Das Bild sprach Bände: Matt Vance kauerte auf dem Boden, während die Paderborner Spieler jubelnd auf das Feld stürmten. Vergeblich stemmte sich der Rekordspieler der Guggenberger Legionäre in seiner letzten Saison gegen das Playoff-Aus. Dass der 38-Jährige der beste Schlagmann seines Teams war, dürfte kaum ein Trost sein.
Zu tief sitzt die Enttäuschung über das immer wieder kehrende Trauma. Abermals war das Halbfinale Endstation im Rennen um die deutsche Meisterschaft – zum sechsten Mal nun seit der letzten Final-Teilnahme 2016.
Wie im Vorjahr bleibt nun noch der Deutschlandpokal, um sich für den europäischen Wettbewerb im kommenden Jahr zu qualifizieren. Am Samstag (15 Uhr) und Sonntag (ab 12 Uhr) gastieren die München-Haar Disciples zur „Best-of-Three“-Serie im Viertelfinale in der Armin-Wolf-Arena.
Trainer Helmig „ziemlich leer“
Auch bei Trainer Martin Helmig herrscht ein paar Tage nach der 4:5-Niederlage in der Verlängerung des fünften Spiels der „Best-of-Five“-Serie bei den Untouchables Paderborn noch Tristesse. „Es ist noch immer schwer zu begreifen. Alles fühlt sich ziemlich leer an“, sagt der einstige Erfolgscoach nach dem zweiten Halbfinal-Aus nach seinen Comeback auf der Regensburger Trainerbank.
Im Herbst 2022 war der Meistertrainer der Legionäre der Jahre 2008 bis 2013 an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Der Auftrag war klar. Kurzfristig wurde das Finale angestrebt, mittelfristig soll(te) die Meisterschaft wieder an die Donau geholt werden. Stand heute sind die Oberpfälzer auch im zweiten Anlauf unter Helmig keinen Schritt weiter gekommen als mit dessen Vorgängern. Hinzu kommt, dass die Schwabelweiser in diesem Jahr gefühlt nichts unversucht ließen, um das ersehnte Ziel zu erreichen. Auch mit einer Vielzahl an hochkarätigen Neuzugängen konnte das Vorhaben nicht realisiert werden.
Das Aus ist noch zu frisch, um in die detaillierte Analyse zu gehen. Zumal neben dem Deutschlandpokal auch noch das Europapokal-Finale in Regensburg am 28. September gegen Draci Brno ansteht, den Legionären quasi der größte Erfolg der Vereinsgeschichte winkt. So beschränkt sich Helmig in der Nachbetrachtung auf das vergangene Wochenende auch auf das Geschehen auf dem Feld. „Ich mache es kurz: Wir haben zu wenig aus unseren Chancen gemacht, zu wenig Punkte erzielt“, erklärt Helmig. Was der 63-Jährige nicht erwähnt: Ausgerechnet in der wichtigsten Saisonphase mussten die Legionäre auf zwei Säulen in ihrem Pitching Staff verzichten. Die vorzeitige Abreise von Kieran Lovegrove half sicherlich genauso wenig weiter wie die Verletzung von Pablo Guillen. Der spanische Europameister kam in den Playoffs gar nicht zum Einsatz.
An einem Drei-Spiele-Wochenende wie dem vergangenen wiegt so etwas natürlich doppelt schwer. Helmig erwähnt dies mit keinem Wort, Ausreden sind ohnehin nicht sein Stil. „Uns hat vielleicht ein wenig die Einigkeit gefehlt“, stellt Helmig lediglich fest. Bei der Beobachtung von außen schien den Legionären während der Playoffs jedenfalls irgendwie die Selbstverständlichkeit verloren gegangen zu sein, die sie zuvor ausgezeichnet hatte. Das Halbfinal-Trauma der vergangenen Jahre mag dabei ein Rolle spielen. Tatsächlich ist man versucht – wie im Sport häufig – langsam aber sicher von einem Fluch zu sprechen. „Fest steht, das hätte uns so eigentlich nicht passieren dürfen“, gibt der Legionäre-Trainer zu.
Unter anderem dafür, um solche mentalen Blockaden zu lösen, ist Helmig bekannt. Dies ist nun mehr denn je gefordert, wenn die Saison nicht in der totalen Enttäuschung enden soll. Auch, wenn der Pokalsieg wohl nur ein schwacher Trost wäre. Im Vorjahr sicherten sich die Legionäre den Premieren-Titel im Deutschlandpokal und qualifizierten sich so für Europa.
Sechs hitzige Duelle
Dort würden die Regensburger auch 2025 gerne spielen – im dann womöglich aufgestockten European Champions Cup. Dazu muss der Südmeister aber zunächst die Hürde Haar Disciples nehmen. Die Münchener feierten in sechs teils hitzigen Duellen mit den Legionären 2024 zwei Siege und reisen sicher hoch motiviert an. In der ersten Pokalrunde setzten sich die „Jünger“ mit 2:0 (7:5, 6:1) gegen die Cologne Cardinals durch.