Begleitet von dramatischen Umständen kassierten die Handballfrauen des Zweitligisten ESV 1927 Regensburg im proppevollen Bunker eine 25:26 (10:10)-Niederlage gegen die zum sechsten Mal in Serie erfolgreichen und nun auf Platz zwei gekletterten Füchse Berlin.
In den Schlusssekunden hatten die Gastgeberinnen den Siegtreffer vor den Augen, doch stattdessen schlug es nach einem parierten Notwurf per erster Welle neun Sekunden vor der Sirene im eigenen Gehäuse ein. Nach der ersten Heimniederlage ruft nun die heikle Auswärtsaufgabe beim in Nürtingen mit 22:27 gestürzten Spitzenreiter Bergischer HC.
Der ESV musste auf die verletzten Halblinks Carolin Hübner und Halbrechts Theresa Lettl verzichten. Dafür kam erstmals in dieser Saison Halblinks Nicole Lederer zu umfangreichen Spielanteilen, die mit sieben Treffern die erfolgreichste Bunkerlady war. Überdies feierte die aus einer Verletzung kommende Rückraum-Mitte Sophia Peter ihren Saisoneinstand. Für Torfrau Sophie Baur und die in der Abwehr eingesetzte Halblinks Hanna Mehlhaff war es hingegen das erste Zweitliga-Spiel überhaupt. Peter steuerte zwei Treffer bei, die in der zweiten Hälfte bei Berliner Strafwürfen eingesetzte Baur machte einen davon bei 24:24 (57.) unschädlich. Apropos Strafwürfe: Die 16-jährige Leni Goldbach verwandelte dreimal vom Siebenmeterpunkt, nachdem zuvor Sophia und Franzi Peter gescheitert waren.
Herausfordernder Gegner
In der ersten Halbzeit konnte Regensburg einmal die Führung (9:8, 28.) an sich reißen. Es war herausfordernd, die Berliner Abwehr zu bespielen: Der Innenblock und die rechte Abwehrseite waren mit wahren Kraftpaketen, noch dazu mit stattlicher Körpergröße versehen, bestückt. Der ESV hätte womöglich abreißen lassen müssen, Joelle Arno hatte da etwas dagegen: Die Torfrau entschärfte sechs freistehende Würfe. Derweil erzwang Rückraum-Mitte Maxie Fuhrmann drei Siebenmeter.
Nach der Pause wechselten die Führungen, wie schon zuvor maximal mit einem Tor Unterschied. Für Trainer Bernhard Goldbach war es „sehr schade, wir hatten uns mindestens einen Punkt verdient.“ Das werde der Gegner auch nicht anders sehen. „Die unglaublich junge und unerfahrene Mannschaft hat mit einer starken Teamleistung so ein Kaliber an den Rande einer Niederlage gebracht“, so Goldbach. Am Ende des Tages seien seine Mädels nicht clever genug gewesen, mehrfach hätte man hinten raus mit zwei Toren in Führung gehen können.
Die „Fehlentscheidung des Tages“ spielte sich für den Coach in Überzahl in der 53. Minute ab: Rechtsaußen Julika Birnkammer wurde ein Stürmerfoul abgepfiffen. „Ich habe das genau anders rum gesehen, für das Foul der Berlinerin hätte es sogar Rot geben können“, kritisierte Goldbach eine der wiederholt strittige Entscheidungen der Schiedsrichter gegen die Bunkerladies. „Anstatt Ballbesitz und eine zusätzliche Überzahl kriegen wir im Gegenzug das 23:23.“ Bei Berlins Siegtreffer haderte er indes mit seiner Truppe: „Nach dem Notwurf müssen wir uns in der Rückwärtsbewegung besser verhalten.“
Für den sportlichen Leiter Robert Torunsky war „es jammerschade, dass wir uns für den Rieseneinsatz nicht belohnen konnten.“ Die Niederlage sei völlig unverdient, der ESV sei die bessere Mannschaft gewesen. Auch Torunsky ging mit den Unparteiischen ins Gericht: „In der ersten Halbzeit sind uns vier Kreissperren abgepfiffen worden, unsere Kreisläufer wussten nicht mehr, wie sie sich verhalten dürfen.“ Höchstens ein Pfiff sei gerechtfertigt gewesen. Es folgte auch Eigenkritik: „In der zweiten Halbzeit hat uns die Wurfquote im Rückraum gefehlt.“
Lob für das Publikum
Berlins Trainerin Susann Müller räumte freimütig ein: „Am Ende war auch Glück dabei.“ Ihre Mannschaft hätte vorne nicht das Vorgenommene auf die Platte gebracht. Auch die Abwehr sei nicht so gut wie in den Spielen zuvor gewesen. „Daran war auch Regensburg beteiligt, die haben es uns schwer gemacht“, gab es für die Bunkerladies ein Kompliment. Es folgte ein weiteres für die Kulisse: „Das ist die Hölle hier zu spielen, das lautstarke Publikum sorgt dafür, dass es ein heißer Tanz ist.“ Nicht umsonst sei der ESV so heimstark.