Außergewöhnliche Aufholjagd
Allen Widrigkeiten zum Trotz: Köschinger Triathlet wird Europameister beim Ironman in Frankfurt

24.08.2024 | Stand 27.08.2024, 17:27 Uhr |
Julian Meier

Hatte allen Grund zum Jubeln: Der Köschinger Triathlet Josef Diepold läuft beim Ironman in Frankfurt als erster seiner Altersklasse ins Ziel ein. Danach hatte es zu Beginn nicht ausgehen, doch auf dem Rad lieferte Diepold ein herausragendes Rennen und schob sich an die Spitze. Fotos: privat

Am Ende wurde es nochmal richtig eng: Auf lediglich 20 Sekunden war der Vorsprung von Josef Diepold aus Kösching bei Ingolstadt bei der letzten Zeitnahme geschmolzen, sein Verfolger Frank Bareuther hatte mit einem enormen Sprint einiges an Boden gutgemacht.



Diepold wusste, dass er bis an die Schmerzgrenze gehen musste, um seinen Vorsprung zu verteidigen. Der 60-Jährige zog nochmal an – und konnte entspannt ins Ziel einlaufen, weil bei seinem Konkurrenten der Tank komplett leer war und er die letzten Kilometer gehen musste.

Damit sicherte sich Diepold den Europameistertitel in der Altersklasse 60-64 beim Ironman in Frankfurt. Nach seinem Coup beim Triathlon auf der Insel Lanzarote im Frühjahr war es bereits der der zweite Ironman-Triumph innerhalb eines Jahres – ein großer Erfolg für den Köschinger. „Europameister im Ironman zu werden, ist schon etwas ganz Besonderes. Ich war ja auch schon bei der Weltmeisterschaft auf Hawaii bester Deutscher, aber ganz vorne zu stehen, ist einfach ein besonderes Erlebnis“, sagt er.

Der Regen wirft Diepold beim Schwimmen weit zurück

Dabei waren die Voraussetzungen eigentlich gar nicht mal so gut: Nach seinem Schlüsselbeinbruch im vergangenen Jahr ist er immer noch mit einer Platte in der Schulter unterwegs. Dazu kam, dass es am Wettkampftag regnete. „Das war für mich extrem spannend. Das Rennen wird für mich als Altersklassen-Athlet mit Regen nicht unbedingt leichter, weil ich mit Kälte nicht mehr so gut umgehen kann“, erklärt er. Beim 3,8 Kilometer langen Schwimmen im Langen Waldsee hatte Diepold am meisten mit den Umständen zu kämpfen. Seine verspiegelte Brille sorgte dafür, dass es zu dunkel war und ihm die Orientierung fehlte. Zudem mussten die Teilnehmer ohne Neoprenanzug antreten – was dazu führte, dass Diepold zwei Stunden lang vor Beginn des Wettkampfs frieren musste. Das alles resultierte darin, dass er nach dem Schwimmen nur auf Rang fünf lag. „Im Normalfall gehöre ich zu den besten Schwimmern im Feld. Dann war für mich klar, dass ich das Radrennen richtig hart angehen muss, um nach vorne zu kommen, weil ich nicht unbedingt als bester Läufer bekannt bin“, erzählt er.

Auf dem Rad glückt die große Aufholjagd

Was mehr als gut klappte, denn nach den 180 Kilometern auf dem Rennrad hatte er einen 14-minütigen Rückstand wettgemacht und sogar in einen Vorsprung verwandelt. Den Vorsprung musste er nun nur noch halten – was leichter gesagt ist als getan, denn Diepold fehlt im Vergleich zur Konkurrenz die Geschwindigkeit. Er setzte sich dennoch durch. „Ich denke, ich habe dieses Rennen auch mit der Ruhe gewonnen, die ich über die letzten Wettkämpfe bekommen habe, weil ich meine Geschwindigkeit von Anfang bis Ende konstant durchlaufen konnte, während einige Athleten komplett eingebrochen sind.“

Schlussendlich hatte der berufliche Entwickler mit einer Zeit von 10:10,26 Stunden fast drei Minuten Vorsprung auf Bareuther und konnte den nächsten Erfolg verbuchen.

Schon eine Woche zuvor war es ihm gelungen, auf dem Podium zu landen: Bei der Xterra-EM im tschechischen Prachatice wurde er Zweiter in seiner Altersklasse. Bei diesem Cross-Triathlon müssen 1,5 Kilometer Schwimmen, 37 Kilometer mit dem Mountainbike sowie zehn Kilometer Crosslauf absolviert werden. Mit einer Gesamtzeit von 3:35,37 Stunden musste sich Diepold nur dem amtierenden Xterra-Weltmeister in seiner Altersklasse, Pio Moro aus Italien, geschlagen geben, der über fünf Minuten schneller war. Damit konnte Diepold aber gut leben: „Insgesamt bin ich sehr zufrieden, weil der Spagat, die beiden Disziplinen zu trainieren, schon eine besondere Krux ist. Den Fokus habe ich dieses Jahr eigentlich auf den Ironman in der Langdistanz gelegt.“

In der Langdistanz hat er auch noch ein ganz großes Ziel vor Augen: Dank seines Sieges auf Lanzarote hat sich Diepold für die Ironman-WM auf Hawaii qualifiziert, dem wohl bekanntesten und auch härtesten Triathlon-Wettbewerb der Welt. Nachdem er 2019 mit Platz sieben nur knapp am Podium gescheitert war, soll es dieses Mal mit dem großen Wurf klappen: „Mein Ziel ist das Podium. Mit der Leistung, mit der ich momentan unterwegs bin, und wenn ich einen guten Tag erwische, ist das nicht ganz unrealistisch.“

DK