Kein Sport nur für Reiche
Balanceakt: Der WSC Haidweiher kämpft für die Wasserski-Szene – und gegen Vorurteile

14.08.2024 | Stand 14.08.2024, 10:00 Uhr |

Der WSC Haidweiher ist einer von nur zwei Vereinen in Bayern, bei dem klassisches Wasserskifahren mit den Disziplinen Slalom, Trick-Ski – wie hier im Bild – und Springen ausgeübt wird. Foto: J. Hayward

Direkt vor den Toren Ambergs und doch gut versteckt: Der Haidweiher wirkt unscheinbar, doch seit rund 50Jahren ist dieser Heimat des gleichnamigen Wasserski-Clubs (WSC), in dessen Reihen sich neben Freizeitsportlern auch Europa- und Weltmeister befinden. Außerdem ist der Verein einer von nur zwei in ganz Bayern, die die volle Bandbreite des Sports bieten. Zu kämpfen hat der WSC aber vor allem mit dem Vorurteil, dass Wasserskifahren nach wie vor nur etwas für Reiche sei.

Erstmals mit Skiern über den etwa 24 Hektar großen Weiher bei Amberg, der im Gebiet der Gemeinde Kümmersbruck liegt, wurde bereits 1970 gerauscht – acht Jahre später folgte die offizielle Gründung des WSC Haidweiher samt Eintragung ins Vereinsregister. Und seither hat sich so einiges getan: Inzwischen fasst der WSC gut 100 Mitglieder aus nah und fern, was laut Reiner Kahl, dem Vorsitzenden des Vereins, durchaus bemerkenswert sei. Denn: Wasserski wird auch in verschiedensten Yachtclubs gefahren, dort allerdings meist nur rein als Freizeitsport. Als dann Anfang der 1990er Jahre auch das Wakeboard immer beliebter wurde, bekam auch diese Szene ihr Stück vom Kuchen – also Mitglieder – ab. „Wasserski war ein klassischer Boomsport. Dann aber kam das Wakeboarden auf, was für Bootsbesitzer – beispielsweise auf der Donau – im Vergleich einfacher ist. Man braucht keinen Bojenkurs oder eine Sprungschanze“, erklärt Kahl.

Wakeboard als Konkurrenz

Die 100 Mitglieder des WSC Haidweiher, die im Übrigen nicht nur aus der näheren Umgebung wie aus Schwandorf oder Regensburg, sondern bis aus Würzburg kommen, seien für einen solchen Verein deshalb durchaus viele. Was den WSC aber von den meisten Clubs in Bayern unterscheidet, ist die Tatsache, dass auf dem Haidweiher alle Disziplinen ausgeübt werden. Das heißt: Slalom, Trick-Ski und Springen. Das ist ansonsten nur noch auf dem Fetzersee bei Günzburg der Fall.

Beim Slalom fährt das Zugboot mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit, der Läufer steht auf einem Monoski und startet durch das Eingangstor, umkurvt anschließend sechs Bojen – dabei werden auch immer wieder die Wellen des Bootes durchkreuzt – und verlässt den Kurs anschließend wieder durch das Ausgangstor. „Bei uns im Verein wird der Slalom schon von zehnjährigen Kindern durchlaufen“, sagt Kahl. Die Geschwindigkeit kann durch das Verkürzen der Leine oder eben durch das Boot selbst erhöht werden. Der Reiz bei dieser Disziplin sei vor allem die perfekte Körperhaltung.

Beim Trick-Ski ist ein Figurenlauf zu bewältigen, der aus zwei Durchgängen von je 20Sekunden besteht. In diesen beiden Durchgängen muss der Läufer so viele Figuren wie möglich vorführen. Dabei stehen jedoch nur jene Drehungen und Sprünge zur Wahl, die das internationale Reglement anerkennt.

Beim Springen „schleudert“ der Läufer hinter dem Zugboot, um vor der Schanze ein möglichst hohes Eigentempo zu erreichen. Stets mit der Leine verbunden überfährt der Springer in der Diagonalen die Schanze. Nach dem Aufsetzen auf dem Wasser muss dieser noch 100 Meter auf mindestens einem Ski weiterfahren, damit der Sprung gewertet wird. Die Höchstgeschwindigkeit des Bootes darf dabei maximal 57km/h betragen, was schon enorme Sprungweiten möglich macht. Mit Mit 66,10 Metern hielt Steffen Wild, Betreiber des „WildWakeParks“ in Steinberg am See, lange Zeit den Europa-Rekord. Und eben jener Steffen Wild und dessen Frau Chrystelle sind ebenfalls Mitglieder beim WSC und laut Reiner Kahl durch ihr Training hauptverantwortlich dafür, dass insbesondere die Jugend des Vereins mittlerweile regelmäßig bei hochkarätigen Turnieren in aller Welt vertreten ist. Der Verein veranstaltet aber auch selbst internationale Wettkämpfe, wie beispielsweise die „Bavarian Open“ im Juni dieses Jahres. Außerdem finden immer wieder mehrtägige Camps mit renommierten Trainern statt. „Der bayerische Landes- und der Bundeskader werden dadurch gefördert“, erklärt Kahl. Außerdem biete das Vereinsgelände durch die Größe ideale Bedingungen für derartige Camps und Wettkämpfe. Nichtsdestotrotz beheimatet der WSC in Summe aber insbesondere Freizeitsportler, die nicht mit den ganz großen Ambitionen, sondern aus reinem Spaß auf den Skiern balancieren. „Und wir haben Mitglieder vom Kindesalter bis hin zu 80-Jährigen.“

Falsche Vorstellungen

Trotz allen Engagements, wie auch einer Partnerschaft mit dem Fischereiverein Amberg samt Unterverpachtung, fällt des dem WSC nicht immer leicht, den Sport Interessierten zugänglich zu machen. Für Reiner Kahl liegt das insbesondere am Vorurteil, „dass das Wasserskifahren nur etwas für Betuchte sei“ – und dem widerspricht der Vorsitzende des Vereins vehement: „In Summe ist das für den Amateur günstiger zu gestalten als Wintersport.“

Der Jahresbeitrag für Erwachsene beläuft sich beim WSC auf 160 Euro, für Partner, Kinder und Studenten gibt es Ermäßigungen. Die einzelnen Fahrten werden pro geschleppter Minute abgerechnet – also nur die reine Zeit, in der tatsächlich Wasserski gefahren wird. Treibstoff, ein Fahrer, der das vereinseigene und Wasserskizugboot lenkt, sowie das Equipment sind im Preis von 1,80 Euro enthalten. Und länger als 15 Minuten reine Fahrtzeit seien ohne längere Pause ohnehin nicht möglich – denn Wasserskifahren ist bei aller Action und allem Spaß vor allem eines: anstrengend für den ganzen Körper.