Medaillenhoffnungen in Hongkong
Trio des PSV Eichstätt startet mit großen Erwartungen bei der Taekwondo-WM im „Poomsae“

29.11.2024 | Stand 29.11.2024, 18:15 Uhr |

Michael Bußmann tritt sowohl im Einzel als auch im Paar-Wettbewerb an. Fotos: privat

Es wird eine Weltmeisterschaft der Superlative für eine Sportart, die nicht so sehr im öffentlichen Rampenlicht steht, aber im Landkreis Eichstätt besonders gut vertreten ist. Nachdem im Sommer mit Lorena Brandl von Tiger and Dragon Altmannstein/Mindelstetten mitgefiebert worden ist, die bei den Olympischen Spielen in Paris erst im Viertelfinale die Segel streichen musste, sind es nun gleich drei Medaillenhoffnungen des PSV Eichstätt, die Edelmetall in den Landkreis holen könnten. Und das bei der wohl bisher größten Taekwondo-WM in der Technikdisziplin „Poomsae“ und an einem ganz besonderen Ort: der chinesischen Metropole Hongkong.

Die Spannung steigt: In den nächsten Tagen geht es für die Eichstätter Athleten um WM-Medaillen. Die Chancen stehen nicht schlecht, wenn man dem Gefühl von Michael Bußmann (U 60) traut: „Die Stimmung ist gut. Wir haben gut und viel trainiert“, sagt er. „Bei mir war es wegen einer überstandenen Knieverletzung nicht ganz so viel – ich wollte das Knie nicht gefährden.“ Aber vor allem seine Frau Angelika (O 30), die im Team antritt, war in den vergangenen Wochen so gut wie jeden Tag im Trainingseinsatz – die letzten Wochenenden waren sowieso immer verplant. Nicht viel anders war es bei Frank Marohn (O 65), der als letzter des Eichstätter Trios ran muss.

Letzter Feinschliff mit dem Bundestrainer



Zuletzt ein Lehrgang in Schwabach bei Nürnberg, dann noch der Feinschliff in Langenau bei Hannover, wo mit Bundestrainer Technik Marcus Ketteniß noch einmal jede Bewegung, jede Figur überprüft wurde. Die Choreographie ist beim deutschen Damentrio ohnehin längst in Fleisch und Blut übergegangen. Dennoch wird an Feinheiten gearbeitet, die der Laie kaum erkennt – die aber bei einer WM über Sieg oder Niederlage entscheiden. Es geht um Geschwindigkeit, um exakte Ausführung, vielleicht auch ein klein wenig um die Ausstrahlung, die Aura – das „Do“, wenn man so will. Denn Taekwondo setzt sich aus den koreanischen Wörtern „Tae“ für „Fuß“, „Kwon“ wie „Faust“ und „Do“ zusammen, was so viel bedeutet wie „Weg“. Mit letzterem ist so etwas wie die Philosophie gemeint: Werte wie Geduld, Respekt vor dem Gegenüber oder auch das Erkennen der eigenen Stärken, aber auch Grenzen.

Künstlerische Form des Taekwondo



Bei einer WM gehe es allerdings natürlich in erster Linie um das Gewinnen, sagt Bußmann schmunzelnd, der sich nach den ersten rund zwei Tagen in Hongkong sehr wohl fühlt. In der Megametropole sind doppelstöckige Straßenbahnen mit Plakaten beklebt, die für die Weltmeisterschaft werben. Mit Sport poliert das Regime regelmäßig sein Image auf. Da passt auch asiatischer Kampfsport ins Bild. Allerdings handelt es sich bei Poomsae, dem Formenlauf, um eine besonders künstlerische, elegante Sportart: Es geht um präzise Techniken – Choreographien aus Bewegungsabläufen, die millimetergenau und auf Millisekunden exakt und rhythmisch ausgeführt werden müssen – insbesondere im Team, wenn Angelika Bußmann und ihre Mitstreiterinnen als Trio all dass möglichst perfekt und synchron zeigen müssen.

Die Aufregung sei schon da, sagt Bußmann, allerdings wohl eher bei den unerfahreneren Athleten des 40-köpfigen Team Deutschland – nach Angaben der Deutschen Taekwondo Union das größte, das jemals für eine WM nominiert wurde. „Unser Hotel liegt direkt an der Halle“, freut er sich. Dort, im „Hong Kong Coliseum“, wird wohl eine rekordverdächtige Kulisse von mehreren tausend Zuschauern, die insgesamt rund 1900 Starter aus 80 Ländern anfeuern – ebenfalls Superlative für die Sportart, bei der nicht wie beim olympischen Zweikampf der Kampf an sich, sondern die Technik und die „Kampfkunst“ im Vordergrund stehen.

Achte WM-Teilnahme für Michael Bußmann



Allerdings gebe es diesmal auch ein neues Reglement, das ein wenig Bewegung in die Sache bringen könnte. Man tritt in Ausscheidungsrunden gegeneinander an. Es geht also nicht mehr nur um hohe Wertungen und die beste Ausführung, sondern auch ein wenig um Losglück und das Duell gegen den jeweiligen Gegner. „Ich bin selbst gespannt, wie das wird“, sagt Routinier Bußmann, der selbst schon an sieben Weltmeisterschaften teilgenommen hat und dabei zwei WM-Titel sowie eine Bronzemedaille gewonnen hat.

Für Michael Bußmann wird es an diesem Samstag in der „Morgen-Session“ ernst – beziehungsweise wurde. Denn China ist durch die Zeitverschiebung sieben Stunden voraus. Um 7.30 Uhr Ortszeit, also kurz nach Mitternacht deutscher Zeit, ging es in die Halle, ehe dann in den folgenden Stunden die Wettkämpfe begannen. Dabei war der 52-Jährige im Paarlauf (U 60) mit Heekyung Reimann dran und rechnete sich dabei gute Chancen aus. Am Sonntag tritt er dann im Einzel an. Seine Frau Angelika ist am Montag gemeinsam mit Bärbel Bäurle und Bianca Schönemeier im Team U 50 dran – ebenfalls mit Medaillenchancen. Am Dienstag tritt dann Frank Marohn bei den Männern über 65 an. In der Taekwondoabteilung des PSV Eichstätt werden sicher nicht wenige der rund 160 Mitglieder und rund 90 Aktiven die Auftritte im Livestream verfolgen – und dabei fest die Daumen drücken, dass sich die Medaillenhoffnungen bei der WM der Superlative auch erfüllen.

EK