Eigentlich sei er ja zu alt für die Nationalmannschaft, sagt Christian Reschauer. Aber der Deutsche Eisstock-Verband (DESV) macht für den Stockschützen des EC Saßbach eine Ausnahme und daher wird für den Waldkirchner mit 50 Jahren ein sportlicher Traum wahr. Bundestrainer Roland Fischl hat ihm für diese Saison einen Platz in der deutschen Auswahl reserviert.
Nach Bruder Markus, Thomas Elsenberger, Josef Fürlinger sowie Stefan und Werner Anetzberger ist Christian Reschauer der sechste Saßbacher, der für ein nationales Team nominiert wurde, wie Werner Anetzberger aufzählt. Für ihn war ohnehin längst klar, dass Christian Reschauer in die Nationalmannschaft gehört. „Er ist seit Jahren der beste Moar in Deutschland“, betont Anetzberger. Sätze wie diese hat Christian Reschauer oft gehört. Seit 2011 hat er Anteil daran, dass die Saßbacher nahezu jeden Pokal, den es im Eisstocksport gibt, mal in Händen gehalten haben. Dennoch wurde er bislang nie vom Bundestrainer berufen. „Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, dass es nicht mehr klappt“, erzählt Reschauer.
Es fühlte sich seltsam an. Der Waldkirchner feierte mit seinem Team Erfolg um Erfolg, wurde bei Wettkämpfen oft auf die Nationalmannschaft angesprochen – aber nie nominiert. „Das war auch ernüchternd“, gesteht er. Das Thema hatte sich über die Jahre erledigt. „Es gibt ja auch eine Altersgrenze vom Verband“, weiß Christian Reschauer. Nach der werde man maximal bis 45 Jahre in Nationalteam berufen.
Nominierung auch auf Wunsch vieler Nationalspieler
Umso überraschender war ein Anruf im August. Bundestrainer Roland Fischl sagte ihm darin einen fixen Platz im Team D in diesem Winter zu, die Altersregelung werde ausgesetzt. „Wir haben uns dann zweimal getroffen und dann habe ich signalisiert, dass ich dabei bin“, kommentiert Christian Reschauer. Es sei der Wunsch vieler Herrennationalspieler gewesen, dass der Saßbacher „Moar“ geholt werde, begründet Reschauer seine Nominierung. Der Bundestrainer sagte ihm, „dass ich seit über zehn Jahren jetzt der Beste auf meiner Position bin, das hat mich natürlich brutal gefreut und ist eine riesengroße Ehre“ und ein Umstand. der auch seine Frau Sandra und Tochter Anna (12) stolz mache. „Ich habe natürlich vor meiner Zusage mit ihnen gesprochen, weil ich ein paar Tage mehr nicht daheim bin. Sie stehen voll hinter mir.“ Seine Nominierung bezeichnet Reschauer übrigens als „kleines Märchen für einen 50-Jährigen“.
Anfang Oktober hatte Christian Reschauer seinen ersten Einsatz als Nationalspieler bei einem Lehrgang in Regen. Seither war er mit einer Ausnahme jedes Wochenende unterwegs, mit dem Nationalteam oder dem des EC Saßbach. „Aber das mache ich gerne.“ Nun steht der nächste Lehrgang erst wieder im Februar an, wenige Wochen vor der Weltmeisterschaft in Graz (4. bis 9. März). Bis dahin will Christian Reschauer weitere Erfolge mit seinen Saßbacher Vereinskameraden einfahren.
An diesem Wochenende reist der EC Saßbach zum Europa Cup
An diesem Wochenende reist das Quintett nach Bruneck (Italien) zum Europa Cup, den sie zuletzt 2022 gewannen. „Eine Prognose für so ein hochkarätig besetztes Turnier ist schwierig, aber wir streben natürlich wieder eine Medaille an“, sagt der 50-Jährige.
Er ist übrigens sozusagen der Defensivspieler im Team, platziert den Stock stets mit ganz viel Gefühl in der Daube. Als „Moar“ eröffnet er das Spiel mit dem ersten Schuss jeder Kehre. Eine ziemlich verantwortungsvolle Aufgabe: „Wenn meine Eröffnung nicht stimmt, haben wir als Mannschaft ein Problem.“ Das passierte aber ganz, ganz selten in den vergangenen 13 Jahren. „Damals war ich 2011 in der zweiten Mannschaft und es ist in der Ersten einer verletzt ausgefallen, dann haben sie mich mitgenommen und als Moar eingesetzt. Wir sind bei meinen ersten Turnier Deutscher Meister geworden und haben danach gewaltige Erfolge gefeiert“, beschreibt Christian Reschauer vor der heutigen Abfahrt nach Bruneck, wo er als Jung-Nationalspieler einmal mehr sein Können auf dem Eis zur Schau stellen will.