Vom Fußballplatz des SV Oberpolling bis zum Gipfel des Großglockners in Österreich sind es zu Fuß rund 400 Kilometer. Weit mehr als diese 400 Kilometer hat der Tittlinger Patrick Ehrenthaler in seiner erst vierjährigen Karriere als Trailrunner zurückgelegt. Am Wochenende krönte er seine erstaunliche Reise vom ambitionierten Fußballer zum Trailrunner mit dem Sieg beim Großglockner Ultra-Trail. Doch sein Weg ist noch lange nicht zu Ende.
Mit drei Rennen in den letzten vier Wochen hat Patrick Ehrenthaler einen ereignisreichen und erfolgreichen Sommer hinter sich. Zuerst siegte er beim Lavaredo Ultra Trail in Italien gleich bei seinem ersten Start in der 100-Kilometer-Klasse, dann krönte er sich beim 3Kings3Hills Trailrunning-Festival zum König des Bayerwalds. Am vergangenen Wochenende folgte der Sieg beim Großglockner Ultra-Trail in Österreich. „Mit dem Berg hatte ich noch eine Rechnung offen“, sagt Ehrenthaler, nachdem er dort im Vorjahr nur Siebter geworden war.
Für seinen Erfolg musste er 57 Kilometer und 3500 Höhenmeter bewältigen. Dazu gehörte auch ein 600 Meter langes Schneefeld, das Ehrenthaler als sehr kritischen und gefährlichen Streckenabschnitt beschreibt. Ohnehin sei der Ultra-Trail am Großglockner aufgrund seines hohen Schwierigkeitsgrades eines der anspruchsvollsten Trail-Rennen in Europa. Viel mehr als die Strecke machte Ehrenthaler aber die Hitze Probleme. „Es war ein Lauf durch die Hölle“, beschreibt er die Bedingungen. Jede Kuhtränke auf der Strecke habe er zur Abkühlung genutzt und sich dabei auch den bösen Blick eines Weideviehs eingefangen, erzählt er lachend.
Als Sportlicher Leiter beim SV Oberpolling tätig
Vier Jahre ist sein Wechsel vom Fußballer zum Trailrunner nun her. Zwar spielt er seitdem nicht mehr selbst, aber seinem Verein, dem SV Oberpolling, ist er als Sportlicher Leiter erhalten geblieben. „Ich kümmere mich um die Neuzugänge“, erklärt Ehrenthaler. Außerdem organisiert er die Lauftrainings in der Saisonvorbereitung. Diese seien bei den Spielern meist nicht so beliebt, gibt er schmunzelnd zu.
Dass seine eigenen Lauffähigkeiten im Trailrunning nach vier Jahren schon so gut sein würden, damit hatte Ehrenthaler nicht gerechnet. Zumal es ihm eigentlich gar nicht um Siege geht, wie er betont: „Ich will mit meiner Leistung zufrieden sein, ich will mich verbessern“. Dass es nun gleich mehrfach zum Sieg gereicht hat, sei natürlich „mega“, freut er sich. Der Sieg beim Lavaredo Ultra Trail in Italien ist für Ehrenthaler der größte Erfolg in seiner noch kurzen Karriere. Gleichzeitig ist er damit seinem großen Ziel einen Schritt näher gekommen: dem Ultra-Trail am Mont Blanc.
„Trailrunning ist für mich ein Lifestyle“
Ehrenthaler hat sein Leben auf dieses Ziel ausgerichtet. „Trailrunning ist kein Hobby für mich, es ist ein Lifestyle“, sagt er. Tagsüber arbeitet der 33-Jährige im Vertrieb eines Automobilzulieferers, morgens, abends und am Wochenende trainiert er. Dass das Privatleben dabei manchmal zu kurz kommt, ist ihm bewusst: „Aber meine Freunde und meine Familie stehen hinter mir.“ Bei den Rennen wird er regelmäßig von seiner Freundin unterstützt.
Professionell und hauptberuflich Trailrunning zu betreiben, daran hat Ehrenthaler noch nicht wirklich gedacht. Grundsätzlich könne er es sich zwar vorstellen, sagt er, gerade weil seine besten Jahre erst noch kommen, aber das Gesamtpaket müsse passen. „Im Moment passt es für mich aber gut, so wie es ist.“
Für dieses Jahr hat er noch eine große Reise geplant: zum Ultra-Trail nach Kapstadt im November. „Da treffe ich zum ersten Mal auf die Weltstars“, freut sich Ehrenthaler schon jetzt, hat aber nur geringe Erwartungen an das Rennen, wie er demütig erzählt. Zuvor wird er noch im September beim Arberland Ultra Trail starten.
2026 will er 170 Kilometer am Mont Blanc laufen
Nächstes Jahr will er dann beim Ultra Trail am Mont Blanc angreifen. Zunächst in der 100-Kilometer-Kategorie, 2026 soll die 100-Meilen-Kategorie folgen. Das sei das große Ziel, das er sich vor vier Jahren gesetzt habe, erzählt Ehrenthaler. 170 Kilometer und über 10.000 Höhenmeter sind dann in maximal 46,5 Stunden zu bewältigen. Trailrunning sei für ihn eine Art Meditation, erklärt Ehrenthaler, warum er sich immer wieder solchen Strapazen unterzieht: „Beim Laufen kann ich alles vergessen und bin gezwungen abzuschalten.“
Wie es nach 2026 konkret weitergeht, darüber hat er sich noch keine Gedanken gemacht: „Ich will erst einmal den 170er schaffen.“ Auf jeden Fall will er aber noch mindestens vier bis fünf Jahre ambitionierten Wettkampfsport betreiben. Als mögliche Ziele nennt er den Madeira Island Ultra-Trail oder den Transvulcania Ultramarathon auf Mallorca. Denn sein Weg ist noch lange nicht zu Ende.
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