Bunkerladies nicht zu stoppen
Die Regensburgerinnen feiern 27:26-Heimsieg im Fotofinish gegen Solingen-Gräfrath und klettern auf Rang sechs

20.01.2025 |
Gerd Winkler

Franzi Peter (l.) zeigte beim Heimsieg gegen Solingen-Gräfrath eine bärenstarke Leistung. Foto: Nickl

Seit dem 38:27-Heimsieg am 16. November gegen Werder Bremen sind die Handball-Frauen von Zweitligist ESV 1927 Regensburg im D-Zug-Tempo unterwegs. Bei jedem der nun acht Zwischenstationen wurden die Punkte eingesammelt. Auch der zuvor dreimal siegreiche HSV Solingen-Gräfrath konnte die Eisenbahner nicht zum Entgleisen bringen. An der Dechbettener Brücke besiegte der ESV in einem Fotofinish den Bundesliga-Absteiger mit 27:26 (14:11).

Damit haben die Blau-Schwarzen zum vierten Mal in den letzten drei Monaten in einem ganz engen Spiel hintenraus das bessere Nervenkostüm als der Gegner gezeigt. Diesmal mit 24:26 (56.) zurückliegend sorgten die Treffer von Kreisläuferin Sophia Ewald (57.), Halblinks Nicole Lederer (58.) und Linksaußen Anika Neuer (59.49) für die Wende. Im nicht ausverkauften Bunker tobte die Tribüne. „Das Spiel noch zu drehen und diese Serie – das ist phantastisch“, gab hernach Lokführer Bernhard Goldbach zu Protokoll. Nach der achten (7/1/0) ungeschlagenen Partie ist Regensburg zum Ende der Vorrunde auf den sechsten Platz geklettert.

Blick darf nun auch nach oben gehen



„Die Vorrunde mit 19:11 Punkten abzuschließen ist gigantisch“, so der Coach. Nach der Hälfte der Saison beträgt das Polster zum ersten Abstiegsrang nun zwölf Zähler. Während es für den Blick nach unten einen Fernstecher braucht, ist der jetzt in Schlagdistanz liegende Tabellendritte Füchse Berlin nur noch einen Minuspunkt besser. Bis dato haben die Verantwortlichen trotz des wöchentlich wachsenden Polsters nur vom Klassenerhalt geredet, nun zum ersten Mal nicht. „Nach den nächsten drei Spielen können wir uns gerne unterhalten, wie es weitergeht“, ließ Goldbach seine Gedanken schweifen.

Im Heimranking sind die Bunkerladies mit einer Bilanz von 13:3 Punkten jetzt auf Rang drei notiert – hinter der mit einer blütenweißen Weste dastehenden Union Halle und dem HC Rödertal. In der Gesamttabelle haben sich beide Teams mehr oder weniger vom Rest abgesetzt. Regensburgs Anhang bekommt in den nächsten zwei Heimspielen das Spitzenduo vorgesetzt. Vor zwei Wochen vermeldeten die Verantwortlichen über die Sozialen Medien fünf Stunden vor dem Anwurf gegen die TSG Mainz-Bretzenheim: ausverkauft. Der zu erwartende Run auf die Tickets am Samstag gegen Rödertal und zwei Wochen später gegen Halle-Neustadt dürfte diese Vollzugsmeldung womöglich tags zuvor bei Facebook & Co. aufploppen lassen.

EM-Teilnehmerin im Zaum gehalten



Ein Schlüssel für den späteren Erfolg war das Eindämmen des Wirkungskreises von Solingen-Gräfraths polnischer EM-Teilnehmerin Paulina Uscinowicz. Von Beginn an wurde die Halblinks vor der Neunmeter-Linie gestellt. Neun Feldtore erzielte Uscinowicz. Für Goldbach zählte indes anderes: „Wir haben sie ansonsten nicht großartig zur Geltung kommen lassen.“ Neben ihren Toren konnte Uscinowicz nur unregelmäßig im Solinger Positionsangriff eingebunden werden.

Das funktionierte so gut, dass HSV-Coach Jonas Schlender nach dem Treffer der herausragenden Franzi Peter zum 11:6 (20.) bereits seine zweite Auszeit zog. Von nun an gegen einen besser postierten Verbund musste der ESV viel Aufwand für eine vernünftige Wurfposition betreiben, überdies häuften sich die Ballverluste. Mit einem Drei-Tore-Vorsprung ging es in die Pause – der beim 15:15 (37.) aufgebraucht war, vier Minuten später lag Solingen-Gräfrath mit 18:16 vorne. Viele unerzwungene Fehler nutzte der Bundesliga-Absteiger. Den nächsten Zwei-Tore-Rückstand mussten die Bunkerladies beim 21:23 (51.) hinnehmen und konnten dann zum 24:24 (54.) egalisieren. Der Rest ist bekannt.

„Unfassbar, was die Mädels wieder geleistet haben“, fasste Goldbach die 60 Minuten zusammen. Unter dem Strich stand, dass er mit sechs von acht möglichen Wechslern agieren ließ, derweil der Gegner überhaupt nur drei an Bord hatte. Die nicht zu toppende körperbetonte Abwehrarbeit sorgte für einen Raubbau der Solinger Kräfte. „Mit so wenig Wechselmöglichkeiten kriegst du auf Dauer extrem schwere Beine und die neun Stunden Busfahrt haben es nicht besser gemacht“, bedauerte HSV-Trainer Jonas Schlender.

Statistik:ESV 1927 Regensburg – HSV Solingen-Gräfrath 27:26 (14:11)
Spielfilm: 2:3, 7:4, 9:6, 12:7, 13:10, 14:11 – 15:16, 17:18, 20:19, 21:23, 24:24, 24:26, 27:26; Strafwürfe: 1/1 – 4/3; Strafminuten: 8 (5., 26., 39., 55.) – 7., 12., 18., 58.); Auszeiten: 27., 41., 59.38 – 13., 21., 59.10; Zuschauer: 431; Tore: F. Peter 8, Neuer 6, Lederer, Fuhrmann, Hübner je 3, Kessler, Birnkammer, Ewald, Seiler 1/1 - Uscinowicz 12/3, Senel 4, Nikolic, Müller je 3, Bühler 2, Van de Ruit, Brandt