2. Tischtennis-Bundesliga
TV Hilpoltstein: Abteilungsleiter Eckert und Nachtrab über den Status quo, Personal und die 1. Bundesliga

08.01.2025 |

Viel umjubelt waren die jüngsten Auftritte des TV Hilpoltstein von den zahlreichen Fans. Mit 265 Zuschauern im Schnitt ist der TV Hilpoltstein der Fanmagnet der 2. Tischtennis-Bundesliga. Foto: Tschapka

Der TV Hilpoltstein steht zur Jahreswende geradezu sensationell ganz oben und kann sich mit dem inoffiziellen Titel „Herbstmeister“ der zweiten Tischtennis-Bundesliga schmücken. Dass die Burgstädter bis an die Spitze stürmten, war der krönende Abschluss eines bewegten Jahres. Der Hilpoltsteiner Kurier unterhielt sich mit Ulrich Eckert (erstes Foto unten) und Robert Nachtrab (zweites Foto unten), die seit 2011 die Abteilung leiten, über Grenzen, Gedankenspiele und Perspektiven für das Jahr 2025.

2024 war für den TV Hilpoltstein ein bewegtes Jahr. Wie fällt denn Ihre Gesamtbilanz aus?
Robert Nachtrab: Die Frage erübrigt sich, wenn man auf die Tabelle der ersten Mannschaft schaut. Es geht eigentlich nicht mehr besser als die Vorrunde.
Ulrich Eckert: Ein Höhepunkt war ganz sicher auch Matthias Danzers Mitwirken bei den U 21-Europameisterschaften, nachdem er 2023 als erster Starter aus Mittelfranken schon im Einzel bei der U 19-WM teilgenommen hatte.

Nicht nur sportlich, auch in punkto Publikumsinteresse war Hilpoltstein mit 265 Zuschauern pro Spiel Zweitligaspitze.
Nachtrab: Das ist nach der Coronazeit unser bestes Ergebnis. Damit sind wir auf jeden Fall zufrieden. Aber klar: Mehr geht immer.

Die Spielerdecke ist mit vier Akteuren recht dünn. Jetzt hat sich der TVH für die Rückrunde mit dem Taiwanesen Jun Yun Li verstärkt. Auf die Etablierung der WTT-Turniere haben viele Vereine mit der Vergrößerung der Spielerkader reagiert. Kann sich Hilpoltstein von dieser Entwicklung abkoppeln?
Nachtrab: Die Verpflichtung von Li war eine Gelegenheit. Wir wussten, dass wir in der Rückrunde Ersatz benötigen. Da wird Li zum Einsatz kommen, so bleibt auch der kostentechnische Aufwand über-schaubar. Wir werden aber nicht jede Entwicklung mitgehen.
Eckert: Wir haben auch die Möglichkeit zu testen, ob so ein Spieler aus anderen Regionen der Welt zu uns und zu unserem Konzept passt.
Hilpoltstein ist Tabellenführer. Da drängt sich das Thema Bundesliga förmlich auf.
Eckert: Wir haben das zweimal ausgeschlagen. Aktuell haben wir zwei Spieler, die in der ersten Liga spielen wollen. Da möchten wir nichts ausschließen und sind in alle Richtungen offen.
Nachtrab: Die erste Liga ist gerade in finanzieller Hinsicht eine enorme Herausforderung Die TTBL wird nur funktionieren mit neuen, größeren Sponsoren. Unter einem Etat von 200 000 Euro braucht man gar nicht anzufangen. Das ist in Hilpoltstein nur schwer vorstellbar. Wir werden nichts tun, was uns finanziell in Schieflage bringt.
Eckert: Neben den Finanzen ist das auch organisatorisch schwierig. Die TTBL spielt auch unter der Woche, Da haben wir gar keine Halle. Eines ist sicher: Etwas Verrücktes werden wir nicht machen.

Kaderplanung: TV Hilpoltstein spricht mit dem Stammquartett


Damit sind wir bei der Kaderplanung. Wie weit sind die Überlegungen für die neue Saison gediehen?
Nachtrab: Die Gespräche haben gerade erst begonnen. Wir reden als Erstes mit unseren jetzigen Spielern Petr Fedotov, Alexander Flemming, Juan Perez und Matthias Danzer.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen: Der TSV Windsbach steht vor dem Aufstieg in das Unterhaus. Damit bekommt Hilpoltstein erstmals seit 20 Jahren Konkurrenz aus der Region. Wie stehen Sie dazu?
Eckert: Ein mittelfränkisches Derby hat es in der 2. Liga noch nie gegeben. Das gibt einen neuen Zuschauerrekord, um das mal positiv zu sehen.

Damit steht aber auch die regionale Vorherrschaft auf dem Spiel.
Nachtrab: Das mag sein. Windsbach hat größere finan-zielle Mittel, damit werden wir leben müssen. Hilpoltstein zeichnen andere Dinge aus. Etwa das familiäre Umfeld oder die vielen begeisterten Zuschauer.

Kommen wir zur zweiten Mannschaft, die auf einem Abstiegsplatz steht. Matthias Danzer ist nominell für die 2. Garnitur gemeldet und könnte aushelfen, um sie womöglich vor dem Abstieg zu retten. Ist das vorstellbar?
Eckert: Einsätze in der Regionalliga sind eine tolle Trainingsmöglichkeit für ihn. Ob es dazu kommt, wird man sehen, aber wir halten uns die Möglichkeit offen. Wir werden die Liga aber nicht auf Biegen und Brechen halten.

Hilpoltstein hat eine fast beispiellose Erfolgsgeschichte hingelegt und bringt aktuell 18 Mannschaften an den Start – so viele wie noch nie. Woher kommt das und wo soll diese Reise noch hingehen?
Nachtrab: Grund für den Erfolg ist unsere Jugendarbeit. Da hat Uli einen immensen Beitrag geleistet, beispielsweise indem er in die Schulen gegangen ist, um unseren Sport populär zu machen.
Eckert: Leistungssport und Breitensport halten sich bei uns die Waage. Wir haben zuletzt zweimal den Breitensportpreis geholt.

Dafür brauchen Sie viele Helfer...
Nachtrab: Wir sind ein loser Haufen von einigen Leuten im Umfeld des Vereins. Ohne sie würde es diesen Erfolg nicht geben.

Und wie sehen Sie ihre ganz persönliche Zukunft?
Nachtrab: Ich bringe mich gerne auch die nächsten Jahre noch ein, plane das aber nicht auf Jahre im Voraus.
Eckert: Meine Tätigkeit für Hilpoltstein und den DTTB nehmen weitaus mehr Zeit in Anspruch, als ich dachte. Ich muss auch auf vieles verzichten. Wenn jemand mal eine Tätigkeit übernehmen will, bitte sehr.

Das Gespräch führte Wolfgang Winkel

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