Tristesse am Volkstrauertag? Von wegen. Beim Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein herrscht derzeit eine entspannte, ja geradezu gelöste Atmosphäre und das nicht ohne Grund. Die Hilpoltsteiner kletterten durch einen in der Höhe nicht erwarteten 6:1-Erfolg gegen den SV Union Velbert auf einen ausgezeichneten zweiten Tabellenplatz im Unterhaus mit Tuchfühlung nach ganz oben. Der November 2024 könnte für den TV nach dem zweiten Sieg innerhalb einer Woche und einer noch ausstehenden Partie in Mainz am kommenden Samstag ein goldener werden.
Verdonshot besiegt Fedotov – doch ansonsten ist für Velbert in Hilpoltstein nichts zu holen
Endlich wieder Tischtennis in heimischen Gefilden: Nach sieben Wochen Heimspielpause strömte am Sonntag eine 263-köpfige treue Fangemeinde – davon gefühlte 99 Prozent mit eigenem aktiven Tischtennis-Hintergrund – in die Stadthalle. Sie brauchte ihr Kommen nicht zu bereuen und erlebte eine jederzeit spannende, stellenweise sogar hochklassige Partie des TV gegen Union Velbert. Der Gegner wartete mit einem Kuriosum auf: Denn nicht ein einziger Spieler aus der ersten Mannschaft hat im bisherigen Saisonverlauf den Schläger für das Zweitligateam in die Hand genommen.
Im Einsatz waren praktisch nur Akteure aus der zweiten, ja sogar der dritten und vierten Garnitur. Diese errangen vor der Partie 7:9 Punkte. Was zeigt, über welch gewaltiges Spielerreservoir der Verein aus dem Niederbergischen Land verfügt. Bestes Beispiel ist der vom Bundesligaaufsteiger BV Borussia Dortmund gewechselte U 19-Nationalspieler Wim Verdonschot, der offiziell an Position vier für die zweite Mannschaft (3. Bundesliga Nord) gemeldet ist. Doch der 19-Jährige ist fast ausschließlich im vorderen Paarkreuz der 2. Tischtennis-Bundesliga unterwegs, wo er mit einer ausgesprochen starken Bilanz von 6:6 für Furore sorgt. Leidtragender war Hilpoltsteins Spitzenspieler Petr Fedotov, der Verdonschot zwar einen Kampf auf Biegen und Brechen lieferte, sich aber im fünften Satz geschlagen geben musste. Es sollte der einzige Zähler bleiben, den Velbert am Sonntagnachmittag holte.
Perez kann Vereinsrekord brechen
Alle anderen Begegnungen entschieden die Hilpoltsteiner mehr oder weniger deutlich für sich. Den Grundstein für den deutlichen Sieg legten die Doppel. Während Matthias Danzer und Juan Perez ihre Erfolgsbilanz auf 6:1 Spiele ausbauen konnten, lagen Alexander Flemming und Petr Fedotov gegen die starken Velberter Verdonschot/Limonov bereits mit 0:2 in Rückstand und nichts deutete auf einen Sieg hin. Doch dann raffte sich das Hilpoltsteiner Duo auf und drehte das verloren geglaubte Spiel in fünf Sätzen. Das Match war eine Blaupause für den weiteren Spielverlauf. Als wenig später Flemming in seiner unnachahmlichen Art Liang Qiu, den einstigen Jugend-Nationalspieler und Bruder des Ex-Europameisters Dang Qiu, in der Verlängerung des fünften Satzes mit 12:10 bezwang, war der Widerstand der Gäste gebrochen. Eine Steilvorlage für das hintere Paarkreuz: Dort ist Perez auf dem besten Wege, den Vereinsrekord von Petr David (12:1) zu brechen. Nach dem 3:2-Sieg über Thomas Brosig schraubte er seine Bilanz auf 11:1!
Stark auch der Auftritt von Matthias Danzer, der nach seinen Niederlagen in Jülich und Lampertheim mit einem furiosen 3:0 gegen den Ukrainer Anton Limonov die Negativserie beendete und das in einer Art und Weise, die an seine Leistungen zu Saisonbeginn erinnerte. Nach exakt 2:42 Stunden – für Hilpoltsteiner Verhältnisse geradezu im Schnelldurchgang – war die Begegnung entschieden. „Das hat richtig Spaß gemacht“, resümierte Abteilungsleiter Robert Nachtrab.
wwl