Verdrängungswettbewerb Radsport
Ex-Profi Christian Grasmann: „Hochachtung, was in Passau geleistet wird“

06.12.2024 | Stand 06.12.2024, 9:57 Uhr |

Immer noch gern beim Sechstagerennen: Christian Grasmann (links), hier bei den letzten Berliner Sixdays zusammen mit den Fahrern Roy Eefting und Moritz Malcharek. − Foto: Imago Images

Christian Grasmanns Herz hängt am Radrennsport. Der 43-Jährige war selbst jahrelang als Profi unterwegs, managte am Standort in Waakirchen (Lkr. Miesbach) zehn Jahre lang das Kontinental-Team der Maloja Pushbikers. Im letzten Sommer hat er eine der schwersten Entscheidungen seines Sportlerlebens getroffen: Er hat das Projekt mit den Pushbikers, noch vergangenes Jahr das erfolgreichste Team der dritten Profi-Kategorie im Radsport, für beendet erklärt.

Die Oberbayern gehen damit einen anderen Weg als das Passauer Team von run&race Wibatech, das sich eine weitere Saison den Herausforderungen der Kontinental-Serie stellt. „Hochachtung vor den Passauern, was sie mit ihren Mitteln auf die Beine stellen“, sagt Grasmann. Er selbst sah für sein Team die Voraussetzungen für ein Engagement nicht mehr gegeben. Ausgebremst sieht sich der ehemalige deutsche Bahn-Meister durch Anspruchshaltung von Fahrern, durch Verbands-Vorgaben und vor allem durch ausbleibende Startmöglichkeiten bei bekannten Rennen, deren Startfelder die Konti-Teams von Pro-, World- und Development-Teams besetzt vorfinden. Ihnen bleibt im Verdrängungswettbewerb nur das Ausweichen. Doch: „Rennen in Rumänien, Polen oder Bulgarien sind nun mal nicht der Markt unserer Geldgeber“, sagt Grasmann. Schwierigkeiten, die der Passauer Teamchef Otto Peter vor wenigen Wochen in ganz ähnlichen Worten der Heimatzeitung geschildert hatte. Auch bei den Passauern hatte ein Sponsor (Santic) seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängert. Aber die Passauer können sich eben vielfach auf ehrenamtliches Engagement stützen. „Respekt, was da ehrenamtliche Betreuer unterwegs sind“, sagt Grasmann bewundernd. „Was in Passau mit diesem Budget auf die Beine gestellt wird, davor kann man nur auf die Knie gehen.“ Mit 200 000 Euro kalkuliert man bei run&race Wibatech.

In Waakirchen setzt Christian Grasmann nun ganz auf den Vereinssport. Beim RSC starten seine Fahrer individuell bei Rennen auf der Straße und auf der Bahn. Er will wieder in die Breite investieren statt in die Spitze. „Manchmal muss man drei Schritte zurückgehen, um irgendwann wieder zehn nach vorn machen zu können“, sagt er. Der Rennsport lässt Christian Grasmann nicht los.