Preise und Ehrungen, Ehrungen und Preise: Fünfeinhalb Stunden blendete die bayerische Leichtathletik bei einem Drei-Gänge-Menü im Marina-Forum in Regensburg jegliche Kritik an der Sportart aus und feierte sich und ihre Erfolge bei der Ehrungs-Gala des Bayern-Stars, die reihum durch die Bezirke Bayerns wandert, diesmal in der Oberpfalz gastierte und im nächsten Jahr in Oberfranken stattfindet.
Der bayerische Präsident Gerhard Neubauer, der aus dem Landkreis Schwandorf stammt, und Jochen Schweitzer, der jüngst als Chef des DLV-Aufsichtsrats an die Spitze der deutschen Leichtathletik gewählt wurde und im Januar inthronisiert wird, freuten sich gemeinsam über das erfolgreichste Jahr aller Zeiten. „In der U 16, der U 18 und U 20 war Bayern das erfolgreichste Bundesland“, sagte Schweitzer, der auch noch Bezirks-Boss in Oberbayern ist und aus diesem Amt im Frühjahr ausscheidet, in seiner kurzen Rede mit Stolz. „Trainiert schön fleißig, denn nach oben ist nie eine Grenze“, gab Neubauer den Aktiven mit auf den Weg, in der Zukunft nicht nachzulassen.
Füracker kokettiert mit Figur
Mit Albert Füracker hatte ein Oberpfälzer Staatsminister ein Heimspiel und das Vergnügen, Markus Söder zu vertreten und die Preise des Ministerpräsidenten an die Sprinterinnen Svenja Pfetsch und Emilia Kurz sowie den Kugelstoßer Georg Harpf zu verteilen. Letzterer war ein perfekter Brückenschlag zu den eigenen Ambitionen, die Füracker selbst als eher gering taxiert hatte: „Das Einzige, was ich konnte, war Kugelstoßen“, kokettierte Füracker mit seiner Figur.
Die Regensburger Sportbürgermeisterin Astrid Freudenstein legte ihrerseits allen Gästen nahe, doch bei der kurz vor der Fertigstellung befindlichen Leichtathletik-Halle in Regensburgs Stadtosten vorbeizuschauen. Gerade wird überlegt, wie denn die Einweihung des 55-Millionen-Euro-Projekts im Frühjahr 2025 aussehen soll. „Da entsteht ein Schmuckkästchen“, hatte auch Jochen Schweitzer gesagt.
Die Regensburger, deren Aushängeschild LG Telis Finanz zu den laut BLV-Vizepräsident Reinhard Köchl „großen Drei“ in der bayerischen Vereinslandschaft zählt, hatten auch einen der zwei anwesenden Olympiateilnehmer zu bieten. Während 400-Meter-Frau Mona Mayer schon im Trainingslager in Südafrika weilte, war die nicht verwandte Olympia-29. Domenika Mayer, die am nächsten Tag beim traditionellen Telis-Nikolauslauf an den Start ging, erzählte noch einmal von ihren Marathon-Erfahrungen in Paris – und war froh und dankbar über die Rückschau, „denn im aktuellen Trainingsgeschehen fühlt man sich oft schlecht und vergisst schnell all die schönen Sachen.“
Der Preis für den Kampfrichter des Jahres blieb ebenfalls in Regensburg: Josef Zweck von der SG Post/Süd war einst über seine Kinder Lukas und Jonas zur Leichtathletik gestoßen. Dann ließ er sich Schritt für Schritt ausbilden, ist seit 2014 auch Bezirksobmann und stand 2022 bei den Europameisterschaften in München in seiner Lieblingsdisziplin Weitsprung an der Grube. Wenn er dort steht, dann ist alles eben und perfekt“, hieß es in der Laudatio. Dazu war die Oberpfalz auch das eine oder andere Mal eher indirekt an Erfolgen auf deutscher und internationaler Ebene beteiligt: Der Schwandorfer Sprinter Maximilian Achhammer, der ja jetzt im Trikot der LG Stadtwerke München steckt, nahm ebenso einen Löwen im Empfang wie Elias Kolar, der bisher für die TSG Roth startete, aber bereits im Athletenhaus in Regensburg wohnt und im neuen Jahr ebenfalls bei der LG Telis Finanz zuhause ist.
Dazu stand mit Richard Kick ein ehemaliger Dreispringer auf der Bühne, der mit Benedikt Maurer einen 17-jährigen Nachwuchsmann in München in seiner Disziplin zur Bronzemedaille der U-18-EM führte. Auch Telis-Läufer Konstantin Wedel wurde für seine Erfolge im Aktivenbereich erwähnt. Und als Doris Scheck und Kurt Ring zum Ende der Veranstaltung ebenfalls auf die Bühne geholt werden sollten, war das Trainerpaar der LG Telis Finanz schon auf dem Nachhauseweg, um fit für den großen Nikolauslauf am Morgen darauf zu sein, der fast 1000 Teilnehmer lockte. Zum Ehrungsteil gehörte auch die Kür des Nachwuchstrainers des Jahres. Dieser Titel ging an Norbert Wörlein, der Youngster Jakob Kemminer vom TSV Ochenbruck in diesem Jahr zum U-18-Europameister über 100 Meter machte. Martin Ständner, der Coach von Olympia-Hammerwerfer Merlin Hummel, wurde „Trainer des Jahres“ bei den Aktiven und war „gerührt“ – zumal er seinen Schützling schon betreut, seit er zehn Jahre alt ist.
Grüße aus Australien
Emotional war am Ende auch die Verabschiedung von Mittelstrecklerin Christina „Fischi“ Hering mit dem Sonderpreis, die sich mit einer Video-Grußbotschaft aus der Nähe von Brisbane in Australien, dem Olympiaort von 2032, meldete.
Regensburg-Duo in den Top Ten
Die Top-Ten-Vereine: In der Punktewertung gibt es die „großen Drei“ mit der LG Stadtwerke München (4116), der LG Telis Finanz Regensburg (1834) und LAC Quelle Fürth (607). Weit dahinter folgen TSV Gräfeling (433), TSV Ochenbruck (425), UAC Kulmbach (400), LAC Passau (362), LSC Höchstadt/Aisch (337); LG Bamberg (311) und SWC Regensburg 310.
Seniorensportler: Mit Diana Kurrer (Ingolstadt) und Walter Rentsch (Aichach) wurden in Regensburg auch zwei Läufer als Seniorensportler des Jahres geehrt. „Es ist schön, wenn man sich im Sport so verträgt – im Vergleich zu dem, was auf der Welt sonst so los ist“, meinte Rentsch mit Blick auf die Atmosphäre bei internationalen Senioren-Veranstaltungen.