Eine Ära geht zu Ende
Topscorer und einer der Aufstiegshelden: Claus-Jürgen Ludwig hört bei den Green Devils Schrobenhausen auf

07.09.2024 | Stand 07.09.2024, 0:22 Uhr |

Claus-Jürgen-Ludwig im Jahr 2024. Foto: M. Schalk

Knapp 10000 Punkte dürfte Claus-Jürgen Ludwig im Laufe seiner Karriere im Basketball-Seniorenbereich gemacht haben. Grob überschlagen. Auf jeden Fall waren es eine ganze Menge, die allermeisten davon für die Green Devils Schrobenhausen. Vorerst ist nun Schluss damit, denn der 36-Jährige hat vor der in gut einem Monat beginnenden Saison seinen Rücktritt erklärt. Damit endet im Schrobenhausener Basketball endgültig eine Ära.

Entscheidung zwischen Herz und Kopf

„Irgendwann ist es eben mal so weit“, sagt Claus-Jürgen Ludwig und schluckt. Leicht ist ihm dieser Schritt nicht gefallen, das merkt man im Gespräch ziemlich schnell. Ludwig nennt es eine „schleichende Entscheidung“, die er im Laufe der vergangenen Wochen und Monate getroffen habe. Und eine klassische „Herz-oder-Kopf-Entscheidung“. Das Herz sage ihm manchmal schon noch, dass er Lust auf Weiterspielen hat. Der Kopf spreche eher dagegen. „Ich glaube, dass jetzt ein ganz guter Zeitpunkt ist“, meint er dann.

Warum das so ist? Das fragt sich nicht nur der neue Trainer der Green-Devils-Herren, Peter Trübswetter, der Ludwig in der Phase des Umbruchs gerne noch dabeigehabt hätte (siehe Kasten), sondern wohl auch ein Großteil der Schrobenhausener Basketballfans. „Man wird ja nicht jünger“, erklärt Ludwig. Er habe sich immer vorgenommen, zu einem Zeitpunkt aufzuhören, an dem er selbst noch fit und sportlich auf gutem Niveau sei. Das ist er, als Bayernligatopscorer der vergangenen Saison, definitiv. Angebote habe es deshalb nach dem Abstieg der Green Devils auch von anderen, höherklassigen Teams gegeben. Das sei einerseits reizvoll, aber irgendwie, sagt Ludwig, „soll es auch dort enden, wo es angefangen hat“. In Schrobenhausen sowieso. Aber auch in der Bezirksoberliga, in der der damals gerade 17-Jährige seine ersten Einsätze für das zweite Herrenteam bekommen hatte, und in der die Green Devils nach ihrem Abstieg in der Vorsaison nun wieder spielen.

Der Letzte aus dem legendären Meisterteam

Im Schrobenhausener Basketball endet damit eine Ära. Das ist sicher nicht zu hoch gegriffen, wenn man bedenkt, dass sich mit Ludwig der Letzte aus dem legendären Meisterteam von 2013/14 verabschiedet, das damals unter Coach Andi Bernitt in die 2. Regionalliga aufgestiegen war. Ähnlich wie Sebastian Ritzer, der vor zwei Jahren seine Karriere beendet hatte, war Ludwig in den vergangenen Jahren auch immer eine Art Bindeglied zwischen den „alten“ Schrobenhausener Basketballgrößen der damaligen Zeit und der jetzigen Generation. Und: Einer, der − egal, in welcher Liga, unter welchem Trainer und mit welchen Teamkollegen – seine Leistung brachte und vor allem viele Punkte für die Green Devils machte. Selbst nach der „Umschulung“ unter Coach Florian Breitkreutz, der den starken Distanzschützen vom Flügel auf die Position des Power Forwards setzte. Das habe ihn, dessen Stärke früher vor allem das dynamische Fastbreak-Spiel war, noch einmal in anderen Bereichen weitergebracht, sagt Ludwig.

Gelernt habe er auch bei allen Trainern zuvor eine Menge. Und mit ihnen allen schöne Erinnerungen gesammelt. Die herausragendsten? „Das waren schon die besonderen Momente der Aufstiegssaison“, erzählt Ludwig und lächelt. Auch wegen des gesamten Hypes um das Green-Devils-Team, der vor etwa zehn Jahren – mit Fanbussen zu Auswärtsmatches und einer mit bis zu 600 Leuten gefüllten Mittelschulhalle bei Heimspielen – seinen Peak erreicht hatte. „Seitdem“, sagt Ludwig, „hat sich einiges gewandelt. Und es wurde auch einiges versäumt.“

Zum Abschied auch ein paar kritische Worte

Auch das ist Claus-Jürgen Ludwig: Jemand, der sich immer kritisch geäußert hat. In erster Linie zu seinen eigenen Leistungen, aber auch, was Strukturen und Entwicklungen in Verein und Mannschaft betrifft. 2012 wollte er deshalb „etwas Neues versuchen“, wie er sagt, spielte eine Saison lang für die BG Leitershofen/Stadtbergen, um dort festzustellen, „dass es doch das Familiäre ist, was ich für das Basketballspielen brauche“. Doch in dieser Hinsicht, das sagt Ludwig heute ganz offen, habe sich auch in Schrobenhausen inzwischen etwas verändert.

Ein Wort, das Ludwig im Gespräch immer wieder benutzt, lautet „Wertschätzung“. Natürlich nicht im monetären Sinne. Ein paar Erinnerungen verdeutlichen ganz gut, was er meint: Als er in jungen Jahren erstmals Ligatopscorer geworden war, habe ihm der damalige Abteilungsvize Gerhard Schormair eine Plastikkanone (in Anlehnung an die Torjägerkanone der Fußballer) mit ein paar persönlichen Worten geschenkt. „Es sind diese vermeintlichen Kleinigkeiten“, sagt Ludwig, die man aber als Indikatoren nehmen könne. Dazu zählt der Schrobenhausener auch, dass die Heimspiele keine Events mehr seien wie früher, mit Aufwärmmusik, Hallensprecher und Spieltagsflyern. „Das alles steht für mich symbolisch für eine Entwicklung“, sagt er. Der beste Beleg für seine These ist wohl der manchmal traurige Blick in die Halle bei Heimspielen der vergangenen Jahre. Vieles davon sei der normale Lauf der Dinge. Manches, das sieht übrigens nicht nur Ludwig so, sei aber auch hausgemacht.

Ziel: Gründungeiner Ü35-Vertretung

Ludwig geht deshalb aber nicht im Unfrieden. „Ich hoffe ja, dass das in Zukunft wieder besser wird“, sagt er. Das junge Team habe „viel Potenzial“, er werde sich „bestimmt einige Spiele anschauen“. Ob es dann nicht wieder juckt? „Im Notfall“, berichtet er, habe er Peter Trübswetter zugesichert, noch mal auszuhelfen. Doch im Grunde war‘s das, zumindest in der ersten Mannschaft. „Die Jungen sind jetzt dran. Sie sollen übernehmen.“

Weiter Basketballspielen, das kommt für den Schrobenhausener nach 20 Jahren im Herrenbereich und insgesamt knapp 30 Jahren aber schon noch infrage. Wie Ludwig verrät, würde er gerne eine Ü35-Mannschaft beim SSV gründen. Kandidaten für deren Besetzung gäbe es im Green-Devils-Kosmos ja genügend. Ein bisschen könnte eine erfolgreiche Schrobenhausener Basketball-Ära auf diese Weise also doch noch weiterleben.

SZ

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