2. Tischtennis-Bundesliga
TV Hilpoltstein kehrt von NRW-Tour zurück – Einer musste „Lehrgeld zahlen“

27.10.2024 | Stand 27.10.2024, 19:00 Uhr |

Am Ende holte der TV Hilpoltstein beim 1. FC Köln ein Remis – auch, weil Matthias Danzer (links) die Nerven behielt. In Jülich hatte wieder Danzer das 5:5 auf dem Schläger, doch verlor. Foto: Tschapka

Magere Punktausbeute für den TV Hilpoltstein bei der Gastspielreise im Rheinland: Nach einem couragierten Auftritt und dem verdienten 5:5-Punktgewinn beim Titelfavoriten 1. FC Köln am Samstag mussten sich die Hilpoltsteiner am Sonntag dem TTC indeland Jülich mit 4:6 beugen. Unter dem Strich stehen die Franken mit 6:4 Punkten und Tabellenplatz drei in der 2. Tischtennis-Bundesliga freilich immer noch gut da.

Das Wochenende begann durchaus vielversprechend für den TV Hilpoltstein, der am Samstag beim 1. FC Köln anzutreten hatte. Eine Mannschaft, die nach mehreren Jahren, in denen Anspruch und Wirklichkeit mit unschöner Regelmäßigkeit weit auseinander klafften, auf die Jugend setzt und einen enormen Aufschwung erlebt. Und ja, nach dem Aufstieg von Borussia Dortmund und Bad Homburg in das Oberhaus werden die Geißböcke in dieser Saison als Titelaspirant gehandelt.

Gegen 1. FC Köln „geschlossene Mannschaftsleistung“, doch Pérez „zahlt Lehrgeld“

Der Kölner Aufschwung ist eng mit André Bertelsmeier verbunden. Der Jugend-Nationalspieler, der am Freitag sein 19-jähriges Wiegenfest beging, hat in den vergangenen zwölf Monaten eine schier unglaubliche Leistungsexplosion hingelegt und wurde mit einer Wild Card für die Europameisterschaft bei den Herren in Linz belohnt. Dort erreichte er das Achtelfinale, wo er dem französischen Superstar Felix Lebrun einen beherzten Kampf lieferte und dann sogar einen Satz abnahm.

Und der Blondschopf, der mit Tempo- und Schnittwechseln über ein erstaunliches spielerisches und taktisches Repertoire verfügt, machte gegen Hilpoltstein da weiter, wo er in Linz aufgehört hatte. Dem keineswegs schwachen Petr Fedotov ließ er beim 11:5, 11:7 und 11:5 nicht den Hauch einer Chance. Später musste auch Alexander Flemming trotz erheblicher Gegenwehr die Überlegenheit der großen deutschen Nachwuchshoffnung anerkennen. Zur besseren Einordnung: Bertelsmeier, der mit einer Bilanz von 9:1 schon jetzt zu den stärksten Spielern des Unterhauses zählt, dürfte bald in der ersten Liga und in nicht allzu ferner Zeit womöglich sogar in der Nationalmannschaft aufschlagen.

Auch bei Hilpoltstein sorgt in diesen Tagen ein Spieler für Schlagzeilen: Die Rede ist von Juan Pérez, der bei den europäischen Titelkämpfen ebenfalls bis in Achtelfinale vordrang und dabei unter anderem den Dänen Jonathan Groth, die Nummer 24 der aktuellen Weltrangliste, bezwang. Es war der bis dato größter Erfolg in der noch jungen Karriere des 21-jährigen ehrgeizigen Spaniers. Perez ist ein akribischer Arbeiter, der von seiner Power und seiner Geschwindigkeit lebt. In Köln überfuhr er zunächst den Teamchef und Abteilungsleiter der Geißböcke, Gianluca Walther, der für den formschwachen Lleyton Ullmann selbst am Tisch stand. Auch in seinem zweiten Einzel gegen den aus Jülich gewechselten Florian Cnudde deutete insbesondere nach dem furiosen 11:0 im dritten Durchgang alles auf einen Sieg des Andalusiers hin. Doch auf einmal kam Sand in das Getriebe. Nachdem Pérez mit zwei abgezählten Aufschlägen haderte, verlor er zuerst seinen Rhythmus und anschließend das Match. Es war die erste Niederlage in der laufenden Saison.

„Da hat er Lehrgeld zahlen müssen“, kommentierte Flemming. Hilpoltsteins Mannschaftskapitän war nach einer überstandenen Virusinfektion noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Um kräftezehrende lange Rallyes zu vermeiden, suchte er sein Heil in schnellen kompromisslosen Angriffsaktionen. Eine Taktik, die gegen den ehemaligen U 23-Nationalspieler Tobias Hippler voll aufging. Dabei machte er es mal wieder spannend. Nach einer 9:3-Frühung im fünften Satz kassierte er beim 9:9 zwar den Ausgleich, um wenig später mit 11:9 zu triumphieren. Ein typischer Flemming eben.

Da auch Fedotov und Matthias Danzer jeweils ein Spiel gewannen und Danzer/Perez im Doppel erfolgreich waren, endete die Partie nach rund dreieinhalb Stunden mit 5:5. „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Jeder hat einen Punkt geholt, dazu ein Doppel und das beim Tabellenführer, da kann man nicht meckern“, resümierte Flemming zufrieden.

Pleite in Jülich: Danzer mit zwei Niederlagen

Weniger gut lief es tags darauf in Jülich. Der Spielverlauf ist rasch erzählt: Nachdem in den Doppeln wieder einmal die Punkte geteilt wurden, gelang Hilpoltstein durch Fedotov ein schöner Drei-Satz-Erfolg gegen den dreifachen Paralympics-Sieger Laurens Devos. Es sollte der einzige im vorderen Paarkreuz bleiben. So musste es das hintere Paarkreuz richten, doch bei Danzer lief am Sonntag wenig zusammen. Der 20-jährige Schwabacher kassierte erstmals in dieser Saison zwei Niederlagen. Da halfen auch die beiden Einzelerfolge von Juan Perez nichts mehr. Es gibt so Tage.

Zu guter Letzt dann aber noch etwas Positives: Bei den Top 32 der Jugend 13 im nahe gelegenen Bergisch Gladbach holte Alexander Flemmings Neffe Paul (Rotation Leipzig) einen starken dritten Platz im Einzel. Als der TV-Mannschaftskapitän davon erfuhr, hellte sich seine Miene schon wieder ein wenig auf.

HK