Was für ein Erfolg! Tina Rupprecht, die WBC-Weltmeisterin im Atomgewicht aus Augsburg, hat am vergangenen Samstag im Olympiastützpunkt Heidelberg ein neues Kapitel deutscher Box-Geschichte geschrieben. Intensiv vorbereitet hatte sich Rupprecht auf dieses Duell mit Athletik-Trainer Sepp Maurer auf der Höllhöhe im Landkreis Cham.
In einem mitreißenden Kampf bezwang sie die japanische WBO-/WBA-Weltmeisterin Eri Matsuda und holte sich damit die WM-Titel aller drei Verbände – das hat bisher noch kein deutscher Boxer und keine deutsche Boxerin geschafft.
Heidelberg tobte, als am Samstagabend kurz nach 22.30 Uhr „Tiny Tina“ Rupprecht und ihre Gegnerin Eri Matsuda in die Halle einliefen. Der Fight war von Sekunde eins an von hohem Tempo geprägt. Bereits nach wenigen Minuten schickte Rupprecht dann ihre Gegnerin überraschend mit einem rechten Haken zu Boden. Die Japanerin erholte sich jedoch wieder, und die Kontrahentinnen lieferten sich über die nächsten Runden eine spannende Begegnung fast auf Augenhöhe. Rupprecht wehrte konstant die Angriffsversuche ab, setzte dann auch die klareren Treffer und freute sich am Ende über einen klaren Sieg nach Punkten.
„Unfassbar starke Athletin“
Die Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie triumphierend ihren Fans, die auch aus dem Landkreis Cham angereist waren, zujubelte. Sie hatte gewonnen – drei Gürtel! Und vereinigt nun drei Weltmeistertitel. Doch der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Mit ihrem Boxtrainer Alex Haan, der sie seit ihrer Jugend trainiert, war Rupprecht zum Sparring nach Usbekistan geflogen und zuvor viele Wochen regelmäßig auf die Höllhöhe zu ihrem Athletik-Coach Sepp Maurer gependelt. Der Inhaber der Sportschule Kinema trainiert nun schon seit einigen Jahren mit der Profiboxerin und hat sie bereits bei ihren letzten Titelkämpfen unterstützt.
„Tina ist eine unfassbar starke Athletin, die bis an ihre absoluten Belastungsgrenzen gehen kann“, sagt Maurer. Mit Bergläufen und ausgeklügelten Koordinations- und Konditionsübungen hat er die 32-Jährige viele Wochen lang immer wieder gefordert, um noch ein Quäntchen mehr Fitness für den nächsten Fight rauszuholen. Auch beim Thema mentale Vorbereitung und Ernährungsplanung steht Maurer ihr zur Seite. Und das Konzept ist voll aufgegangen. „Das ist ein absolut historischer Sieg. Wir sind sehr stolz“, so Maurer: „Tina hat allen gezeigt, was sie drauf hat und dass man an ihr als nun achtmalige und aktuell dreifache Weltmeisterin einfach nicht vorbeikommt.“
Auf den Spuren von Schmeling
Mit ihrem Sieg erringt Tina Rupprecht nicht nur die Titel der drei großen Weltverbände, sondern auch den prestigeträchtigen Ring-Magazine-Gürtel, den bisher als einziger deutscher Boxer Max Schmeling im Jahr 1930 erkämpfen konnte. Doch damit nicht genug: Im kommenden Jahr steht nun ihr größtes Ziel an. Mit einem Kampf um den letzten verbleibenden WM-Titel der IBF kann „Tiny Tina“ mit vier Titeln gleichzeitig zur unumstrittenen Weltmeisterin ihrer Gewichtsklasse aufsteigen.