„Sensationelles Spiel“ zum Jahresabschluss
Beste Leistung in 2024 reicht für ESV 1927 Regensburg nicht zum Sieg

22.12.2024 | Stand 22.12.2024, 19:18 Uhr |
Gerd Winkler

Nicht weniger als zwölf Tore erzielte Franzi Peter (links) für die Bunkerladies gegen Leipzig. Foto: Brüssel

Soll es bisweilen geben: Trotz der stärksten Leistung im Kalenderjahr springt kein Sieg heraus. So geschehen im Regensburger Bunker, wo sich die Handball-Zweitligisten ESV 1927 und der HC Leipzig sehr zur Freude der Zuschauer einen hochkarätigen Schlagabtausch, begleitet von vielen taktischen Eingriffen beider Trainer, lieferten und am Ende mit dem 30:30 (15:16) ein gerechte Ergebnis auftischten.

Wieder im Einsatz ist der ESV am 4. Januar beim Tabellen-14. TSG Mainz-Bretzenheim. Zum fünften Erfolg in Serie fehlte lediglich eine Sekunde. Franzi Peter schickte Maxie Fuhrmann in die Abwehrlücke, während dem erfolgreichen Wurf funkte jedoch die Schlusssirene dazwischen. Der Siegtreffer wäre schon 15 Zeigerumdrehungen vorher drin gewesen. Leipzig hatte eine siebte Feldspielerin im Einsatz, Torfrau Ella Jaeschke parierte den schlecht vorbereiten Wurf der Sachsen, der Abpraller sprang Sophia Peter in die Hände – die sich aber den Wurf ins verwaiste Gehäuse nicht nahm.

Im Duell der beiden jüngsten Teams in der Liga, Regensburg mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren, Leipzig mit einem Schnitt von 20 Jahren, ragte ein Trio heraus. Franzi Peter organisierte auf der Mitte das Spiel, traf im Positionsangriff fünfmal und verwandelte ihre sieben Siebenmeter. Am Kreis leistete Sophia Ewald wertvolle Arbeit: Fünf Treffer, drei erzwungene Strafwürfe und zwei gezogene Strafzeiten.

Bei Leipzig sorgte die polnische U21-Nationalspielerin Joanna Granicka für großes Aufsehen. Die enorm wendige, 14-fach treffende Ballverteilerin ließ sich in ihrem Tatendrang nur ganz schwer bändigen: Zunächst in der Schaltzentrale, später auf Halblinks. Hernach waren sich die Verantwortlichen des ESV einig, so eine herausragende individuelle Leistung in 2024 noch gar nicht gesehen zu haben.

Goldbachs Erwartungen treffen ein

Was Trainer Bernhard Goldbach erwartet hatte, trat ein: Leipzigs Spiel ist auf Zweikämpfe ausgelegt, es entwickelte sich eine regelrechte Zweikampforgie – mehr Abnutzungskampf ging nicht. Tags darauf dürften die Spielerinnen viele blaue Flecke auf ihren Körper festgestellt haben. Beim Eins-gegen-Eins behielten zunächst die Bunkerladies die Oberhand. Nach dem 4:4 zog man mit einem 5:1-Laufs auf 9:5 (14.) davon. Dem schloss sich ein Leipziger 5:1-Lauf zum 11:11 (22.) an. Acht Minuten später kamen die Gäste bei 15:14 zur ersten Führung, mit 15:16 ging es in die Pause. Immer öfter war es dem deutschen Rekordmeister gelungen, eine Spielerin in die Lücke zu jagen.

Umstellung nach der Halbzeit

In der Halbzeit steuerte dem Goldbach entgegen, stellte die Deckung auf eine 3:3-Formation um. Die Linkshänder Franzi Peter, Julika Birnkammer und Theresa Lettl. agierten teils zwei Meter vor der Neunmeter-Linie. Ein Torhüterwechsel hin zu Ella Jaeschke tat ein Übriges. Das zeigte Wirkung, über 19:16 (38.), 22:19 (43.) und 25:22 (49.) ging es in die nervenaufreibende Schlussphase. Erst bei 28:28 (56.) konnte der HC egalisieren, um dann mit 30:29 (58.50) in Front zu gehen. Der Rest ist bekannt.

Goldbach sah „ein richtig richtig gutes Handballspiel, es waren aber Schiedsrichter-Entscheidungen dabei, die grenzwertig waren.“ Gäste-Coach Erik Töpfer sprach sogar von „einem sensationellen Spiel von beiden Mannschaften.“