Er spielte lange Zeit Fußball, bevor er im Alter von 15 Jahren zur Leichtathletik wechselte. Nur sechs Jahre später nimmt der Überflieger aus Offendorf im Landkreis Eichstätt als einziger deutscher Weitspringer an den Olympischen Spielen in Paris teil.
Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte sich Simon Batz wahrscheinlich fast mehr über eine Nominierung für die gerade abgelaufene Heim-Europameisterschaft als über eine Olympia-Teilnahme gefreut. Bis vor wenigen Jahren spielte er schließlich noch Fußball, in seinem Heimatort Offendorf im Landkreis Eichstätt. Nun ist der 21-Jährige bei den Sommerspielen in Paris dabei – und will im Weitsprung am liebsten ein Wörtchen mitreden bei der Medaillenvergabe.
Dass das möglich ist, gleicht eigentlich einer Hollywood-Story. Erst vor sechs Jahren wechselte Batz vom Fußball zum Weitsprung. Die Anfänge waren noch überschaubar, Weiten von 6,30 Meter das Höchste der Gefühle. Doch das Talent war unwiderlegbar vorhanden, das hatten Batz und seine Förderer schon im Sportunterricht in der Schule gemerkt.
Richtig Fahrt nahm seine Sportlerkarriere allerdings erst im Herbst 2022 auf, als er sich dazu entschloss, seine bayerische Heimat zu verlassen und zur MTG Mannheim zu wechseln. Dort befindet er sich seitdem unter den Fittichen von Sebastian Bayer, keinem Geringeren als dem Weitsprung-Europameister von 2012 und mit 8,71 Metern Inhaber des europäischen Hallenrekords.
Batz und Bayer – das passte von Anfang an. Und das Training zahlte sich auch schon bald in den Wettkämpfen aus. Anfang 2023 kam Batz bei der süddeutschen Hallenmeisterschaft in Sindelfingen der Acht-Meter-Marke schon gefährlich nahe; die 7,91 Meter waren ein erstes Ausrufezeichen. Zwei Wochen später krönte sich der junge Oberbayer erstmals zum deutschen Meister in der Halle – seitdem gibt es auf nationaler Ebene kein Vorbeikommen mehr am Weitsprung-Senkrechtstarter, weder drinnen, noch draußen.
Steile Entwicklung bei Weitspringer Simon Batz
Die ersten Auftritte auf internationaler Ebene folgten sogleich: Während die Team-Europameisterschaft in Polen mit Platz elf noch unter Lernphase abgeheftet wurde, gewann Batz bei der U23-EM in Finnland gleich eine Silbermedaille. Und als Sahnehäubchen auf eine ohnehin schon hervorragende Saison sprang er Ende Juli auch noch erstmals über die magische Marke von acht Metern – eine Riesensache für jeden Weitspringer.
Batz arbeitet hart dafür, die Karriereleiter immer weiter nach oben zu klettern. Sechs- bis siebenmal trainiert er in der Woche. Nebenbei studiert der 21-Jährige Sportmanagement an der IU Internationale Hochschule: ein Fernstudium, bei dem er sich die Inhalte selbst erarbeiten muss. Aber anders geht es eben nicht, wenn man von Paris über Glasgow bis hin zur Diamond League in Doha nahezu im Wochenrhythmus irgendwo anders auf der Welt seine Wettkämpfe austrägt.
Apropos Paris: Mit seiner Qualifikation für die Sommerspiele hat er schon in sehr jungen Jahren das Größte erreicht, was er als Weitspringer erreichen kann. Schon als Jugendlicher war das Mega-Event für ihn ein Highlight. „Ich habe fast immer gemeinsam mit meiner Familie Olympia angeschaut und mitgefiebert. Idole hatte ich nicht wirklich, aber ich fand einfach alle Sportarten auf ihre eigene Art und Weise cool“, erzählt Batz.
Nach dem abschließenden Trainingslager am Olympischen Trainingszentrum in Kienbaum bei Berlin, wo sich die deutsche Olympia-Auswahl auf die Spiele vorbereitet, geht es für Batz ins Olympische Dorf in den Norden von Paris. Dort wird er nicht nur seine Kontrahenten im Weitsprung treffen, sondern noch viele weitere Superstars. „Ich freue mich am meisten auf das Zusammentreffen mit den verschiedenen Sportarten und auch darauf, dass so viele unterschiedliche Nationen zusammenwohnen“, sagt Batz.
Am 4. August wird es für Weitspringer Simon Batz ernst
Am Sonntag, 4. August, wird es dann ab 11 Uhr ernst: Der einzige männliche deutsche Weitspringer im Wettbewerb muss im Qualifikationsspringen unter die besten Zwölf kommen, um zwei Tage am Dienstag später im Finale antreten zu dürfen. Vor drei Jahren hätte man 7,96 Meter springen müssen, um die Qualifikation zu überstehen – die persönliche Bestmarke von Batz liegt derzeit bei 8,18 Meter.
Bei seinem bislang größten Wettkampf wird der ehemalige Athlet des MTV Ingolstadt auf Unterstützung von außen vertrauen können: Sowohl seine Eltern, seine Schwester, als auch seine Freundin werden im riesigen Stade de France mit dabei sein. Und voraussichtlich auch noch einige Freunde.
Die Kulisse wird jedenfalls eine neue Dimension sein, die Batz in dieser Form noch nicht kennt. Selbst die Europameisterschaft kürzlich im Olympiastadion von Rom dürfte da nicht heranreichen. „Es geht für mich darum, Erfahrung zu sammeln. Man muss erstmal damit klarkommen, dass es doch ziemlich viele Zuschauer sind“, sagte der junge Sportler gegenüber dem Mannheimer Fernsehsender RON TV. „Spaß haben und zeigen, was ich kann“, gab er als Ziele aus. Aber egal, welche Platzierung es am Ende wird – wenn Batz so weitermacht, wird bestimmt noch die eine oder andere Olympia-Teilnahme dazukommen.
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