Quereinsteigerin im Radsport
Emma Schwarz (19) aus Oberkreuzberg fährt in der Frauen-Bundesliga einfach drauf los

02.06.2023 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr

Im Trikot des Bundesliga-Teams RZ Gießen strahlt Emma Schwarz seit wenigen Wochen. Bis Ende des Jahres wie die Wettkampf-Anfängerin viele Rennen bestreiten. Im Oktober beginnt sie dann ihr Lehramtsstudium in München (Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaften). −Foto: Christian Müller

Eines Tages möchte Emma Schwarz Geld verdienen, wenn sie im Sattel sitzt. „Das ist die Wunschvorstellung“, sagt die 19-Jährige aus Oberkreuzberg. Schwarz weiß, dass nur sehr wenige Menschen den Traum vom Profisport verwirklichen können, aber die junge Frau fürchtet keine Herausforderung: Vor einem Jahr hat sie angefangen, Radrennen zu fahren, heuer startet die angehende Lehramtsstudentin in der Frauen-Bundesliga. Im Interview mit der Heimatzeitung erklärt die 19-Jährige, wie es dazu gekommen ist und welche Überraschungen ein Karrierestart mit sich bringt.

Emma, im Oktober vergangenen Jahres haben Sie für den RSV Passau erstmals ein Radrennen bestritten und heuer stehen Sie in der Bundesliga für den RZ Gießen an der Startlinie – wie ging das denn?
Emma Schwarz: Das im Frauenradsport sehr präsente Maxx-Solar Rose Team hat kurzfristig entschieden, dass sie ein neues Bundesliga-Team melden wollen. Ich kenne den sportlichen Leiter Christian Müller und der meinte, ich soll mich bewerben. Das hab ich dann gleich gemacht und ein paar Zeilen eingeschickt und ein paar Stunden später hat er mich angerufen und meinte, ich bin dabei.

Das muss eine überzeugende Bewerbung gewesen sein.
Schwarz: Ich hab einfach meine Leistungsdaten hochgeladen und kurz beschrieben, dass Radsport meine große Leidenschaft ist und, dass ich unglaublich zielstrebig bin.

Wie lange fahren Sie denn ambitioniert Rennrad?
Schwarz: Seit einem Jahr. Vor drei Jahren habe ich angefangen, locker Touren zu fahren, ein bis zweimal pro Woche als Ausgleich zum Alltag und der Schule. Während der Oberstufe ist es mehr geworden und nach dem Abitur ging es auch zeitlich, im Verein zu fahren. Seither trainiere ich beim RSV Passau, wo ich für mich die besten Bedingungen sehe. Im Herbst bin ich dann kurzfristig meine ersten Rennen gefahren.

Die meisten Radfahrer lernen als Kind, sich im Pulk unfallfrei zu bewegen. Sie sind praktisch mit 18 ohne Vorerfahrungen ins kalte Wasser gesprungen.
Schwarz: Ich war natürlich ziemlich nervös und hab mich schon aus Respekt mehr oder weniger hinten eingereiht. Für mich geht es heuer auch nur darum, Rennerfahrungen zu sammeln. Sieben Wettkämpfe habe ich schon gemacht.

Kann man denn ein Rennen irgendwie im Training simulieren?
Schwarz: Ein bisschen. Im Techniktraining lernt man, besser Kurven zu fahren. Oder bei Trainingsfahrten mit dem RSV Passau stößt mich Achim (Spechter, Anm.d.Red.) mal am Ellbogen, um Zweikämpfe zu simulieren. Aber im Rennen ist das trotzdem eine Extremsituation. Jede fährt auf Anschlag, da herrscht eine ganz andere Dynamik. Darum fahr ich heuer so viel wie möglich. Mein Studium in München beginnt im Oktober und bis dahin jobbe ich und nehme mir die Zeit.

Wohin soll die Reise denn als Radfahrerin gehen?
Schwarz: (überlegt) Ich bin sehr zielstrebig und würde eines Tages gerne Geld damit verdienen. Das ist die Wunschvorstellung. Aber ich weiß, dass das sehr, sehr schwierig ist. Ich habe die Chance, im jungen Bundesliga-Team des PZ Gießen Racing zu wachsen. Alles Weitere werden wir sehen. Für heuer habe ich mein Ziel eigentlich eh schon erreicht...(lacht)

Inwiefern?
Schwarz: Ich hab mir vorgenommen, 2023 mindestens einmal auf dem Podest zu stehen. Das ist mir am vergangenen Wochenende beim Radmarathon am Neusiedler See gelungen. Die Konkurrenz war zwar nicht sehr groß, aber trotzdem habe ich mich über meinen dritten Platz in meiner Altersklasse sehr gefreut.

12.000 Kilometer bis Ende des Jahres in den Beinen

Glückwunsch. Was sind die nächsten Ziele? Die Radsportsaison ist noch relativ jung.
Schwarz: Jedes Rennen mitnehmen, das irgendwie geht und vielleicht auch bei Straßenrennen weiter vorne mitfahren.

Wie viel Zeit nimmt der Radsport aktuell in Anspruch?
Schwarz: Fünf bis sechsmal pro Woche bin ich schon draußen. Umgerechnet neun bis 15 Stunden in denen ich bis zu 250 Kilometer fahre. 5300 Kilometer hab ich heuer schon in den Beinen, es dürften mehr als 12000 werden am Ende des Jahres. 2022 waren es 10000.

Auf ihrem Instagram-Profil ist zu sehen, dass Sie sich vegan ernähren. Aus sportlichen Gründen?
Schwarz: Nein, eher wegen den Tieren und der Umwelt. Aber ich habe nachgelesen, dass eine vegane Lebensweise bei der Regeneration zum Beispiel hilfreich ist.