Handball, 2. Liga
ESV Regensburg bleibt ein Rätsel: Viel Mühe mit dem Kellerkind

26.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:25 Uhr
Gerd Winkler

ESV-Kreisläuferin Sara Mustafic beim Wurf, beobachtet von einer Herrenberger Spielerin Foto: Christian Brüssel

Wer oder was hat den Stecker bei den Handballfrauen des Zweitligisten ESV 1927 Regensburg gezogen? Im Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten SG Herrenberg sind die Bunkerladies über ein enttäuschendes 26:26 (12:17) nicht hinausgekommen.

Während die nach der Saison freiwillig die Liga verlassenden „Kutis“ im zwölften Spiel in der Fremde den erst fünften Auswärtszähler einfuhren, lautet Regensburgs nüchterne Bilanz in den letzten zehn Partien: Zwei Siege, zwei Unentschieden, sechs Niederlagen.

Mitte Januar führte der ESV das 16er-Feld noch mit einem Punkt Vorsprung an, jetzt beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter HSV Solingen-Gräfrath neun Zähler. An den nächsten zwei Wochenende ruht der Spielbetrieb, sicher zu keinem besseren Zeitpunkt für die Bunkerladies. Tunlichst neu sortiert hat es die Mannschaft von Trainer Csaba Szücs am 15. April wieder mit einem Kellerkind zu tun – dann bei Schlusslicht SG Schozach-Bottwartal.

Den Punktverlust begründete Szücs hauptsächlich an der Flut an Gegentoren in der ersten Hälfte. „In der Abwehr haben wir nicht die nötige Geduld, halten die Konzentration nicht aufrecht und lassen eine Lücke zu für einen Gegner, der davon lebt“, ließ der Coach Herrenbergs 17 Treffer Revue passieren. Was mit Geduld zu erreichen sei, habe die zweite Halbzeit gezeigt: „Wir haben nur neun Tore zugelassen“, machte Csaba Szücs deutlich. Hinzu kommt jedoch, dass in der ersten Hälfte fast jeder Gästewurf einschlug, darunter einige haltbar erscheinende.

Verwandelt aus der Pause



Den klaren Rückstand zur Pause machte er überdies „an dem Verwerfen von sehr guten Chancen, die wir uns gut erarbeitet haben“, fest. Das fiel nicht allein ins Gewicht. Drei Würfe daneben (13., 18., 28.) und vier nicht vorbereitete Abschlüsse (15., 19., 20., 25.) taten ebenfalls weh sowie zwei banale Fangfehler (11., 21.).

Indes kam der ESV wie verwandelt aus der Pause, in der nächsten Viertelstunde kam Herrenberg nur zu zwei Toren, und ging mit 20:19 in Front. Halblinks Nicole Lederer hatte für die erste Führung seit dem 3:2 (7.) gesorgt. In dieser Phase konnten den Bunkerladies drei Zeitstrafen (42., 43., 44.) nichts anhaben – die letzten von sechs Hinausstellungen. Derweil schlitterte nun der Tabellenvorletzte binnen elf Minuten viermal in die Unterzahl (47., 49., 51., 58.). Regensburg verstand es nicht, daraus Kapital zu schlagen.

Überhaupt war es eine von Zweiminuten-Strafen geprägte Partie, in der Herrenberg unter dem Strich achtmal mit einer Spielerin weniger auf der Platte stand. Während fast alle Teams in der Liga in solchen Momenten mit der sechsten Feldspielerin operiert, verzichten diese beide Mannschaften auf das Mittel. Es war also auch ein Duell von Trainern, die eher konservativ denken.

Als die überragende Spielerin auf dem Feld, die Liga-Torschützenkönigin Lea Neubrander zum 21:20 (47.) einnetzte, hechelten die Bunkerladies bis auf das 21:21 (48.) von Nicole Schiegerl und dem 25:25 (58.) von Marleen Kadenbach hinterher.

Selbst durch eine kurze Deckung gegen Neubrander ließen sich die Gäste nicht groß verunsichern. Freilich kam der ESV zum einen oder anderen Ballgewinn, doch der Ausnahmespielerin gelang es immer wieder, sich der Sonderbewachung zu entziehen. Neubrander erzielte in der 49. Minute ihren letzten Treffer, sie entfachte aber so einen großen Druck, dass ihre Nebenspielerinnen in Stellung kamen.

Trümpfe bleiben ungenutzt



Als Herrenberg bei 25:25 (57.28) in Unterzahl geriet, hielten die Einheimischen alle Trümpfe in der Hand. Doch in Überzahl sprang kein Vorteil heraus: Herrenbergs Ronja Bühler erzielte bei angezeigtem Zeitspiel das 25:26, Amelie Bayerl glich per Einzelaktion aus (58.43). Der ESV kam in den restlichen 30 Sekunden in Ballbesitz, kurz vor dem Abpfiff packte Amelie Bayerl vergeblich die Brechstange aus. „Es wäre genug Zeit für einen gut vorbereiteten Spielzug gewesen“, haderte Trainer Csaba Szücs.