Nach der happigen 1:6-Auftakt-Niederlage bei Hertha BSC Berlin haben sich die Tischtennisspieler des TV Hilpoltstein eindrucksvoll zurückgemeldet. Mit einer kaum für möglich gehaltenen Leistungssteigerung behielt der Zweitligist gegen das Topteam des TTC Indeland Jülich mit 6:3 die Oberhand und kletterte in der Tabelle auf Platz fünf.
Nach dem dürftigen Auftritt in Berlin standen die Hilpoltsteiner bei der Saison-Heimpremiere schon ein wenig unter Zugzwang. Die Ausgangsposition war klar. Um sich gar nicht erst im Tabellenkeller einzunisten, mussten gegen Jülich Punkte her. Kein leichtes Unterfangen gegen ein Team, das zu den stärksten der Liga zählen dürfte. Und die Rheinländer sollten sich auch am Sonntag wieder als harter Brocken entpuppen. Doch der TV Hilpoltstein fand auf alles die passende Antwort und lieferte Jülich über dreieinhalb Stunden lang einen an Intensität kaum zu überbietenden Fight, der schon jetzt das Zeug zum Klassiker hat.
Vom ersten Ballwechsel kämpften die Hilpoltsteiner förmlich um jeden Ball und versetzten das Publikum ein ums andere Mal in Verzückung. Nach einer dreiviertel Stunde dann das erste Erfolgserlebnis, als das neu formierte Doppel Juan Perez/Petr Fedotov mit 3:1 den ersten Punkt holte. Auch nebenan boten Matthias Danzer und Alexander Flemming eine gute Leistung, mussten sich aber in drei Sätzen beugen.
So ging es beim Stande von 1:1 in die Einzel. Was sich dann abspielte, werden die nur 145 Besucher in der Hilpoltsteiner Stadthalle so schnell wohl nicht vergessen. Zunächst war das vordere Paarkreuz an der Reihe. Dort regiert derzeit Petr Fedotov. Der Russe, der schon in Berlin als einziger einen starken Eindruck hinterlassen hatte, legte gegen die Brüder Robin und Laurens Devos noch eine Schippe drauf. Gleich zweimal musste Fedotov über fünf Sätze gehen. Vor allem die Partie gegen den zweifachen Paralympics-Sieger Laurens Devos hatte es in sich. Nach einem 0:2-Satzrückstand raffte sich der Russe im TVH-Trikot zu einer Energieleistung auf und drehte die Partie in der Verlängerung des fünften Durchgangs. Dort ging es fünfmal über Einstand, ehe Fedotovs krachende Vorhand zum 16:14 einschlug.
Die Halle kochte, denn fast zeitgleich hatte auch Alexander Flemming sein zweites Einzel ebenfalls im fünften Satz gewonnen. Dabei ließ er nichts aus. Flemming geriet rasch mit 1:5 in Rückstand, spielte sich in einen Rausch und lag plötzlich mit 9:6 vorne, vergab beim Stand von 10:7 drei Matchbälle hintereinander, um schließlich doch noch mit 12:10 zu gewinnen. So führten die Hilpoltsteiner gegen den Favoriten mit 5:3 und alles war möglich, doch noch fehlte ein Punkt.
Dafür musste ein Sieg im hinteren Paarkreuz, dem bisherigen Sorgenkind der Mannschaft, her. Eine heikle Aufgabe, denn Jülich war zum ersten Male überhaupt in Bestbesetzung angetreten, also mit dem Belgier Florian Cnudde und dem Inder Snehit Suravajjula. Ein Brett für jeden Gegner. Beide hatten sich im ersten Durchgang gegen die stark spielenden Hilpoltsteiner Juan Perez und Matthias Danzer durchsetzen können. Doch die Gelb-Schwarzen schlugen zurück. Der spanische Neuzugang Perez wuchs gegen Cnudde über sich hinaus und verwandelte unter Riesenjubel seinen insgesamt fünften Matchball zum 3:1-Erfolg. Danach flippte er förmlich aus.
Fast ein wenig schade für Danzer, dessen Partie gegen den Inder Suravajjula beim Stande von 7:7 im fünften Satz abgebrochen wurde und nicht mehr in die Wertung kam. Dennoch: Auch der 18-Jährige zeigte starke Leistungen. Es dürfte nur noch nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch Hilpoltsteins Top-Talent seinen ersten Einzelerfolg feiern darf. „Das ist Wahnsinn, platzte es aus Abteilungsleiter Ulrich Eckert heraus, der vor der Partie schon mit einem 5:5 glücklich gewesen wäre. Hilpoltstein hatte mal wieder alle überrascht.
HK
TV Hilpoltstein - TTC Jülich: Flemming/Danzer - R. Devos/Suravajjula 0:3, Fedotov/Perez - L. Devos/Cnudde 3:1, Flemming - L. Devos 3:0, Fedotov - R. Devos 3:2, Perez - Suravajjula 1:3, Danzer - Cnudde 1:3, Flemming - R. Devos 3:2, Fedotov - L. Devos 3:2, Perez - Cnudde 3:1.
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