Der Anruf ließ die Gehirne in der Sportredaktion rattern. „Wussten Sie, dass gerade ein Olympia-Teilnehmer aus Sulzbach-Rosenberg ins Finale eingezogen ist?“ Ehrlich gesagt nein, aber wer wusste das auch schon? Ignaz Berger natürlich. Denn selbiger Olympia-Teilnehmer aus der Oberpfalz ist – ein Pferd und heißt Ventago.
Im Duett mit seinem Reiter Abdulrahman Alrajhi, einem 29-jährigen Saudi-Arabier auf Rang 104 der Weltrangliste, schaffte es der elfjährige Hannoveraner Wallach als eines von 19 Duos in der Konkurrenz der 67 Bewerber fehlerlos zu bleiben und mit 75,35 Sekunden als Zehnter in das Finale der besten 30 einzuziehen.
Ignaz Berger hat Gänsehaut
Ignaz Berger, 69, ist der Seniorchef des 1946 gegründeten Unternehmens in Sulzbach-Rosenberg, das sich Pferdesport, Zucht und Aufzucht von Hengsten und Handel auf die Fahnen geschrieben hat und hat sein liebes, langes Leben mit Pferden zu tun. „Wenn Ventago über den Parcours geht, bekomme ich immer noch Gänsehaut“, drückt Berger immer noch seine Verbindung mit dem einstigen Schützling aus. „Er ist ein richtiger Sulzbacher geworden.“
Mit sechs Jahren wurde Ventago 2019 bei ihm vorstellig – und blieb dreieinhalb Jahre. „Talent ist das eine, der Fleiß ist das andere“, sagt Berger über das Pferd, mit dem er jetzt vor dem Fernsehschirm mitfiebert. „Das ist wie bei Menschen auch. Nur ist ein Pferd stärker: Wenn es nicht will, kann man nichts machen. Zwischen Mensch und Pferd muss Harmonie sein: Das sind zwei Individuen, die sich ergänzen müssen.“ Und mit Ventago ließ sich sehr wohl etwas machen: Ralf Sparenberg und Sven Fehnl brachten ihn in ihrer Ausbildung auf Drei-Sterne-Niveau. „In Frankfurt ging er auch mal bei einem Vier-Sterne-Grand-Prix“, berichtet Ignaz Berger über Platz zwei mit dem deutschen Reiter Tim Rieskamp-Goedeking. „Jetzt ist er natürlich auf Fünf-Sterne-Niveau unterwegs. Und Olympia ist sowieso das Höchste.“
Und weil Scouts ständig für Reiter auf Pferdesuche sind, und Ventago mit seinen jetzt elf Jahren immer noch als junges und entwicklungsfähiges Pferd gilt, kamen schon damals nach der Ausbildung in der Oberpfalz auch die Angebote. Unter anderem suchte das saudi-arabische Königshaus. „Im Januar 2023 habe ich Ventago verkauft“, sagt Berger, der übrigens nach eigenem Bekunden besser Tischtennis spielt, als er reitet, und mit dem Starzinger-Turnier in Regensburg auch schon mal eines der traditionsreichsten Turniere Bayerns gewann.
Olympiasieger war interessiert
Sogar Ben Maher hatte sich für Ventago interessiert und ihn getestet. Der Brite, der schon bei Olympia in London 2012 zu Team-Gold ritt, in Tokio Einzel-Gold holte und jetzt in Paris wieder mit der Mannschaft siegte, ließ jedoch danach nichts von sich hören und konkretisierte sein Interesse nicht. In der Qualifikation rutschte jener Ben Maher in Paris mit vier Fehlerpunkten am Montag auf Rang 28 und mit vier Fehlerpunkten gerade noch so ins Finale der besten 30 und wurde am Ende Neunter.
Und Ventago? Der behauptete sich auch im Finale gut, in dem nur drei Reiter den Parcours fehlerlos absolvierten und Christian Kukuk das erste deutsche Olympia-Gold seit 1996 gewann, machte erst zum Ende hin einen Springfehler, schaffte es auch nicht ganz im Zeitlimit von 84 Sekunden und kam so mit sechs Fehlerpunkten direkt hinter dem zweiten Deutschen Philipp Weishaupt auf Rang 13.
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