Der gebürtige Regensburger Clemens Prokop (66) stand von 2001 bis 2017 an der Spitze des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), wurde dann zum Ehrenpräsidenten ernannt. Der Regensburger Landgerichtspräsident, der sich als Verfechter eines strikten Anti-Doping-Kurses profilierte, war bei der WM in Budapest vor Ort. Im Interview nimmt er Stellung zur sportlichen Misere, die hierzulande nicht nur die Leichtathletik betrifft.
Herr Prokop, sportliche Durststrecken hatte die deutsche Leichtathletik auch in Ihrer Zeit als Präsident durchlebt, etwa bei den Spielen 2008 in Peking mit lediglich einmal Bronze. Das medaillenlose Abschneiden bei der WM in Budapest hat aber in der öffentlichen Wahrnehmung eine ganz andere Qualität. Warum?
Clemens Prokop: Weil sich ein Negativtrend verfestigt hat. Die WM im vergangenen Jahr in Eugene mit nur zwei Medaillen war vom Leistungsniveau her schon ein Warnschuss. Das Potenzial für Medaillen sinkt dramatisch, das hat sich in Budapest widergespiegelt. Die schmerzhafte Erkenntnis ist: Die deutsche Leichtathletik hat den Anschluss an die absolute Weltspitze in weiten Teilen verloren. Das muss man schonungslos so konstatieren.
Ihr Nachfolger Jürgen Kessing hat als Reaktion auf die WM das Ziel formuliert, bis Olympia 2028 in den Kreis der fünf Top-Nationen in der Leichtathletik zurückzukehren. Ist das aus Ihrer Sicht realistisch?
Prokop: Nicht dann, wenn die deutsche Leichtathletik so weitermacht wie bisher. Meines Erachtens muss man die Situation auf drei Ebenen analysieren: auf der Ebene der Leichtathletik, auf der Ebene des gesamten Sports hierzulande und sogar auf gesellschaftlicher Ebene.
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