Sparkassen-Gala am Samstag
Leichtathletik-Topleistungen in Regensburg fast rund um die Uhr

02.06.2023 | Stand 15.09.2023, 21:09 Uhr

Die Sprinterinnen haben wie ihre männlichen Kollegen immer wieder Freude in Regensburg und verewigen sich mit Leistungen in der Bestenliste, die bis ans Jahresende Gültigkeit haben. Foto: Brüssel

Die Geschichte läuft schon lange. Sehr lange. „Zu Beginn der Gala 1998 war ich 50. Also kann man sich‘s ja ausrechen“, sagt Kurt Ring, der Motor der Regensburger-Leichtathletik vom Veranstalter LG Telis Finanz, der inzwischen ein frischer Mitsiebziger ist und am 22.Oktober 75 wird.

Die Veranstaltung, die seit 2006 die Sparkasse als Namenssponsor hat und damals noch einmal einen Schub bekam, weil sich im Jahr der Fußball-WM in Deutschland sonst niemand an die Team-EM-Ausscheidung herantraute, steht auch an diesem Samstag im Universitätsstadion von Regensburg wieder an – diesmal quasi als Rund-um-die Uhr-Programm (Vorprogramm ab 11.40 Uhr, Hauptprogramm ab 15 Uhr).

Über die Jahre haben sich hier Welt- und Europameister die Klinke in die Hand gegeben, von denen manche erst im Nachgang der Regensburger Gala so richtig bekannt wurden. Über die Jahre schrumpfte die Veranstaltung aber auch, weil diverse technische Wettbewerbe zum Teil auch nicht mehr in dieser Form finanzierbar waren.

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„Bei uns standen immer Lauf und Sprint im Vordergrund. Aber wir hatten schon mal einen bald sechsstelligen Etat. Da kommen wir heute bei weitem nicht mehr ran“, sagt Ring mit Blick auf Stabhochsprung, Kugelstoßen, Speerwurf oder Hammerwerfen, die früher ebenfalls zu sehen waren, „aber eben auch untergingen, weil es auch mal am Nebenplatz stattfand“, sagt Ring, der sich noch gut erinnert, wie die Hammerwurf-Löcher für Verwerfungen sorgten oder der 1999er-Dreisprung-Weltmeister Charles Friedek einst die verschiedenen 100-Meter-Sprints mit seinem ultralangen Anlauf bis auf die Laufbahn hinein sprengte.

Der Status kostet extra

„Einladen können wir die wenigsten. Die anderen kommen immer alle von selber“, erklärt Kurt Ring. „Wir haben einen einen guten Ruf – und die Leistungen sind ja jedes Mal top.“ Ring liebt die Einfachheit der Gala, die technisch zwar in Livestream, Anzeigetafel und ein gutes Zeitensystem investiert, aber ansonsten nicht abgehoben daherkommt, obwohl es vom Weltverband einen nicht alltäglichen Status verliehen bekam. „Aber der kostet uns nur einen Tausender extra“, sagt Ring, der Purist. „Der Sport allein ist schön und braucht kein Brimborium. Wir sind ein normales Sportfest, bei dem der Sport und seine Athleten im Vordergrund stehen.“

Seit Donnerstagabend läuft im Unistadion bereits unter der Regie von LG-Präsident Norbert Lieske. Die Konkurrenz ist groß – europaweit. „Die Meetings in Montreux, Florenz oder Hengelo tun uns schon weh, auch die Diamond League in Rom“, weiß Ring. „Deswegen ist unter anderem eine Europameisterin wie Gina Lückenkemper nicht da – und auch, weil die Frauen-Staffel diesmal bei uns keine Ausscheidungsrennen hat.“

Dennoch ist die Resonanz ist wieder groß – auch international: Vergangene Woche war bei der Eröffnungs-Pressekonferenz noch von Startern aus 15 Nationen die Rede, jetzt sind es schon 24 Nationen. „Wir haben eine Sprintstaffel aus Saudi-Arabien dabei, Briten, Franzosen, eine Luxemburgerin. Und zwei Däninnen mit Leistungen um die 11,60 kommen für die 100 Meter im Vorprogramm“, nennt Kurt Ring Beispiele. „Die Dichte der Gala ist enorm.“

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Auf diese Art und Weise entwickelt sich bisweilen auch so mancher Wettbewerb selbst für die Veranstalter überraschend. „Wir haben plötzlich einen tollen Weitsprungwettbewerb bekommen, wo ein 7,91-Meter-Mann und ein Syrer mit einer ähnlichen Leistung gemeldet sind“, berichtet Kurt Ring. „Deswegen geht unser 7,34-Mann Benedikt von Hardenberg auch lieber in den B-Wettbewerb im Vorprogramm, weil er sonst vielleicht keine sechs Sprünge im Finale machen kann.“

Auch im Frauen-Hochsprung ist mit 1,90-Frau Johanna Göring eine U-20-Springerin mit durchaus bemerkenswerter Vorleistung in der Meldeliste. Und fünf Sechs-Meter-Weitspringerinnen aus Tschechien, Österreich und der Schweiz sind es eben am Ende auch wieder geworden.

Selbstverständlich hat Kurt Ring noch weitere Tipps parat. „Der 800er der Männer ist fast ein kompletter deutscher Endlauf mit etlichen Läufern unter 1:45 Minute. Und die 400 Meter sind bei Männern und Frauen sehr stark besetzt.“ Obendrein bietet das Feld mit Telis-EM-Starterin Mona Mayer und der deutschen Dauermeisterin Corinna Schwab aus Amberg, die längst in Chemnitz zuhause ist und jetzt doch in der Meldeliste steht, auch Lokalkolorit wie die abschließenden 3000-Meter-Läufe mit weiteren drei EM-Teilnehmern von 2022 in München (Miriam Dattke, Konstantin Wedel und Simon Boch). Traditionell gehören auch die Hürdensprints vor allem bei den Frauen zu den Höhepunkten, wo diesmal mit Marlene Meier die Tochter bekannter Eltern (Hochspringerin Heike Henkel und Zehnkämpfer Paul meier) und die Ex-Regensburgerin Isabel Mayer zu den Starterinnen mit den besten Vorleistungen gehören.

Zuschauerresonanz verhalten

Trotz aller jahrelangen Topleistungen hat Kurt Ring, dessen Frau Doris Scheck auch zu den Gala-Säulen gehört, Distanz entwickelt. „Auch wenn die Stadt uns hilft: Regensburg ist halt keine Leichtathletik-Stadt“, bilanziert er auch mit Blick auf eher verhaltene Zuschauerresonanz. „Ring, Lieske und Scheck allein reichen nicht. Da bräuchte es mehr. Aber wir tun, was wir können – und solange wir leben, gibt’s die Gala schon noch.“