Legionäre feiern Jubiläum
Das 1000. Spiel: Bundesliga-Baseball in Regensburg – eine 28-jährige Erfolgsgeschichte

20.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:51 Uhr

Auf dem Teamfoto von 1995 knien Ralf Kettner, Andreas Lenk, Stefan Ondracek, Dominik Mauerer, Christian Kirchhof, Daniel Schober und Dave Duncan (von links). Dahinter stehen Trainer Bernhard Schmeilzl, Spielertrainer Steve Leonhard, Axel Vogel, Christof Weigl, Stefan Sheppard, Martin Schwarzenbeck, Winfried Neumayer, Christian Stadler, John Cuck und Mario Fuentes (von links). Es fehlen: Elmar Odwody, Maik Säckl, Jens Waider. Fotos: Legionäre, Christian Brüssel, Imago

Ein YouTube-Hit läutete alles ein: Mit einem Homerun in Ladenburg besiegelte Andreas Lehner 1994 den Aufstieg. Von da an blickten die Baseballer der Legionäre aus Regensburg nicht mehr zurück. Was folgte, sind bislang 28 Jahre in der 1. Bundesliga und eine Erfolgsgeschichte, deren Ende noch nicht geschrieben ist.

Geprägt von vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen stiegen die heutigen Guggenberger Legionäre zum größten Baseball-Klub des Landes auf. An diesem Samstag absolvieren die Schwabelweiser bei Rekordmeister Mannheim Tornados ihr 1000.Bundesliga-Spiel. Nur Gegner Mannheim und Mainz bringen es auf mehr.

Vereinsikonen blicken zurück

Drei Vereinsikonen blicken auf die bewegendsten Erstliga-Partien des fünfmaligen deutschen Meisters zurück.

Alles begann in Kapellen. In jenem Teil der Stadt Grevenbroich zwischen Mönchengladbach und Düsseldorf startete am 8. April 1995 das Bundesliga-Abenteuer des Baseball-Vereins der Regensburg Legionäre. „Wir waren topmotiviert und heiß auf die erste Erstliga-Saison. Und durch das Trainingslager in Florida auch optimal vorbereitet“, erinnert sich Stefan Ondracek, Gründungsmitglied und eines von vier Mitgliedern der Hall of Fame der Legionäre. Das Gastspiel bei den dort beheimateten Kapellen Turtles war sogleich ein erfolgreiches. Mit 9:2 feierten die Oberpfälzer bei der Premiere ihren ersten Bundesliga-Sieg.

Erstes Highlight – Mannheim



Das erste große Highlight für die Neulinge im Baseball-Oberhaus folgte eine Woche später. Die Reise ging zu den Mannheim Tornados und damit in die Wiege des deutschen Baseballs. „Ganz besonders“, so beschreibt Ondracek dieses Erlebnis: „Die Tornados waren damals so etwas wie der FC Bayern des Baseballs und das Roberto-Clemente-Field seinerzeit eines der wenigen richtigen Baseball-Felder.“

Den 11:4-Überraschungscoup beim Rekordmeister bezeichnete Headcoach Bernhard Schmeilzl damals als „bestes Spiel der Vereinsgeschichte“. Freilich sollten die ganz großen Highlights für die Regensburger Baseballer erst viele Jahre später folgen. Nichtsdestotrotz entwickelte sich das erste Erstliga-Jahr zu einer Cinderella-Story. Mit einem Doppelsieg gegen die Leonberg Lobsters machten die Legionäre ihre erste Playoff-Teilnahme perfekt. Erst im Viertelfinale gegen die Lokstedt Stealers mit dem heutigen Legionäre-Assistenztrainer Michael Wäller war Endstation. „Michael Wäller war einer dieser Größen, zu denen man aufgeschaut hat. Ich glaube, damals habe ich zum ersten Mal einen Slider gesehen“, sagt Ondracek: „Letztendlich war Lokstedt noch eine Nummer zu groß für uns.“

Mit Paco Garcia an der Spitze der Südstaffel



Es dauerte einige Jahre, bis die Legionäre sportlich den nächsten Schritt gingen. Erst im Jahr 2002 unter Trainer Paco Garcia gelang mit einem dramatischen 10:7-Erfolg bei den Heidenheim Heideköpfen erstmals der Sprung auf Rang eins der Südstaffel und noch im gleichen Jahr gegen die Bonn Capitals erstmals der Einzug ins Playoff-Halbfinale. Auf den ganz großen Wurf mussten die Oberpfälzer allerdings noch warten. Und auf dem Weg dorthin die womöglich dramatischste Niederlage der Vereinsgeschichte einstecken.

Auf unglaubliche Art und Weise verloren die Regensburger Spiel drei der Finalserie 2007 bei den Mainz Athletics mit 9:10 in der Verlängerung, nachdem die Mannschaft von Trainer Martin Brunner zuvor im letzten Durchgang einen 1:9-Rückstand egalisiert hatte. „Mit Sicherheit das bitterste Spiel meiner Karriere“, erklärt Homerun-Rekordhalter Klaus Hopfensperger: „Wir hätten die Meisterschaft wortwörtlich nach Hause walken können und haben den Titel quasi einfach hergeschenkt. Diese Erfahrung werde ich nie vergessen.“

Abschied mit Homerun



Ein Jahr später sollte es dann endlich klappen. Mit einem 10:0-Sieg gegen Mannheim in Spiel fünf der Finalserie sicherten sich die Legionäre am 27. September 2008 mit dem neu verpflichteten Star-Trainer Martin Helmig ihre erste deutsche Meisterschaft. Vier weitere sollten in den Jahren 2010 bis 2013 folgen. Jeweils im entscheidenden fünften Spiel setzten sich die Schwabelweiser 2010, 2011 und 2012 durch.

Sowohl Hopfensperger als auch Legionäre-Rekordspieler Matt Vance hat sich der Erfolg 2010 eingeprägt. Hopfensperger selbst drehte im letzten seiner 441 Bundesliga-Spiele mit einem Homerun die Begegnung gegen Heidenheim. „Das war wirklich sehr speziell. Die Dramatik des Spiels und Klaus, der sich mit einem Homerun verabschiedet, waren mit die emotionalsten Momente, die ich erlebt habe“, verrät Vance.

Nach den Jahren der Serienmeisterschaften hatten Vance und die Legionäre die eine oder andere Enttäuschung zu verarbeiten. Nicht nur in die Legionäre-Geschichte, sondern auch in die Bundesliga-Annalen ging Spiel vier der Halbfinalserie in Bonn am 16. September 2018 ein. Nach 5:21 Stunden und 19 gespielten Innings unterlagen die Regensburger mit 2:3. Es war die längste Playoff-Partie in der deutschen Baseball-Geschichte.

Eine weitere schmerzliche Erfahrung, die Rekordmann Vance durchleben musste, war die 14:15-Niederlage im Halbfinale des Jahres 2020 in Heidenheim. „Es war ein wildes Spiel. Wir lagen vor dem letzten Inning in Führung. Heidenheim hat die Partie noch gedreht und mit einem Walkoff gewonnen. Wir haben nicht nur das Spiel, sondern anschließend die Serie verloren. Das war sehr bitter“, gesteht Vance.

„Vielleicht mit unser schlechtestes Spiel und für mich die wohl schlimmste Erfahrung“ ereilte den Wahl-Regensburger in der Vorsaison beim Halbfinal-Aus gegen Paderborn (0:6) vor heimischem Publikum. Den jüngsten Schmerz würden Vance und die Legionäre sicherlich gerne durch ein weiteres positives Kapitel ersetzen. Mit Spiel 1000 bietet sich die erste Chance.