Die Bunkerladies des ESV 1927 Regensburg sind seit September 2021 in der 2. Bundesliga unterwegs, haben bis dato maximal drei Spiele am Stück verloren und rangierten nie auf einem Abstiegsplatz. Vor dem wohl wichtigsten Spiel – jetzt Nummer 98 – hätte bei einer Heimniederlage gegen Werder Bremen das Abrutschen in die Abstiegszone gedroht, überdies wäre es die vierte Niederlage am Stück gewesen.
Obwohl die Voraussetzungen, zwei schwierige Trainingswochen angesichts einer Masse an angeschlagenen und kränkelnden Spielerinnen, denkbar schlecht waren, hat der ESV einen verblüffend hohen 38:27 (18:11)-Kantersieg gegen die bis dahin nach Pluspunkten gleichaufliegenden Hanseaten eingefahren. Auch in der vierten Partie im Bunker gab es für Werder nichts zu holen. Bremen ist jetzt auf den vorletzten Platz abgerutscht, die Bunkerladies hingegen kletterten auf Platz zehn.
Nach der anstehenden Länderspielpause geht der neunte Spieltag am 30. November und Tags darauf über die Bühne. Nach dem Vierpunkte-Spiel ist vor dem Vierpunkte-Spiel: Die Reise geht zur in der Nähe von Kassel beheimateten HSG Bad Wildungen. Der Bundesliga-Absteiger hat einen Punkt weniger verbucht. Für den sportlichen Leiter Robert Torunsky wäre das „der perfekte Moment für den ersten Auswärtssieg.“ Wegen den vielen Angeschlagenen käme diesmal die Spielpause zu einem guten Zeitpunkt.
Duo mit sieben Treffern
Im bestens gefüllten Bunker fehlten die langzeitverletzten Halblinks Carolin Hübner und Linksaußen Mia König sowie Sara Mustafic, die sich im Abschlusstraining am Knie verletzt hat. Für die Kreisläuferin rutschte Julia Drachsler in die erste Sieben. Überdies startete wie beim 25:26 vor zwei Wochen gegen Füchse Berlin die Halblinks Nicole Lederer zum zweiten Mal vom Anwurf weg. Und wie schon zuletzt beim 27:34 gegen den Bergischen HC übernahm die etatmäßige Halbrechts Franzi Peter in der Zentrale die Ballverteilung. Mit jeweils sieben Toren waren am Ende Lederer und Peter die erfolgreichsten Werferinnen.
An der Dechbettener Brücke kam Bremen besser aus den Startlöchern. Zwei verwandelte Strafwürfe von Elaine Rode und ein Gegenstoß-Treffer von Anna Lena Bergmann sorgten für eine 3:1-Führung (3.). Hier war schon zu erkennen, dass die Schiedsrichter die lange Leine walten ließen. Ein verwandelter Siebenmeter von Franzi Peter leitete Regensburgs 7:1-Lauf zum 8:4 (14.) ein. Ein höherer Vorsprung war drin, Emma Seiler scheiterte aber mit einem Strafwurf (13.). Zwischenzeitlich hatte sich Halbrechts Julika Birnkammer an das lädierte linke Knie gefasst, biss jedoch bis zum Schluss auf die Zähne.
Der Viertore-Vorsprung, die Gäste agierten nun mit einem Störer an der Neunmeter-Linie, hatte bis zum 14:10 (21.) Bestand, ehe der ESV sich zur Pause auf 18:11 absetzte. Bis hierhin hatte Peter fünfmal eingenetzt, die Halbzeitstatistik wies überdies acht verschiedene Bunkerladies als Torschützen aus. In der Pause reagierte Bremens Trainer Timm Dietrich, der Abwehreinser agierte fortan teils weit vor dem zweiten Kreis. Als Regensburg zum zweiten Mal mit zehn Treffern in Front lag (23:13 (39.), griff Dietrich in der folgenden Auszeit erneut in die Taktikkiste. Jetzt opferte man die Torfrau zugunsten einer siebten Feldspielerin, die als zweite Kreisläuferin postiert wurde. Zunächst mit Erfolg, von den nächsten fünf Toren kamen vier durch Kreisanspiele zustande. An Schadensbegrenzung war indes nicht zu denken, der ESV stellte sich darauf ein – nun wurde es für die Zuschauer unterhaltsam. Nach Ballgewinnen konnte bis zum Schluss das Leder fünfmal ins verlassene Gehäuse geworfen werden. Einer davon ging auf das Konto von Torfrau Joelle Arno.
Reichlich Lob vom Trainer
Coach Bernhard Goldbach attestierte seiner Mannschaft eine „top Mentalität und top Disziplin“. Die Mädels hätten zwei schwierige Wochen weggesteckt und sich an die Vorgaben gehalten. „Wir haben uns nur sieben technische Fehler erlaubt und kaum hektische Situationen aufkommen lassen“, lobte Goldbach. Zudem habe man Bremen um ihre Konterstärke beraubt: „Unser Rückzugsverhalten war super.“ Wie das Spiel in der zweiten Halbzeit heimgeschaukelt worden sei, „war auch super“.