Der Traum von einem weiteren Bundesligatitel für die Judoka des TSV Abensberg erfüllte sich im Finalturnier in Wiesbaden nicht. Ausfälle in mehreren Gewichtsklassen konnte der Rekordmeister nicht kompensieren. Die Meisterschaft holte sich schließlich ein Team, mit dem nicht jeder gerechnet hatte.
Letztendlich stand es nach dem Halbfinale gegen den Remscheider TV 4:10 (Unterbewertung 37:94). „Um zu gewinnen, hätte alles passen müssen“, stellte Stammkraft Kevin Abeltshauser (bis 73 Kilo) kurz nach dem Wettkampf fest. Das war eben nicht der Fall, wie Coach Radu Ivan feststellte: „Wir konnten nicht mit dem kompletten Kader antreten.“ Ein kleiner Trost mag es für die Abensberger sein, dass sie gegen den neuen Deutschen Meister ausgeschieden sind.
Gegner top besetzt
Gleich mehrere internationale Größen mussten in der Klasse über 100 Kilo beim TSV verletzungsbedingt passen, außerdem sah sich Olympiastarter Timo Cavelius (bis 81 Kilo) nach eigener Aussage kräftemäßig noch nicht in der Lage, nach seiner Wettkampfpause nach Paris anzutreten. So mussten in beiden Gewichtsklassen teilweise leichtere TSV-Athleten aushelfen. Da konnten sich aber weder Falk Petersilka noch Ilia Sulamanidze (beide eingesetzt über 100 Kilo) noch Mark Hristov (eingesetzt bis 81 Kilo) gegen starke deutsche Judoka wie Losseni Kone (über 100 Kilo) oder Anthony Zingg (bis 81 Kilo) durchsetzen.
Abeltshauser und Lenz siegen
Dagegen hatte der Gegner alles an Bord, was die Kaderliste hergab. Abeltshauser feierte zumindest einen kleinen persönlichen Erfolg, weil er mit Philip Drexler einen direkten Kontrahenten aus der Nationalmannschaft besiegen konnte. Der Abensberger ließ dem Gegner nicht viel Möglichkeiten und siegte kurz vor Schluss mit einer seiner Spezialtechniken – einem Festhaltegriff. Johann Lenz (bis 90 Kilo) wurde im letzten Kampf im zweiten Durchgang gegen Daniel Stamm seiner Favoritenrolle gerecht.
Im ersten Durchgang besiegte der Bulgare Hristov (bis 73 Kilo) den deutschen Spitzenmann in dieser Gewichtsklasse Alexander Gabler deutlich. Den vierten Punkt steuerte Georgier Sulamanidze (bis 100 Kilo) gegen den deutschen Routinier Johannes Valentin Frey bei. In einem über weite Teile ausgeglichenen Kampf gelang ihm schließlich im Golden Score der entscheidende Wurf. Andere Abensberger Athleten enttäuschten durchaus nicht.
Nur Erfahrung gewonnen
Aber beispielsweise Ben Howard (bis 60 Kilo) oder Adam Toszegi und Patrick Weisser (beide bis 66 Kilo) hatten es mit international erfahrenen Gegnern zu tun. Mit ein wenig Glück wären sicherlich ein oder zwei Punkte mehr im Endresultat möglich gewesen.
Im Finale besiegten die Remscheider die TSG Backnang knapp mit 8:6 (Unterbewertung 74:57). Die Entscheidung fiel im letzten Kampf, als Eduard Trippel (bis 90 Kilo) Fabian Kansy im Festhaltegriff hatte. Der TV hat es selbst immer wieder spannend gemacht. So verlor Gabler aufgrund einer Unachtsamkeit im ersten Durchgang nach nur acht Sekunden gegen Levi Märkt. Zingg schließlich wurde wegen eines nicht regelkonformen Judoanzugs im zweiten Durchgang disqualifiziert.
Im zweiten Halbfinale hatte Backnang das Hamburger Judo-Team mit 9:5 (Unterbewertung 78:44) bezwungen. Nur kurz konnten dabei die Norddeutschen an einer Überraschung schnuppern. Letztendlich setzte sich der Favorit klar durch.
Neuer Modus im Bundesligafinale kommt an
Der neue Modus, bei dem auch die vier besten Frauenmannschaften am selber Tag in derselben Halle um den Titel kämpften, kam bei den TSV-Akteuren gut an. „Die Stimmung ist gut“, stellte Abeltshauser fest. Der Ausgang bei den Frauen war durchaus unerwartet. Die Kämpferinnen des JSV Speyer holten überraschend deutlich gegen die TSG Backnang mit 10:4 (97:37) den Finalsieg. Speyer zog den Gegnerinnen mit einer Siegesserie im ersten Durchgang den Zahn. Der TSG blieb nur noch Ergebniskosmetik. Weitere Teams im Finalturnier waren der TSV Hertha Walheim und der JC 66 Bottrop.
Derweil schauen die Männer des TSV schon nach vorne. Abeltshauser und Radu versprechen: „Wir kommen wieder. Nächstes Jahr greifen wir wieder an.“