Der Herbst kommt und damit auch die langen Strecken. Das hatten sich die drei Langstreckenläufer des TV Burglengenfeld, Erik Hille, Jonas Kellner und Martin Reinstein, auch in ihren Wettkampfkalender geschrieben.
Die blanken Zahlen zum Schweizer Jungfrau-Marathon wirken auf den ersten Blick schaurig: 1943 Höhenmeter bergauf, 200 Höhenmeter bergab und das auf 42,195 Kilometern. Hart trainiert hatte der TV-Profiläufer Erik Hille für das Event in der imposanten steinernen Bergwelt am Eiger Gletscher. Vier Wochen Höhentrainingslager in St. Moritz mit wöchentlich über 200 Laufkilometern sowie mit mehr als 3500 Höhenmetern hatte er in Interlaken beim Start in den Beinen. Die zusätzlichen harten Tempoläufe auf der Straße und der Tartanbahn, kombiniert mit langen Bergläufen und Bergintervallen, bildeten die spezielle Vorbereitung. „Dieses harte, schwere Training ist Voraussetzung, um im internationalen Feld der Top-Läufer mitmischen zu können“, sagt Erik Hille.
Kurzer Schreckmoment
Und mitmischen, das ist ihm in der Schweiz mehr als gelungen. Gleich nach dem Start der über 4000 Teilnehmer bei bestem Wetter hielt er zusammen mit seinem Schweizer Kumpel Dominik Rolli das Tempo auf den ersten flachen 21 Kilometern hoch, um die reinen Bergläufer unter Druck zu setzen. Das funktionierte gut, Hille und Rolli bauten sich ein kleines Polster als Zweiter und Dritter bis zur nächsten Gruppe auf. Beim letzten Flachstück vor der „Wand“ von Wengen bei Kilometer 26 glückte es Hille nach einer weiteren Tempoverschärfung auch seinen Partner etwas abzuschütteln. Mit dem Aufstieg auf der Lauberhorn-Abfahrt von Lauterbrunnen nach Wengen ging es dann zur Sache, samt Schreckmoment. Beim Einstieg in die Trails nach Wengen stolperte und stürzte Hille, doch er schüttelte sich kurz und konnte ohne Blessuren weiterlaufen. Da jedoch sein Vorsprung recht klein war, rechnete er jede Sekunde damit, dass Rolli von hinten wieder vorbeigezogen kommt, doch es passierte nichts.
Top-Tag für Hille
Hille erwischte einen Top-Tag, die Kräfte hielten den hohen Anforderungen stand – selbst bei den Anstiegen von gut 20 Prozent – und so baute Hille vor der strahlenden Bergwelt sukzessive seinen Vorsprung aus. Zusätzlich motiviert wurde er von den mitgereisten Familienmitgliedern, die ihn während des Wettkampfes verpflegten, und so eilte er Stück für Stück seinem größten Erfolg in seiner Laufbahn als Profiläufer entgegen. Auf den letzten Kilometern verkürzte er sogar noch den Abstand zum Führenden auf eine Minute und so stand er nach 3.05 Stunden von den Emotionen übermannt im Ziel. Bei der Flowerceremony am Eiger Gletscher auf 2320 Metern wusste man dann nicht, wer am meisten strahlte: die Sonne oder Erik Hille, bei einem der schönsten Momente in seiner Laufbahn. Gold wert war auch die Unterstützung seiner Familie. Bruder Max reiste sogar extra aus Hamburg an und sein Freund Fabian Illig betreute ihn auch noch am Abend vor dem Wettkampf als Physio. Während des Wettkampfes standen sie dann als Helfer am Wegesrand und leisteten einen nicht bezahlbaren Dienst als Betreuer.
Hilles Vereinskollege und Debütant Jonas Kellner schlug sich mehr als wacker bei seinem ersten Marathon, und das gleich mit 2000 Höhenmetern. Ihm ging es vom Anfang bis zum Ende immer gut. Verhalten mit 4.30 min/km ging er ans Werk und so machte er kontinuierlich Platz um Platz gut, vor allem bergauf. Am Ende finishte er auf dem starken 153. Rang unter den 4000 Startern am Eiger Gletscher, just genau als Vereinskamerad Erik Hille als Gesamtzweiter geehrt wurde.
Top Ten-Platz für Reinstein
Martin Reinstein hingegen wagte sich auf die lange Strecke beim Fränkischen Schweiz-Marathon, der es mit 550 Höhenmeter ebenfalls in sich hatte. Bis Kilometer 20 lief es bei den sehr warmen Temperaturen alles nach Plan, dann jedoch ging es bei ihm auf dem sehr welligen Kurs mit einem stetigen bergauf und bergab ans Eingemachte. Unterwegs mit einem geplanten Schnitt von vier Minuten pro Kilometer ließen dann die Kräfte etwas nach. Die Sonne und ein paar fehlende lange Einheiten forderten ihren Tribut. Beim berüchtigten Kilometer 36 schlug dann der Hammer gewaltig zu, es ging nichts mehr bei Reinstein und so kämpfte er sich mühsam bis ins Ziel. Dennoch stand er als Gesamtsiebter in den Top Ten im Ziel und zudem bedeutete dies Silber in seiner Altersklasse.
Die Ergebnisse der TV-Athleten:
Jungfrau Marathon: Erik Hille, 2. Gesamt, 3.05.19 Std; Jonas Kellner:153. Gesamt, 54. M 20, 4.21.55 Std
Fränkische Schweiz Marathon: Martin Reinstein: 7. Gesamt, M 35 2., Zeit 3.05.44 Std.
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