinhalbwöchige Trainingslager in Florida ab 27. Februar bei Interimstrainer Mark Carroll mit anschließendem 10000-Meter-Rennen in Stanford ist so etwas wie ein Schnupperprogramm, um die Details der täglichen Zusammenarbeit mit Trainer und Team besser beurteilen zu können.

Auch deswegen ist eine seriöse Beurteilung der weiteren Saisonziele des Jahres nur schwer möglich. Aber: Jenseits von Olympia finden 2024 ja auch wieder Europameisterschaften statt, diesmal in Rom. „Das wird mein Hauptfokus sein“, sagt Dattke. Ob eher auf der Bahn mit den 10000 oder auf der Straße im Halbmarathon, bleibt erst einmal offen. „Wie sich die Umstellung im Training auswirkt“, müsse sich ja auch erst herauskristallisieren in den nächsten Wochen und Monaten.

Klar ist: Was auch immer im Detail kommt, es wird ein Einschnitt werden für Miriam Dattke. „Ich bin ja ein ängstlicher Typ – und ein Leben auf einem anderen Kontinent ist ganz anders“, weiß sie. „Ich war viele Jahre hier in Regensburg im bekannten Rhythmus unterwegs.“ Jetzt ändert sich schon die Maßeinheit: Gecoacht wird nicht mehr im Kilometer-, sondern im Meilensystem. „Da muss ich meine Uhr noch umstellen“, schildert Dattke, die in Deutschland weiter für die LG Telis Finanz Regensburg startet, eine der vielen fälligen kleinen Anpassungen. „Aber das kennt ja jeder. So eine Veränderung löst natürlich Motivation und Vorfreude, aber auch Respekt und ein bisschen Nervosität aus. Die Entscheidung hat mich schon auch viel Mut gekostet.“

Ein Umbau im Telis-Team

Derweil ist Dattkes bisheriger Trainer Kurt Ring froh über die „friedliche Übergabe. Ich wünsche Miri viel Glück. Man gibt ja einen Menschen ab und sie bleibt im Team. Aber eine Fernbetreuung wäre nicht sinnvoll gewesen. Außerdem muss ich mich um die Regensburger Szene kümmern.“ Im seit einem Dutzend Jahren mit über 20 EM-Startern so erfolgreichen Telis-Team steht abermals ein Umbau an – den Ring schon des Öfteren gemeistert hat.

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