„Mr. Dakar“ Peterhansel pausiert
Wer gewinnt Rallye Dakar nach Audis historischem Sieg mit Elektroauto? Sainz und Ekström im Ford gegen Dacia

01.01.2025 | Stand 01.01.2025, 11:41 Uhr |

Der neu entwickelte Ford Raptor T1+ ist das Dienstfahrzeug des zweifachen DTM-Champions und langjährigen Audi-Werksfahrers Mattias Ekström sowie des zweifachen Rallye-Weltmeisters und seit 2024 vierfachen Dakar-Siegers Carlos Sainz sen. (Bilder am Textende). Der Spanier schrieb vor genau zwölf Monaten ein Stück Motorsportgeschichte mit dem Gesamterfolg im elektrisch angetriebenen Audi RS Q e-tron bei der härtesten Wüsten-Rundfahrt der Welt. Fotos: Imago Images

Neues Jahr, neue Dakar. 2025 steht bei der legendären Wüsten-Rallye, die traditionell in den ersten Tagen nach Silvester startet, vor allem eine Frage im Raum: Wer beerbt Audi als Gesamtsieger, wenn der Tross ab diesem Freitag, 3. Januar, wieder Sand, Schotter, Steine und Hitze am Tag sowie Kälte in der Nacht in Saudi-Arabien ausgesetzt ist.

  

Rund 7700 Kilometer, davon 5100 als Wertungsprüfungen mit Zeitmessung, stehen für Piloten und Navigatoren an ihrer Seite bis zum 17. Januar an. Los geht’s mit dem Prolog rund um Bischa (79 Kilometer/29 gewertet) im Südwesten der Arabischen Halbinsel. Tageshighlights sind im TV jeden Abend zu späterer Stunde auf Eurosport zu sehen.

Elektroantrieb führte Audi RS Q e-tron zum Sieg



Audi tritt bekanntlich nach dem historischen Erfolg, als mit dem Hybridrennwagen Audi RS Q e-tron das erste elektrisch angetriebene und mittels eines Energiewandlers geladene Fahrzeug alle Verbrenner hinter sich ließ, nicht mehr in der Wüste an. Nach vielen Tagessiegen, aber auch Rückschlägen, war im dritten und finalen Anlauf das große Ziel mit der Krönung erreicht worden.

Brandneuer Ford Raptor T1+



Dennoch steht eine Titelverteidigung in der Königsklasse im Raum, da sich Carlos Sainz mit Beifahrer Lucas Cruz nach Audis Abschied einen neuen fahrbaren Untersatz gesucht hat und ein weiteres spannendes und ambitioniertes Projekt zum Erfolg führen möchte. Der vierfache Dakar-Sieger will es mit 62 Jahren im brandneuen Ford Raptor T1+ noch einmal wissen. Ebenso wie Audi-Legende Mattias Ekström, den der Spanier als inzwischen guten Freund aus dem aufgelösten Team der Ingolstädter mit unter das Dach des US-Autoriesen aus Detroit nahm; zusammen mit Ekströms schwedischen Co-Piloten Emil Bergkvist natürlich.

Ford bietet Werksunterstützung aus den USA



Ihr neuer Arbeitgeber ist dabei das englische M-Sport-Team von Malcolm Wilson, das für Ford seit Jahrzehnten in der Rallye-WM an den Start geht – und für das der zweifache Weltmeister Sainz in den 1980ern seine allerersten Kilometer in der Rallye-Welt abspulte.

Ford geht mit Werksunterstützung in dem neu entwickelten Raptor T1+ mit nicht weniger als Siegambitionen ins Rennen. Vor allem Sainz („Ich erwarte, dass wir um den Sieg kämpfen“), aber inzwischen auch Allrounder Ekström bringen einen reichen Erfahrungsschatz bei Aufbau und Ausstattung von Boliden mit, damit diese allen Herausforderungen der Wüstenwelt standhalten. Sie wissen aber ebenso, nicht zuletzt aus den vielen bitteren Stunden mit Audi, wie hart der Realitätscheck besonders für ein frisch entwickeltes Rennauto ist – und wieviel „Rennglück“ es braucht, um heil durchzukommen. Statt eines hochkomplexen Elektrofahrzeugs mit Batterie haben sie allerdings nun wieder einen 5,0 Liter großen V8-Verbrennungsmotor (507 PS) unter der Haube.

„Monsieur Dakar“ Peterhansel erstmals seit 1994 nicht dabei



Während Sainz und Ekström das Wüstenabenteuer auf sich nehmen, fehlt der berühmteste Name im Feld, wo er letztes Jahr noch für Audi im dritten RS Q e-tron mitrollte: „Monsieur Dakar“ Stéphane Peterhansel pausiert, erstmals seit 1994. „Ich möchte nicht sagen, dass ich für immer aufgehört habe, weil die Dakar meine Leidenschaft ist“, sagte Peterhansel unlängst gegenüber „Automondo“. „Mir gefällt dieses Rennen, die Strategie. Aber es ist klar, dass ich eine Pause brauche.“

Schwerer Crash mit Audi 2023



Die drei Jahre bei Audi haben den bald 60-Jährigen geschlaucht, auch etwas frustriert. Während Sainz die Krönung schaffte und Ekström (46) fast noch ein hungriger Wüsten-Rookie ist, setzte vor allem ein Erlebnis der französischen Legende zu: Der schwere Crash 2023, bei dem Peterhansel kurzzeitig bewusstlos und sich sein Co-Pilot Edouard Boulanger sogar Wirbel brach, brachte den Routinier zum Sinnieren über die Kräfte, die auf die Fahrer als schwächstes Glied wirken – und denen er womöglich nicht mehr gewachsen sein könnte. Trotz Tagessiegen im Audi blieb Peterhansel bei den Ingolstädtern unter seinen Ansprüchen.

Billigmarke Dacia engagiert Rekordweltmeister Loeb



Mit vollem Eifer geht dafür sein Landsmann Sébastien Loeb an den nächsten Versuch, die Dakar endlich mal zu gewinnen. Der Rallye-Rekordweltmeister aus dem Elsass, dreimal Zweiter, schwingt sich dafür hinter das Lenkrad eines der spannendsten Projekte überhaupt: Die eher als Billigmarke bekannte Renault-Tochter Dacia fordert mit dem Sandrider und namhaften Fahrern die Konkurrenz der Fords und Toyotas heraus.

Auch Al-Attiyah will im Dacia den Sieg



Neben Loeb startet auch „Wüstensohn“ Nasser Al-Attiyah (mit Boulanger als Beifahrer) im Dacia-Team, der in den vergangenen Jahren noch im Toyota Hilux quasi unschlagbar war – und besonders Audi massiv ärgerte. Dacia überraschte jüngst sogar sich selbst mit dem Doppelsieg von Al-Attiyah und Loeb bei der Rallye Marokko. Und so klingt es gar nicht mehr so verwegen, wenn der Katarer über die Dakar sagt: „Wir werden versuchen, gleich im ersten Jahr zu gewinnen.“

DK