Bunkerladies im Haifischbecken
In der 2. Handball Bundesliga Frauen tummeln sich fast nur etablierte Teams, die drei Absteiger ermitteln

11.09.2024 | Stand 11.09.2024, 16:32 Uhr |

Lucia Kollmer (in Schwarz), jetzt beim ESV-Konkurrenten Buchholz-Rosengarten aktiv, spielte in der Jugend in Regensburg. Foto: Imago

Am 4. September erfolgte der Startschuss für die 1. Handball Bundesliga Frauen (HBF): Der Deutsche Meister HB Ludwigsburg, der vergangene Saison noch unter SG BBM Bietigheim firmierte, empfing Zweitliga-Meister und Aufsteiger Frisch Auf Göppingen vor knapp 3000 Zuschauern.

Der 35:28-Erfolg des Favoriten bildete den Auftakt für einen neuen Modus: Die 49. Spielzeit in der höchsten deutschen Spielklasse wartet mit einigen Änderungen auf: Die durch einen verschärften Abstieg von 14 auf zwölf Teams reduzierte Beletage wird zunächst im Modus „Jeder gegen jeden“ ausgetragen.

Gestartet wird zunächst mit einer Hauptrunde aus Hin- und Rückrunde mit 22 Spieltagen. Am Ende qualifizieren sich die besten acht Teams für die Play-offs um die Deutsche Meisterschaft, die verbleibenden vier Teams gehen in die Play-Downs. Der Verlierer der Play-downs steigt als einziges Team ab. Weitere Neuerungen sind Mindeststandards für die Hallen und ein Mindestetat von 500000 Euro.
Die Verkleinerung des Oberhauses hatte die Konsequenz, dass in der vergangenen Saison drei Erstligisten den Weg ins Unterhaus antreten mussten: das Schlusslicht HSG Bad Wildungen Vipers, der Vorletzte HSV Solingen-Gräfrath 76 und etwas überraschend auch der SV Union Halle-Neustadt.

Bundesliga-Verkleinerung wirkt sich aus

Aus der 2. Bundesliga verabschiedeten sich der HCD Gröbenzell, der TSV Nord Harrislee, die SG Kirchhof 09 und die HSG Freiburg in die von vier auf drei Staffeln ebenfalls dezimierten 3. Ligen. Von dort schafften der Bergische HC und die TSG 1846 Mainz-Bretzenheim den Sprung. Der Rostocker HC scheiterte in der Relegation an den Kurpfalz Bären Ketsch, die dadurch in der 2. Handball Bundesliga Frauen verweilen durften.

Drei Bundesliga-Absteiger und der verschärfte Abstieg der Saison 2023/2024 haben dafür gesorgt, dass in der 2. Liga fast ausschließlich etablierte Teams zu finden sind. Dementsprechend umkämpft dürften Auf- und Abstiegskampf werden: Anders als Wikipedia sagen die Durchführungsbestimmungen der HBF verbindlich aus, dass nur der Meister aufsteigt und die Tabellenplätze 14, 15 und 16 des Sechzehner-Feldes absteigen müssen. Ohne Relegationsmöglichkeit ist der am 24. Mai 2025 feststehende Tabellenzweite der beste Nichtabsteiger und der Drittletzte sicherer Absteiger – etwaige Lizenzentzüge und Aufstiegsverzichte außer Acht gelassen.

Scharfer Wind im Unterhaus



Der am 7. und 8. September ausgetragene erste Spieltag zeigte gleichmal, welch scharfer Wind im Unterhaus weht. Die Wildcats aus Halle-Neustadt mit vielen erstligaerfahrenen Kräften setzten sich mit 40:28 gegen die HL Buchholz 08-Rosengarten, der alte und neue Klub von der Ex-Regensburgerin Marleen Kadenbach und Lucia Kollmer, die in der Jugend für den ESV spielte, durch. Damit unterstrich das Team der neuen Trainerin Ines Seidler seine Ambitionen.

Für die Tabellenführung reichte dies jedoch nicht ganz, da die TG Nürtingen – mit der Ex-Regensburgerin Lisa Fuchs als Spielmacherin – Ketsch mit 30:17 abfertigte. Für den erfolgreichen Releganten aus der Kurpfalz dürfte es auch in dieser Runde nur um den Ligaverbleib gehen. Gleiches gilt auch für Mainz-Bretzenheim: Das zweite Team neben Mainz 05 aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt zog bei Absteiger HSV Solingen-Gräfrath, der in der ersten Pokalrunde schon Bundesligist Frisch Auf Göppingen in dessen Halle eliminiert hatte, mit 22:27 den Kürzeren. Der HSV hat ebenso unliebsame Konkurrenz in der eigenen Stadt bekommen: Auch der Bergische HC wird seine Heimspiele in Solingen austragen. Dass beim Stadtrivalen ausgerechnet Ex-Gräfrath-Trainerin Kerstin Reckenthäler auf der Kommandobrücke steht, birgt viel Brisanz – zumal der BHC alles andere als ein klassischer Aufsteiger ist. Das finanzstarke Team hat sich auf Sicht den Sprung in die 1. Liga als Ziel und mit dem knappen Auswärtssieg in Berlin (22:21) schon eine Duftmarke gesetzt.

Mit dem 1. FSV Mainz 05, der im ersten Spiel gleich Absteiger HSG Bad Wildungen Vipers mit 26:20 abkühlte, dem deutschen Rekordmeister HC Leipzig und dem VfL Waiblingen stehen drei weitere Ex-Bundesligisten im Feld. Am Sonntag siegte der HC in letzter Sekunde über den VfL, bei dem die ehemalige Regensburgerin Isabel Toth am Ball ist. Auch Lintfort und Bremen, die sich im direkten Duell 32:29 trennten, können auf über zehn Jahre Zweitligazugehörigkeit am Stück blicken und sind entsprechend etabliert.

ESV-Ziel: Klassenerhalt

Bleiben noch die Füchse Berlin um die ehemalige Bunkerlady Natalia Krupa, die ihre Ansprüche etwas heruntergefahren haben und nicht mehr auf so viele Legionärinnen wie früher setzen, und Vorjahresvizemeister HC Rödertal. Letztere bezwangen vor Wochenfrist hauchdünn mit 26:25 den ESV 1927 Regensburg und möchten im Aufstiegsrennen ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

Der einzige bayerische Vertreter in 1. und 2. Liga versucht hingegen, mit einer jungen, hungrigen Mannschaft die Klasse zu halten. Das wäre angesichts der starken Konkurrenz mindestens so hoch einzuschätzen wie die drei sensationellen Top-20-Platzierungen – Fünfter, Vierter und zuletzt wieder Fünfter der 2. Liga – in den Saisons zuvor.

aro


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