Zwei Schwestern, zwei Sportarten
Regensburg oder Ingolstadt, Hauptsache 2. Bundesliga – Härtl-Zwillinge aus Abbach starten durch

18.11.2024 | Stand 19.11.2024, 15:16 Uhr |

Die Zwillinge Caroline (l.) und Anna-Lena Härtl sind beide Leistungssportler - die eine Handballerin beim ESV Regensburg, die andere Fußballerin beim FC Ingolstadt. Fotos: Wagner; Imago

Sie haben dieselben Eltern, sie teilen die Leidenschaft für den Sport und sind beide erfolgreich: Die Zwillinge Caroline und Anna-Lena Härtl (18) stehen Woche für Woche auf dem Parkett oder auf dem Platz. Caroline verstärkt den Handball-Zweitligisten ESV Regensburg, Anna-Lena kickt beim FC Ingolstadt.

  

Es ist der 10. Februar 2024: In der 2. Handball-Bundesliga der Frauen ist der SV Werder Bremen zu Gast bei den Bunkerladies vom ESV Regensburg. Es läuft die 25. Spielminute, als Caroline Härtl vor 300 Zuschauern zum zwischenzeitlichen 16:10 trifft. Das erste Tor für die 17-Jährige bei den Erwachsenen des ESV. „Natürlich freut man sich“, erinnert sich Härtl an den Moment. „Bei uns im Bunker mit den Fans im Rücken“ sei der Moment „besonders und richtig cool“ gewesen, fährt Härtl fort.

Profivertrag beim einzigen bayerischen Bundesligisten

Dem Tor im Februar folgten in der laufenden Spielzeit weitere fünf bei Bayerns einzigem Frauen-Bundesligisten. Kürzlich wurde Härtl – inzwischen 18 Jahre alt – mit ihrem ersten Vertrag ausgestattet. Mit ihrer Leidenschaft für den Leistungssport ist sie in ihrer Familie nicht allein: Vater Markus ist leidenschaftlicher Fußballer, Mutter Christine spielte selbst höherklassig Handball.

Härtls Zwillingsschwester Anna-Lena startete jüngst in ihre zweite Saison für den FC Ingolstadt, allerdings im Fußball, ebenfalls in der 2. Bundesliga. „Es freut uns und macht uns stolz, dass die ganze Arbeit und Leidenschaft belohnt wird“, so die Verteidigerin über den erfolgreichen Schritt zu den Erwachsenenteams. „Der Ball läuft viel schneller und es ist viel körperlicher“, erklärt sie die größten Unterschiede zur Jugend, was sich mit Carolines Erfahrungen im Handball deckt. „Der Step in den Erwachsenenbereich war nicht leicht, aber es freut uns jetzt umso mehr“, fasst Anna-Lena Härtl zusammen.

Von Bad Abbach via FC Bayern nach Ingolstadt

Seinen Anfang nahm für die Schwestern alles im Alter von etwa fünf bis sechs Jahren. Gemeinsam mit Schulfreunden ging es zunächst zum Fußballtraining. Über die Jahre folgten Leichtathletik und Handball auf die Liste der Sportarten, die beide zunächst parallel betrieben. Das ging so weit, dass sie auch an ihrer Schule, dem Kelheimer Donau-Gymnasium, gemeinsam in beiden Sportarten auf dem Platz beziehungsweise in der Halle standen.

An einem bestimmten Punkt hieß es dann, eine Entscheidung zu treffen. Anna-Lena zog es zunächst von der JFG Donautal Bad Abbach in die B-Jugend des FC Bayern München. Mangels einer A-Jugend stand im Anschluss direkt der Sprung zu den Erwachsenen an. Den machte sie beim FC Ingolstadt, wo sie bereits in ihrer ersten Saison regelmäßig zum Einsatz kam. „Das war schon etwas überraschend, aber hat mich sehr gefreut“, erinnert sie sich an ihren Einstand bei den Schanzern.

Caroline wechselte 2022 von der SG Mintraching/Neutraubling zum ESV, zunächst um dort in den höherklassigen Jugendteams zu spielen – bis heute. Neben ihren Auftritten im Unterhaus geht Härtl auch in der Jugend-Regionalliga (früher Bayernliga) auf Torejagd. In ihr neues Team wurde sie „richtig gut aufgenommen“, erzählt sie. Generell herrsche bei ESV ein „sehr familiäres Umfeld, das macht es umso leichter“, so die Links-Außen Spielerin, die in Bezug auf das Potenzial des Teams ausführt: „Wir haben gezeigt, dass wir Teams wie die Füchse (Berlin) durchaus ärgern können.“ Obwohl beide mit Fußball und Handball aufgewachsen sind, gibt es nichts, was sie an der jeweils anderen Sportart vermissen. „Beides sind Mannschaftssportarten, wir sind gut integriert und gehen unserer Leidenschaft nach. Da geht uns nicht so viel ab“, erörtert Anna-Lena Härtl. Verlassen können sie sich dabei auch auf die Unterstützung ihrer Eltern, die auch unabhängig des eigenen Hintergrunds die Spiele regelmäßig zu besuchen. Bei ihnen selbst wird das durch Trainings, Fahrten und den Spielkalender schwieriger.

Konzentration auf den Fußball



Dafür haben die beiden seit Mai immerhin eine Sorge weniger. Da nämlich absolvierten Caroline und Anna-Lena Härtl erfolgreich ihr Abitur. Anna-Lena nimmt jetzt zunächst eine Auszeit, um sich voll auf den Fußball zu konzentrieren. Vier bis fünfmal in der Woche wird in Ingolstadt trainiert, dazu kommen die Spiele an den Wochenenden. So bieten die Vormittage den Raum für etwas Ruhe. Bei ihrer Schwester spielt der Sport seit Oktober auch im Studium eine wichtige Rolle. In der Kombination mit Latein bildet er den Hintergrund ihres Lehramtsstudiums.

Ob nun Regensburg oder Ingolstadt, die Schwestern sind in ihrer neuen sportlichen Heimat angekommen. Jetzt steht für sie erst einmal das Vorankommen mit ihren Mannschaften im Vordergrund sowie die persönliche Weiterentwicklung. Dass sie diese Ziele erreichen können, haben Anna-Lena und Caroline Härtl bei all ihren bisherigen Stationen bereits hinlänglich bewiesen.