Es war wieder einmal Zeit für ein ungläubiges Gesicht von Noelle Benkler, als sie anschlug und an der Anzeigetafel aufleuchten sah, was passiert war.
Nach der ersten Frauen-Medaille mit Bronze bei der Kurzbahn-DM hat die 16-jährige Schwimmerin aus Bodenwöhr bei Schwandorf, die 2022 vom Schwimm-Club Regensburg in Olympia-Zentrum nach Heidelberg gewechselt war, die nächste Premiere abgehakt: Über 400 Meter Lagen holte sich das Schwimmtalent in 4:48,07 Minuten in Berlin den ersten deutschen Titel bei den Frauen.
„Ich konnte das gar nicht glauben, zumal Bahn zwei nicht die beste Ausgangsposition war“, versucht Noelle Benkler zu erklären. „Nach dem Anschlag im Vorlauf habe ich meine Eltern auf der Tribüne entdeckt. Ich wusste von nichts. Das hat mich riesig gefreut, vor allem, weil mein Papa das letzte Mal zu meiner ersten deutschen Jugendmeisterschaft 2019 dabei war. Das hat mir für das Finale am Abend nochmal Kraft gegeben.“ Der größte Unterschied zu den Jahrgangsmeisterschaften: „Die Stimmung in der Halle war schon krass. Es ging ja für viele um Olympia. Bei der Jugend sind auch viele Leute – aber meistens halt Eltern.“
Voller Fokus auf di Lagenstrecken
Kraft wird Noelle Benkler, die dazu über 200 Meter Lagen Vierte (2:16,60) und 200 Meter Rücken Sechste (2:17,24) wurde, noch brauchen. Denn das große Ziel für die Schwimmerin des Jahrgangs 2007 und ihre Trainerin Ute Brandl („Ich weiß nicht, ob ich ohne sie das so schaffen würde“) sind die Junioren-Europameisterschaften im litauischen Vilnius von 2. bis 7.Juli. „Das ist jetzt sehr sicher, dass ich mit darf. Wir haben auch schon festgelegt, dass der volle Fokus diesmal auf den Lagenstrecken liegen wird.“
Der volle Fokus liegt auf Schwimmen, in der Schule ist Noelle Benkler schon seit einiger Zeit und auch bis Schuljahresende kaum mehr. „Aber das passt gut zusammen, auch wenn ich viele Fehlstunden habe. Mir werden die Sachen geschickt, die ich dann nachhole.“
Und bisweilen werden auch schon mal Prüfungen unter Aufsicht im Trainingslager geschrieben. „In den meisten Fächern liege ich im Einser- und Zweierbereich. Aber im ersten halben Jahr bei mehr Präsenz bin ich in der Schule schon besser. Da lege ich die Grundlage, weil ich weiß, dass das zweite Halbjahr schwieriger ist, weil ich weniger da bin.“ Vor Berlin war Benkler zwei Wochen im Vereinstrainingslager auf Fuerteventura. „Das war megalustig. Wir haben eine Supergruppe. Und Spaß ist eines der wichtigsten Dinge – ohne geht‘s nicht“, sagt die junge Schwimmerin, die aktuell zur EM-Vorbereitung im nächsten Trainingslager in Spanien weilt – diesmal mit dem deutschen Verband (DSV) und in der Höhe.
Aus der Höhe zur JDM
Von dort geht es nach drei Wochen direkt und ohne Pause wie vor einem Jahr zur deutschen Jahrgangsmeisterschaft – mit einer großen Portion Realismus. „Das letzte Mal war ich nach dem Höhentraining ziemlich kaputt, habe an den zwei Tagen danach 15 Stunden geschlafen“, weiß Noelle Benkler aus Erfahrung. „Ich werde mein Bestes geben. Die Chance, dass ich gut schwimme, liegt bei 50:50.“ Und wirklich zählen tut‘s ja auch erst in Litauen.